Auf Befehl des Königs
flüchtigen Seitenblick zu.
Er nahm sie bei den Schultern und drehte sie zu sich. "Marguerite, was immer Ardys mir in der Vergangenheit bedeutet haben mag, seit unserer Vermählung habe ich ihr Bett nicht aufgesucht. Sie ist nur eine gute Freundin. Und der Junge ist nicht mein Sohn. Sie ist Witwe und hat den Sohn ihres Bruders zu sich genommen."
Nun stand die steile Falte wieder auf ihrer Stirn. Glaubte sie ihm nicht? "Ich zeuge keine unehelichen Kinder. Ich habe keine Bastarde wie …" Er stockte mitten im Satz, hätte beinahe gestanden, dass er von ihrer Tochter mit dem Monarchen wusste.
"Wie Henry? Ja, er hat etwa zehn Kinder mit fünf verschiedenen Frauen, außer den acht Kindern, die ihm die Königin geboren hat." Bei ihrem Geständnis blickte sie durch Orrick hindurch. "Aber das wisst Ihr vermutlich längst. Wahrscheinlich war ich die einzige Person in seinem Königreich, die davon nichts ahnte."
Orrick dachte an ihre Worte bei ihrer ersten Begegnung kurz vor der Hochzeitszeremonie. Sie hatte Henry blind vertraut, mittlerweile schien sie jedoch die Wahrheit über ihn zu kennen.
"Von wem habt Ihr das erfahren? Hat meine Mutter Euch davon erzählt?"
"Nein!", rief sie nun entrüstet. "Lady Constance trifft keine Schuld. Ich erfuhr es aus dem Brief meiner Schwester – und noch viel mehr."
"Trotzdem habt Ihr den Wunsch, zum König zurückzukehren?" Wie konnte sie ihrer Person nur so wenig Wertschätzung entgegenbringen?
"Henry will mich nicht haben, Orrick. Er hat mich verstoßen." Ihre Stimme klang zwar hohl und tonlos, aber Orrick spürte den Schmerz, der ihre Seele und ihr Herz zerfraß. "Ich war nur eine von einer großen Zahl williger Frauen in seinem Bett. Er hat mich benutzt, und nachdem ich den Hof verlassen musste und mein Vater um seine Position und seinen Einfluss fürchtete, hat er ihm meine Schwester als Ersatz angeboten."
"Eure Schwester?" Orrick schüttelte fassungslos den Kopf. Das war ihm nicht bekannt.
"Sie war nicht so gut auf diese Rolle vorbereitet wie ich und außerdem nicht bereit, es als Ehre anzusehen, die Hure des Königs zu sein." Orrick zuckte bei Marguerites scharfer Analyse zusammen. "Dominique gelang die Flucht. Sie bat den Bischof, sie in einem Kloster aufzunehmen. Deshalb hat sie sich entschlossen, Nonne zu werden."
"Marguerite", raunte Orrick schuldbewusst, um Worte verlegen.
"Habt Ihr von der Frau gehört, die er seine 'liebreizende englische Rose' nannte?", fragte Marguerite. Er nickte. Ganz England wusste von der Affäre des Königs mit Rosamunde Clifford. Sogar Königin Eleonore, die von ihm wie eine Gefangene gehalten wurde, wusste von ihr. "Mich pflegte er seine 'liebreizende Lilie von Alençon' zu nennen."
Marguerite entzog sich Orricks Griff und entfernte sich ein paar Schritte. Er suchte verzweifelt nach tröstenden Worten, um den schrecklichen Betrug, den sie erlitten hatte, zu mildern. Doch es würde alles nur schal und falsch klingen.
"Ihr wolltet mich warnen. Aber ich war nicht bereit, Euch anzuhören." Sie drehte sich ihm zu und lächelte traurig. "Ihr habt es sogar an unserem Hochzeitstag versucht, aber ich konnte es nicht glauben. Ich lebte immer noch in der Vorstellungswelt meines Vaters."
"Habt Ihr es nicht als herzlos empfunden, dass Eure Schwester Euch von all dem unterrichtete, nachdem nichts mehr zu ändern war?"
"Dominique ist nicht grausam, Orrick. Sie wollte mir damit nur helfen, Erfüllung in unserer Ehe zu finden. Im Übrigen wusste sie nicht, dass ich zu dieser Ehe genötigt worden war. Ganz im Gegenteil, sie war der Meinung, es sei mir endlich gelungen, mich den ehrgeizigen Plänen meines Vaters zu widersetzen, und wollte mir versichern, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe." Mittlerweile liefen Marguerite die Tränen über die Wangen. "Sie ahnte auch nicht, dass Ihr zu dieser Ehe gezwungen worden seid und dass Euch nichts an mir liegt."
"Marguerite, das stimmt nicht. Ich begehre Euch."
"Ja, natürlich, in dieser Hinsicht." Sie nickte. "Ich weiß, dass Ihr im Bett nach mir Verlangen habt."
"Nein", entgegnete er kopfschüttelnd. "Nun ja, im Schlafzimmer verzehre ich mich nach Euch seit unserer ersten Begegnung in Woodstock."
"Aber ich habe Euch gekränkt und zurückgewiesen. Aus welchem Grund solltet Ihr noch den Wunsch haben, mit mir verheiratet zu bleiben, nach allem, was ich Euch angetan habe?" Sie wischte sich mit dem Handrücken die Tränen vom Gesicht.
Orrick half ihr dabei. "Weil ich mir von meiner Gemahlin mehr
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