Auf Befehl des Königs
wärst."
"Das ist nur Gavins Schuld. Er war es doch, der mir geraten hat, dir im Bett Gehorsam beizubringen." Orrick setzte sich auf und lehnte sich gegen das geschnitzte Kopfteil des Bettes. "Da wir gerade von ihm sprechen, ich habe einen Brief von ihm erhalten. Warte, ich hole ihn." Er kroch aus dem Bett und tappte auf nackten Füßen ins Nebenzimmer.
Margaret strich sich das Haar aus dem erhitzten Gesicht und zog die Bettdecke hoch. Orrick kam wieder, setzte sich neben sie, kramte in seiner Reisetasche, fand den Brief und gab ihn ihr. Beim Lesen lachte sie über Gavins Schilderung seiner Hochzeitsnacht.
"Geschieht ihm ganz recht!", rief sie schadenfroh. "Ich freue mich, dass seine Braut kein naives törichtes Ding ist. Offenbar hat sie Mumm in den Knochen und weiß mit ihm umzugehen."
Kurz nachdem das Paar im letzten Jahr aus Carlisle in Silloth eingetroffen war, hatte Margaret mit Gavin Frieden geschlossen, und die beiden hatten sich sogar angefreundet. Was sie nicht daran hinderte, ihm eine Heirat zu wünschen. Sie hatte sich diebisch gefreut, als er von seiner Familie nach Schottland gerufen wurde, um sich zu verehelichen. Der Name seiner Braut war Nessa, die ihren Herrn Gemahl offenbar ganz schön am Bändel führte.
"Es ist zwar ein wenig spät für ein Präsent anlässlich der Geburt unseres Sohnes, aber ich hoffe, es gefällt dir. Hier, das habe ich dir mitgebracht."
Orrick überreichte ihr eine kleine Lederschatulle. Beim Öffnen des Deckels zitterten ihr die Hände. Auf blauem Samt lag ein goldenes Halsband, gefasst mit kleinen Edelsteinen in Margarets Lieblingsfarben. Ein hübscher Schmuck, den sie jeden Tag tragen konnte, nicht so aufwändig und kostbar wie der Halsschmuck, den sie von ihrer Mutter geerbt hatte.
"Wie hübsch! Tausend Dank, Orrick, ich werde die Kette in Ehren halten."
"Das eigentliche Geschenk kommt noch. Hier ist es." Er hielt ein größeres Paket hoch, das in Wachstuch eingeschlagen war.
Tränen traten ihr in die Augen, da sie ahnte, was das Päckchen enthielt. Als sie ihm gelobt hatte, ihm eine gute englische Ehefrau zu sein und die englische Version ihres Namens angenommen hatte, hatte Orrick ihr seinerseits versprochen, sich bei ihr mit einer hübschen Gabe zu bedanken. Unter dem Tuch kam ein neues Stundenbuch zum Vorschein. Auf der ersten Seite war ihr Name in Goldlettern geprägt, Lady Margaret of Silloth. Die Widmung unter ihrem Namenszug ließ sie vor Rührung weinen – die geliebte Gemahlin von Orrick.
"Aber, aber. Ich will dir damit eine Freude machen. Wenn du jedes Mal in Tränen über ein Geschenk von mir zerfließt, muss ich damit aufhören."
Orrick hielt ihr einen Zipfel des Lakens hin, und sie trocknete ihre Tränen. Er nahm ihr das Buch aus der Hand und legte es auf das geschnitzte Lesepult, das er für sie hatte anfertigen lassen. Dann nahm er die Halskette aus dem Etui und legte sie ihr um. Margaret hielt ihre Haarfülle hoch, damit er den Verschluss fand. Als er sie betrachtete mit so viel Liebe im Blick, kamen ihr wieder Tränen in die Augen.
"Ich habe nichts, was ich dir schenken könnte, um mich für deine Großzügigkeit erkenntlich zu zeigen", flüsterte sie und betastete die kühlen Edelsteine an ihrem schlanken Hals.
"Was redest du? Du hast mir einen Sohn geschenkt. Den prachtvollsten Sohn, den England je gesehen hat", erklärte er in väterlichem Stolz. "Dabei fällt mir ein …" Er drehte die Tasche um und schüttelte sie, bis ein Pergament herausfiel. "Wir haben von ihr gesprochen, aber nun bringe ich dir Neuigkeiten von ihr."
"Von Geneviève?", fragte Margaret aufgeregt. Ihre Tochter mit dem König war ein Jahr älter als ihr Sohn. Sie hatte sie seit dem Tag ihrer Geburt nicht gesehen. Da es nicht möglich war, sie zu sich zu nehmen, war das Kind in der Obhut ihrer Schwester Dominique im Kloster geblieben.
"Von Godfrey erfuhr ich, dass in der Nähe von Carlisle ein neues Kloster der Benediktinerinnen gegründet wurde. Dominique wurde zur Stellvertreterin der dortigen Äbtissin ernannt."
"Aber sie ist noch so jung!"
"Offenbar ist ihr durch die Fürsprache einer hoch gestellten Persönlichkeit diese bevorzugte Position zuteil geworden."
Henry. Hinter dieser Entscheidung steckte gewiss der König.
"Dem Kloster ist auch ein Trakt für weltliche Stiftsdamen angeschlossen, wie in den anderen Häusern dieses Ordens."
Margaret sah ihn verwundert an, wusste zunächst nicht, was sie damit anfangen sollte. Doch dann ging ihr ein Licht auf.
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