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Auf Befehl des Königs

Auf Befehl des Königs

Titel: Auf Befehl des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Brisbin
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der Gegenwart wissen. Marguerite verdrängte die Gefühle, die ihr das Herz wärmten, nahm den Umhang von den Schultern, hielt ihn Orrick hin und wartete, bis er ihn entgegennahm.
    "Mylord, ich ziehe mich nun zurück. Es war ein langer und anstrengender Tag für mich."
    Sie hatte das dringende Bedürfnis, Henry einen Brief zu schreiben. Bereits im Gehen begann sie, den Wortlaut zu formulieren. Nach wenigen Schritten rief Orrick ihr nach.
    "Mylady? Bevor Ihr geht, habe ich noch einen Wunsch."
    Sie holte tief Luft und versuchte ihre Befürchtungen zu verdrängen, wie dieses Ansinnen wohl lauten könnte. Erst als sie Mut gefasst hatte, drehte sie sich noch einmal um.
    "Mylord?"
    "Eigentlich habe ich zwei Bitten an Euch. Die erste", er näherte sich ein paar Schritte, "betrifft Bruder Wilfrid. Er wurde nicht wie viele seiner Mitbrüder schon als Knabe im Kloster ausgebildet, deshalb lassen seine Lateinkenntnisse zu wünschen übrig."
    "Warum lasst Ihr ihn nicht durch einen gebildeten Mönch ersetzen?", fragte sie.
    "Er ist bei meinen Leuten wegen seiner Heilkunst sehr beliebt, deshalb möchte ich ihn nicht fortschicken." Sie ahnte nicht, worauf er hinauswollte, ob er sich gar lustig über sie machte. Er fuhr fort, ehe sie ihn danach fragen konnte. "Da Ihr Latein in Schrift und Sprache beherrscht, würde ich Euch bitten, die Listen der Heilkräuter für ihn ins Englische zu übersetzen."
    "Wäre das nicht eine Arbeit für Euren Schreiber, Mylord?" Marguerite konnte sich nicht erklären, warum sie ihr Einverständnis verweigerte, aber irgendwie breitete sich Beklommenheit in ihr aus. "Dazu würde er neben seinen Schreibarbeiten gewiss Zeit finden, meint Ihr nicht?"
    "Bruder Wilfrid hat bis vor kurzem den Dienst des Schriftführers verrichtet." Orrick nahm ihre Hand. "Der Gute wird ein wenig alt und klapprig. Leider kann Abt Godfrey zur Zeit keinen Ordensbruder entbehren, um ihn zu ersetzen. Ich brauche jemanden, zumindest vorübergehend, der Wilfrid hilft, die Arzneilisten zu lesen, welche wir aus dem Kloster erhalten. Wäre das nicht eine lohnende Aufgabe für Euch mit Eurer umfassenden Bildung?"
    Vermutlich wählte er ihre eigenen Worte absichtlich, um ihre Zustimmung zu erhalten. Im Grunde genommen eine Tätigkeit, die ihr keine Schwierigkeiten bereiten sollte. Nachdem Orrick sich ihr gegenüber großzügig und entgegenkommend erwiesen hatte, konnte sie ihm die Bitte eigentlich nicht abschlagen, sofern sie nicht boshaft und kleinlich erscheinen wollte. Diesen Eindruck mochte sie zu ihrem eigenen Erstaunen keinesfalls erwecken.
    "Ich bin bereit, es zu versuchen, Mylord. Falls der fromme Mönch keine Einwände hat, mit einer Frau als Gehilfin zu arbeiten."
    "Hierin sehe ich kein Hindernis. Wilfrid hatte es viele Jahre mit meiner Mutter zu tun." Nun klang Orrick wieder heiter. Er wollte sie necken.
    "Und wenn er mich verachtet?"
    Marguerite stellte die Frage nicht unbedacht. Viele der hohen geistlichen Würdenträger hatten ihren Tadel über gebildete Frauen freimütig geäußert. Zumal über Frauen, die ihren Geist und ihre Schönheit dafür einsetzten, Ziele zu erreichen, die ihnen ohne diese Gaben nicht zugänglich gewesen wären. Einer der Prälaten bei Hofe hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, Marguerite in Abwesenheit des Königs mit Schmähungen zu überschütten. Dreiste gottlose Hure von Babylon waren seine Worte, mit denen er sie begrüßte. Dabei zischte er sie so leise, dass nur Marguerite sie hören konnte. Seine gemeinen Anspielungen trafen sie jedes Mal bis ins Mark. Selbst jetzt in Erinnerung an seinen Hass und seine Verachtung durchfuhr sie ein Schauder.
    "Nein", antwortete Orrick und schüttelte den Kopf. "Wilfrid ist eine fromme Seele und wird Eure Hilfe dankbar annehmen."
    Sie schreckte vor der Wärme in Orricks Tonfall zurück. Der Drang, sich in Sicherheit zu bringen, verstärkte sich. Sie nickte knapp und wandte sich erneut zum Gehen. "Ich suche ihn morgen auf."
    "Da wäre noch meine zweite Bitte." Orricks Auftreten war nun bestimmter geworden.
    "Mylord?" Sie wartete.
    "Ich wünsche, dass Ihr mit meinen Leuten englisch sprecht. Nur solange Ihr hier seid, natürlich."
    Erst jetzt, da er von Normannisch in Englisch wechselte, wurde ihr bewusst, dass sie sich die ganze Zeit in ihrer Sprache unterhalten hatten. Wieder lag dieser Anflug von Belustigung in seiner Stimme. Ohne Kommentar und zustimmendes Zeichen ging sie zur Tür des Turms.
    "Mylady?", rief er ihr nach, so laut, dass der Wachsoldat ihr den

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