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Auf Befehl des Königs

Auf Befehl des Königs

Titel: Auf Befehl des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Brisbin
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Weg versperrte und erst beiseite trat, nachdem Lord Orrick ihm ein Zeichen gegeben hatte.
    "Noch eine Forderung, Mylord?" Marguerite fuhr herum und verschränkte ungeduldig die Arme vor der Brust. "Es war von zwei Bittgesuchen die Rede."
    "Hierbei handelt es sich eigentlich um einen Befehl." Orrick war in drei langen Schritten bei ihr, stand ihr nun so nah, dass sie gezwungen war, den Kopf zu heben, um seinem Blick zu begegnen. Sein Mund war dem ihren gefährlich nahe.
    "Ich verlange, dass Ihr mich beim Vornamen nennt, wenn wir allein sind."
    Seine sonore Stimme entfachte eine befremdliche Hitze in ihr. Dieser Mann übte gelegentlich einen gefährlichen Reiz auf sie aus. Die Empfindungen, die sie durchströmten, machten ihr Angst. Sie mochte sich nicht zu ihm hingezogen fühlen; wollte von hier fort und ihn samt seinen Leuten und dieser kalten Burg für immer vergessen.
    Ein Knoten schnürte ihr die Kehle zu, ihr Puls beschleunigte sich. Aus Furcht, ihre Stimme würde sie verraten, verneigte sie sich nur stumm und trat ein paar Schritte zurück. Nach einem gewissen Sicherheitsabstand machte sie kehrt und stieß die Tür auf. Als ihr später zu Bewusstsein kam, dass sie geflohen war wie ein verängstigter Hase, machte sie den kalten Wind dafür verantwortlich, nicht aber den Mann, der ihr etwas nachgerufen hatte.

11. Kapitel
     
    Orrick verließ den Wehrgang, nachdem Marguerite Hals über Kopf das Weite gesucht hatte. Er begab sich in die Schreibstube im ersten Stockwerk des Wohnturms, wo er Gavin vorfand, da die Freunde sich zu einem Besuch im Dorf verabredet hatten. Allerdings hatte Orrick sich durch die Begegnung mit seiner Frau ein wenig verspätet, und die Einblicke, welche er im Gespräch mit ihr gewonnen hatte, ließen ihn seine Pläne ändern.
    Als er die Tür öffnete, lag Gavin vornübergebeugt über dem Tisch, den Kopf auf den Ellbogen, und schnarchte.
    Orrick nahm den Krug, den Gavin umfangen hielt, goss sich einen Becher Wein ein und setzte sich dem schlafenden Freund gegenüber. Dies war ein seltsames Ende eines ungewöhnlichen Tages. Er überlegte, ob er Gavin wecken sollte, ließ ihn aber dann doch ruhen, unschlüssig, ob er all die Fragen beantworten wollte, die Gavin ihm hier, wo die beiden ungestört waren, stellen würde. Gewiss wäre er noch wissbegieriger als vor ein paar Stunden auf dem Übungsplatz, nachdem er die Bestrafung der zwei Männer angeordnet hatte.
    Hatte Marguerite zugelassen, dass die ihr zugefügte Kränkung den eisigen Panzer durchbrach, mit dem sie sich umgab? Obwohl keiner der Beteiligten den Wortlaut der Schmähungen gestanden hatte, konnte Orrick sich denken, was gesagt worden war. Viele Höflinge an Henrys Hof hatten ihm gegenüber offen ausgesprochen, was über Marguerite gedacht wurde. Bei seiner ersten Begegnung mit ihr hatte Orrick den Eindruck gehabt, ihre kühle Ausstrahlung verberge ein noch kälteres Herz. Nachdem er sie und ihre inneren Kämpfe in den letzten Wochen beobachtet hatte, war er sich dessen nicht mehr so sicher.
    Mit ihrem heutigen Einschreiten hatte sie tieferes Mitgefühl für andere bewiesen, als er ihr zugetraut hätte, wobei er sich nicht sicher war, wem ihre Anteilnahme galt. Andererseits hatte sie ihm mit ihrem Erscheinen auf den Burgzinnen bei Sonnenuntergang ein Zeichen der Hoffnung gegeben.
    Was würde sie denken, wenn sie herausfand, dass er sie belogen hatte?
    Er hatte nicht den Wunsch gehabt, bei den Männern Nachsicht zu üben. Sein Zorn hatte nach ihrem Blut geschrien, ja sogar nach ihrem Tod wegen der Erniedrigungen, die sie ihr angetan hatten. Sein Vater war in seinen letzten Lebensjahren darum bemüht gewesen, Orrick das Prinzip der christlichen Barmherzigkeit auszutreiben, welches ihm im Kloster eingeschärft worden war, denn er hielt diese Milde für eine bloße Schwäche seines Sohnes. Doch das war ihm nur wenig gelungen: Orricks Entscheidungen waren tatsächlich zum Großteil von den Lehren der Kirche geprägt und beeinflusst. Doch all die fromme Erziehung, seine angeeignete Selbstbeherrschung waren vergessen und zunichte, als er erfuhr, dass Marguerite von seinen Leuten auf das Schändlichste beleidigt worden war.
    Ihr Vorwurf, er würde genauso über sie denken wie seine Mannen, hatte ihn wie ein Dolch ins Herz getroffen. Er hatte erkannt, dass seine Rage und die Bestrafung seiner Soldaten im Grunde aus Wut auf sich selbst geschahen, weil er sich ihr gegenüber falsch verhalten hatte.
    Zugegeben, mit ihrer Verachtung hatte sie

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