Auf Befehl des Königs
erträume und erwarte als nur eine Bettgefährtin. Ich brauche eine Frau, die meinen Untertanen eine gute Burgherrin ist, eine Gemahlin, die mir hilft, meine Länderein zu verwalten. Ich brauche eine Lebensgefährtin, mit der ich über alles reden kann. Ich brauche eine Dame, die sich gegen meinen schottischen Freund durchsetzen kann. Ich wünsche mir eine Partnerin, die sich behaupten kann und mir eine Freundin in allen Lebenslagen ist."
"Ich fürchte, Ihr erwartet mehr von mir, als ich Euch bieten kann, Orrick."
Er hob ihre Hand und drückte einen Kuss auf ihre Handfläche. "Das habe ich schon einmal gehört."
"Ich kann Euch nicht versprechen, dass meine Vergangenheit ausgelöscht ist, als sei nichts gewesen. Ich kann auch nicht geloben, Eure Forderungen zu erfüllen, die Ihr an eine Ehefrau stellt."
"Marguerite, die Entscheidung liegt bei Euch", sagte er, und sie erschrak sichtlich über diese Worte. "Ich zwinge Euch zu nichts. Mein Angebot, Euch zu Eurer Schwester zu schicken, bleibt bestehen." Er wandte den Blick, bevor er weitersprach. Es war sehr schmerzhaft für ihn, die Wahrheit zu gestehen. "Ich weiß, dass Ihr mich nicht so lieben könnt wie Henry, aber ich würde mich bemühen, Euch ein guter Ehemann zu sein, wenn Ihr Euch entscheidet, bei mir zu bleiben."
Orrick war sich darüber im Klaren: Wenn sie sich jetzt einverstanden erklärte, ihn nicht zu verlassen, würde sie es wegen der Geheimnisse tun, die sie ihm gestanden hatte, und nicht zuletzt aus einem Gefühl der Dankbarkeit. Doch das wollte er nicht. Marguerite setzte zur Antwort an, er aber legte ihr den Zeigefinger an den Mund.
"Wenn Ihr bleibt, muss es Euer freier Wille sein. Ich bin nicht länger bereit, eine Scheinehe zu führen. Wenn Ihr Euch für ein Dasein an meiner Seite entschließt, wird Euer Leben völlig anders verlaufen als das in Alençon oder bei Hofe. Die Verwaltung von Silloth und meiner anderen Landgüter ist mit viel Arbeit verbunden, und meine Ehefrau muss ihren Beitrag leisten. Meine Mutter wird älter und kann nicht mehr alles meistern wie in jungen Jahren. Die Herrin von Silloth hat viele Pflichten und Verantwortungen zu tragen."
Orrick trat einen Schritt zurück. "Lasst Euch Zeit, überlegt gut und gebt mir Bescheid, wenn Ihr Eure Wahl getroffen habt."
Marguerite nickte, und er ging zu seinem Ross, schwang sich in den Sattel, reichte ihr die Hand und half ihr, sich hinter ihm aufs Pferd zu setzen. Sie schmiegte sich an seinen Rücken, schlang die Arme um ihn, und Orrick brachte das Tier mit einem Schenkeldruck in leichten Trab. Falls einer der Dorfbewohner oder das Gesinde im Burghof sich darüber wunderten, dass der Lord und seine Lady nach den Zwistigkeiten des vergangenen Tages so einträchtig auf einem Pferd zurückkehrten und ein gesatteltes Pferd hinterhertrottete, so redete keiner darüber. Als Orrick durch die Tore ritt, schickte er ein Gebet zum Himmel, Marguerites Wahl möge auf ihn fallen.
17. Kapitel
"Wann wirst du endlich aufhören, dich wie ein liebeskranker Narr zu benehmen, und deiner Frau sagen, was alle in der Burg und im Dorf längst wissen?"
Gavin hatte sich unbemerkt genähert, und Orrick wich erschrocken vom offenen Fenster zurück, das auf den Burggarten ging. Dort unten arbeitete Marguerite mit Wilfrid zwischen den Beeten, jätete Unkraut und sammelte Heilpflanzen. Orrick packte den Freund am Kragen und zerrte ihn in die Mitte des Zimmers, weit genug weg vom Fenster, um nicht zu riskieren, dass ihre Stimmen draußen gehört werden konnten.
"Verflucht, Gavin! Was fällt dir ein, einfach hier hereinzuplatzen. Ich will allein sein." Damit schleuderte er Gavin grob zu Boden.
Dieser sprang auf die Füße, klopfte sich den Staub ab und lachte. "Sie ist deine Gattin. Nimm sie doch endlich in dein Bett."
"Wenn du so über Frauen denkst, wundere ich mich nicht, dass du bisher noch bei keiner gelandet bist." Orrick schlug ihm kräftig auf die Schulter. "Aber ich hoffe, du findest endlich eine Braut, wenn dein Onkel dich nach Hause ruft."
Gavin schüttelte sich vor Abscheu. "Wünsch mir doch nicht den Teufel an den Hals, nur weil man dich gezwungen hat, die Fesseln der Ehe zu ertragen. Im Übrigen habe ich mit meinen Ansichten bisher keine Schwierigkeiten gehabt, mir eine willige Dame ins Bett zu holen. Wenn die Zeit reif ist, werde ich mir schon eine Gemahlin nehmen, und zwar ein fügsames, willfähriges Mädchen, nicht eine aufsässige, kratzbürstige Hexe, wie du eine geheiratet
Weitere Kostenlose Bücher