Auf Befehl des Königs
Tür und ließ sie spüren, welches Verlangen sie in ihm hervorrief. Sie war keine Jungfrau und wusste, wie heiß er sie begehrte. Sie musste nur Ja sagen.
In die Benommenheit seiner sinnlichen Phantasien drang plötzlich der erschreckende Gedanke, dass er im Begriff war, seine Gemahlin im dämmrigen Gang vor der Kammer eines frommen Mönches zu lieben. Orrick trat hastig einen Schritt zurück, Marguerite lehnte sich geschwächt an ihn. Behutsam löste er ihre Finger von sich und versuchte, ihren verschobenen Schleier zurechtzurücken, mit dem Erfolg, dass das vermaledeite Ding ihr endgültig vom Kopf rutschte. Unversehens wurde die Tür von innen geöffnet, beide verloren die Balance und taumelten in die Kammer.
"Mylord. Mylady. Tretet ein und seid mir willkommen", grüßte Wilfrid hocherfreut. "Ich scheine das Klopfen überhört zu haben. Meine Tür ist stets für Euch offen."
Orrick begegnete Marguerites Blick, und beide lachten verlegen. Sie wussten, was der gute Mönch als Pochen missverstanden hatte. Marguerite fasste sich wieder und steckte den Schleier fest. Orrick begriff, dass er nun gehen sollte. Er nickte und trat auf den Gang.
"Mylady?", sagte er mit belegter Stimme und wartete, bis Marguerite sich umdrehte. "Auch meine Kammer steht Euch jederzeit offen."
Marguerite errötete. Ein gutes Zeichen. Sie hatte seine Einladung verstanden. Orrick zog die Tür zu und entfernte sich, zufrieden mit sich und der Welt.
In den nächsten vierzehn Tagen ließ er jede Nacht die Verbindungstür einen Spalt geöffnet. Als ihre nächste Monatsblutung einsetzte und sie den Schlaftrunk seiner Mutter wieder brauchte, mutmaßte er, sie würde Trost bei ihm suchen. Aber nichts geschah.
Sie nahmen die Mahlzeiten gemeinsam ein, begegneten einander tagsüber, aber ihre Treffen waren höflich und kurz. Marguerite hielt sich im Haus oder im Burghof auf, ohne dem Dorf je einen Besuch abzustatten. Sie arbeitete weiterhin mit Wilfrid, verbrachte ein paar Stunden des Tages im Altan bei seiner Mutter und deren Gesellschaftsdamen, stickte am neuen Wandteppich für die Halle und verhielt sich in jeder Hinsicht wie eine untadelige Ehefrau – nur in einer nicht.
Orrick war bekannt, dass seine Mutter sie aufgefordert hatte, ihre rechtmäßige Position als Burgherrin auf Silloth einzunehmen. Marguerite jedoch blieb zurückhaltend und übernahm keine Aufgaben, die das Haus oder die Leute betrafen. Als die Erntezeit nahte, überließ sie es Lady Constance und Norwyn, die Vorbereitungen zur Ernte zu treffen, das Einmachen von Obst und Gemüse zu beaufsichtigen, Fleisch und Fisch zu pökeln und Vorräte für den bevorstehenden Winter anlegen zu lassen.
Orrick erwartete mittlerweile ungeduldig die Rückkehr seiner Soldaten aus der Normandie. Er erhoffte sich von den Neuigkeiten, die sie bringen würden, dem Stillstand seiner Beziehungen mit Marguerite ein Ende bereiten zu können. Doch nach einem weiteren Monat vergeblichen Wartens begannen seine Hoffnungen zu schwinden.
Jetzt im Herbst war das Meer zu kalt und rau geworden, um täglich darin zu schwimmen. Gavin weigerte sich seit Neuestem, sich mit ihm auf dem Turnierplatz zu messen. Er wusste nicht mehr, wie er seine innere Spannung, die sich täglich mehr und mehr anstaute, loswerden sollte. Ardys hatte ihm zwar deutlich zu verstehen gegeben, dass er ihr auch als verheirateter Mann im Bett willkommen sei, aber Orricks Gefühle für die dralle Witwe hatten sich mit seiner Eheschließung abgekühlt. Die Frau, die er begehrte, schlief jede Nacht durch eine halb offene Tür von ihm getrennt, ohne je die geringsten Anstalten zu machen, die kurze Entfernung zu überbrücken.
Nachdem er endlich eingesehen hatte, dass seine Bemühungen vergeblich waren, eine eheliche Beziehung mit Marguerite aufzubauen, resignierte er und beschloss, die Gesellschaft der Witwe zu suchen. Nachdem Marguerite sich zur Nacht zurückgezogen hatte, machte er sich gemeinsam mit Gavin auf den Weg ins Dorf.
14. Kapitel
Mitten in der Nacht schreckte Marguerite hoch, von einem anhaltenden Klopfgeräusch geweckt, das aus dem Nebengemach zu kommen schien. Schlaftrunken kroch sie aus dem Bett, schlüpfte in ihr Hauskleid und tappte auf bloßen Füßen zur Verbindungstür, die nachts offen blieb seit dem Tag, an dem Orrick sie unmissverständlich zu sich eingeladen hatte. Sie stieß die Tür etwas weiter auf. Das Klopfen verstärkte sich.
Leise rief sie seinen Namen, trat ein, doch das Zimmer war leer, sein Bett
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