Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf Befehl des Königs

Auf Befehl des Königs

Titel: Auf Befehl des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Brisbin
Vom Netzwerk:
nutzen. Weitaus eindringlicher wünschte er sich, sie möge ihr Herz der Liebe öffnen, die er für sie hegte und mit ihr teilen wollte.
    Während er die Essensreste in die Tasche packte, in Hose und Stiefel stieg und sich Wams und Tunika überstreifte, stieg ein bitteres Lachen in ihm auf. In seinen Bemühungen, nichts für sie zu empfinden, war er kläglich gescheitert.
    Seit seiner ersten Begegnung stand er in ihrem Bann. Zorn, Mitleid, Bewunderung, Groll, Zärtlichkeit, Herausforderung und ein berauschendes Verlangen nach ihr waren nur einige der Gefühle, die diese Frau in ihm auslösten. Er konnte sich nicht erklären, wieso er sie so leicht durchschaute, zumal sie ihre Ängste nicht einmal sich selbst eingestehen wollte und ihre Bedürfnisse kategorisch ablehnte und unterdrückte.
    Bereits als Knabe verfügte er über eine enorme Menschenkenntnis und konnte anderen tief ins Innere blicken. Schon damals war er der Friedensstifter in Auseinandersetzungen zwischen seinen älteren Brüdern gewesen. Gerade dieses Harmoniebedürfnis machte es ihm als Lord von Silloth schwer, gewisse Entscheidungen zu treffen. Es war ihm gelegentlich unmöglich, Menschen zu bestrafen, selbst wenn ihm das Recht der Vergeltung zustand, da er die Motive und Absichten hinter einem Vergehen instinktiv erfasste. Er neigte auch nicht zur Unbesonnenheit, nicht einmal aus Wut oder Ärger. Nur in Marguerites Fall drohte er zuweilen die Beherrschung zu verlieren.
    Sein Einfühlungsvermögen befähigte ihn, ihre Liebeserklärungen für den König gleichmütig hinzunehmen. Sogar ihre beharrliche Behauptung, dass sie nicht lange in Silloth bleiben würde, ließ ihn kalt. Marguerite hatte schwere seelische Wunden erlitten, Verletzungen, die sie daran hinderten, das zu erkennen und anzunehmen, was Orrick ihr zu geben bereit war. Vielleicht würde sie eines Tages zur Einsicht kommen.
    Ihm blieb jedenfalls keine andere Wahl, als geduldig abzuwarten und sie behutsam zu einer Entscheidung hinzuführen, die nur sie allein treffen konnte. Seine Zuversicht bestand darin, dass sie sich für eine Zukunft an seiner Seite entscheiden würde, wenn erst ihre Seele und ihr Herz wieder geheilt waren.
     
    Marguerite reagierte nicht anders als erwartet – sie schloss sich in ihr Gemach ein und schrieb wieder in fiebriger Hast Briefe an jene Vertrauten bei Hofe, von denen sie sich Fürsprache beim König verhieß. Sie nahm die Mahlzeiten in ihrem Zimmer ein und weigerte sich, jemanden zu empfangen.
    Alle Bewohner der Burg litten unter der gespannten Stimmung zwischen dem Burgherrn und seiner Gemahlin. Sogar Wilfrid bedachte Orrick mit einem finsteren Blick, als er dem Mönch mitteilte, er müsse vermutlich ein paar Tage auf Marguerites Hilfe verzichten. Edmee war erleichtert, den Arbeiten in Haus und Küche entfliehen zu können, als sie gerufen wurde, ausschließlich ihrer Herrin zu Diensten zu sein. Gavin hatte jeden Tag auf dem Kampfplatz anzutreten, wo er mit Orrick bis zur Erschöpfung Wehrübungen absolvieren musste, der darin die einzige Möglichkeit sah, seine überschüssige Energie und seine aufgestauten Aggressionen abzubauen.
    Erstaunlicherweise versuchten alle Bewohner, Marguerite aus ihrem Schneckenhaus zu locken. Selbstverständlich auch Orrick. Als Edmee erwähnte, wie unglücklich ihre Herrin über ihre tintenbefleckten Finger war, gab Bruder Wilfrid ihr eine Tinktur, mit der sich die Farbtupfer entfernen ließen. Nachdem Edmee sich bei Lady Constance beklagt hatte, mit der widerspenstigen Haarfülle ihrer Herrin allein nicht zurechtzukommen, schickte Lady Constance eine ihrer Zofen, um ihr zur Hand zu gehen. Orrick versuchte indessen, seine Gemahlin aufzuheitern, und gab ein neues Gewand für sie in Auftrag, um das Kleid zu ersetzen, welches sie sich bei der Arbeit in Bruder Wilfrids Werkstatt beschmutzt hatte, dazu eine Kattunschürze, um das neue vor Tinte zu schützen.
    Orrick erkannte, dass Marguerite sich in ein früheres Verhaltensmuster flüchtete. Wenn sie sich bedroht fühlte, vergrub sie sich in ihrem Zimmer, um in sich zu gehen. Nach einer gewissen Zeit tauchte sie ein wenig verändert wieder auf. Zu seiner Verwunderung erschien sie diesmal bereits zwei Tage später zum Nachtmahl in der Halle.
    Bei ihrem Eintreten erhob er sich gemeinsam mit allen Anwesenden. Während er sie zu ihrem Platz führte, bewunderte er ihre atemberaubende Schönheit. Ihr goldenes Haar war geflochten und zu einem kunstvollen Gebilde aufgesteckt, darüber wurde

Weitere Kostenlose Bücher