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Auf Befehl des Königs

Auf Befehl des Königs

Titel: Auf Befehl des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Brisbin
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Orrick."
    "Schon besser. Der Grund ist ganz einfach, Marguerite. Ihr habt in den letzten Wochen jeden Tag bei Wilfrid in der Studierstube geholfen, und ich dachte, ein Ausflug in der frischen Luft würde Euch gut tun."
    "Ich mache täglich einen Spaziergang", widersprach sie.
    "Vom Haus zur Kapelle und wieder zurück. Aber soweit ich weiß, habt Ihr die Burgmauern nicht verlassen und wart noch nie in unserem Dorf. Ihr seid keine Gefangene auf Silloth. Warum schränkt Ihr Euch so ein?"
    Orrick griff in den Lederbeutel, holte Käse heraus, brach ein Stück davon ab und bot es ihr an. Während er sich Käse in den Mund schob und kaute, musterte er sie scharf, als erwarte er eine Lüge von ihr. Sie verschluckte sich und hustete. Orrick reichte ihr den Weinschlauch, sie trank einen Schluck.
    "Ich hatte keine Veranlassung, ins Dorf zu gehen."
    Sie wünschte, er würde sie nicht so bohrend ansehen und keine weiteren Erkundigungen anstellen. Hörte er es doch nicht gerne, wenn sie sagte, dass sie von hier fort wollte, und ihm versicherte, wie fest sie an Henrys Treue glaubte. Weshalb quälte er sie und sich mit seiner Neugier? Als er nachforschen wollte, legte sie ihm abwehrend die Hand an die Brust.
    "Mylord … Orrick. Ich bitte Euch, mir keine Fragen zu stellen, deren Antworten Euch nicht froh machen."
    Sie beobachtete, wie sein Blick sich auf ihre Hand richtete. Erst jetzt wurde sie sich der Vertraulichkeit ihrer Berührung bewusst. Wie hässlich ihre befleckten Finger waren! Erschrocken zog sie die Hand zurück und versteckte sie beschämt im Ärmel ihres Kleides.
    Berthildes strenger Tadel schoss ihr durch den Sinn.
    Die Hände einer Dame haben stets blütenweiß und zart zu sein. Nur eine Bäuerin hat schmutzige Hände. Eine Frau von Welt trägt stets saubere Kleidung und verbirgt ihr untadelig frisiertes Haar unter Schleier und Haube.
    "Warum versteckt Ihr Eure Hände?" Orrick schob ihr sanft den Gewandsaum zurück.
    "Die Erzieherin, die mein Vater ins Haus genommen hatte, um mir feine Lebensart und untadeliges Benehmen beizubringen, wäre entsetzt beim Anblick meiner tintenbeklecksten Finger und hätte mich streng bestraft. Ich hätte es nie gewagt, mit unsauberen Händen aus dem Haus zu gehen."
    Er nahm ihre Hände zwischen die seinen und wartete, bis Marguerite sie ansah. Schuldbewusst dachte sie, dass sie sich und ihrem Vater Schande zufügte, da sie in letzter Zeit so wenig auf ihr Äußeres achtete.
    "Niemand muss sich seiner Hände schämen, wenn sie Spuren ehrlicher Arbeit tragen."
    "Das stimmt nicht, My… Orrick. Vorbildliche Haltung, einwandfreies Benehmen und Aussehen unterscheiden eine Dame edlen Geblüts von einer einfachen Bauernmagd."
    "Solche Regeln mögen in dem Land gelten, in dem Ihr aufgewachsen seid, Marguerite, und am Hofe des Königs. Aber nicht hier in Silloth. Bei uns zählt das Werk, welches man für das Gemeinwohl leistet, mehr als das äußere Erscheinungsbild. Bei uns ist das, was und wer man ist, wichtiger als das, was man trägt und wie man sich gibt."
    Sie furchte die Stirn. Dieser Mann hatte seltsame Ansichten. Wie konnte er nur so reden? Bei Hofe …
    "Ich spreche schon wieder wie ein Schulmeister oder ein Mönch", erklärte er. "Da ich ein Barbar aus einer gottverlassenen Gegend abseits jeder Zivilisation bin, kann ich die überwältigende Wichtigkeit sauberer Hände und kunstvoll frisierter Haare nicht einsehen."
    Orrick stand auf, kehrte ihr den Rücken zu und hielt das Gesicht dem Wind entgegen, der vom Meer her wehte. Als er sich nicht wieder zu ihr umdrehte, erhob sie sich und trat neben ihn. Wieso konnte er das nicht einsehen?
    "Orrick", sagte sie und legte ihm die Hand auf den Arm. "Bitte hört mir zu. Ich wollte Euch mit meinen Worten nicht kränken. Aber ich schäme mich eben, wenn ich keine sauberen Hände habe. So bin ich nun mal."
    "Nein, Marguerite. Man hat Euch nur eingeschärft zu denken, dass Ihr so sein müsst."
    "Aber ich kenne nichts anderes. Ich will Euch nichts vormachen. So bin ich wirklich."
    Er nahm sie bei den Schultern und fixierte sie eindringlich. "Danach sehnt Ihr Euch? Wollt Ihr ernstlich zurück an einen Ort und zu Menschen, die Euch nach Äußerlichkeiten beurteilen und nicht nach Eurem Wesen und Euren inneren Werten? Zu Leuten, die Euch Schmeicheleien und affektierte Worte sagen, statt Euch ehrliche Gefühle entgegenzubringen?"
    "Ich …" Marguerite wollte ihm ins Gesicht schreien "Ja, ja, das will ich!"Aber die Worte blieben ihr in der Kehle

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