Auf Bewährung
war eine dumme Idee.« Mace starrte auf den Rahmen des Monitors. »Was ist das da?«
Roy schaute ebenfalls dorthin. »Eine Webcam. Die braucht man für Videokonferenzen und so.«
Langsam trat Mace aus dem Sichtwinkel der Kamera und winkte Roy energisch aufzustehen. Dann sagte sie mit ruhiger Stimme: »Nun ja, mehr können wir heute wohl nicht tun. Wir sollten gehen.«
Als Roy ebenfalls aus dem Sichtwinkel der Kamera getreten war, packte Mace ihn am Arm und zischte ihm ins Ohr. »Lass uns von hier verschwinden. Sofort!«
Sie zog ihn zur Tür und schloss sie hinter sich.
»Was ist denn jetzt schon wieder los?«, schnappte Roy.
»Deshalb waren sie hinter mir her«, erklärte Mace. »Sie haben gesehen, wie ich Dianes Büro durchsucht habe.«
»Wer hat dich gesehen?«
»Wer auch immer auf der anderen Seite dieser Kamera sitzt. Komm, bevor sie auftauchen.«
»Bevor wer auftaucht?«
Beide drehten sich gleichzeitig um, als sie das Geräusch hörten. Die Eingangstür von Shilling & Murdoch hatte sich gerade mit einem Piepen geöffnet.
»Die!«
Kapitel 68
H ier entlang.« Roy packte Mace an der Hand, und gemeinsam liefen sie den Flur hinunter, weg vom Haupteingang. Am Ende des Flurs bogen sie nach links in einen kleinen Gang ab, der zu einer Tür führte. Roy warf sie auf, und er und Mace starrten in einen dunklen Raum.
»Was ist das hier?«
»Der Postraum.«
»Na toll, Roy, jetzt können wir uns ein paar Reisemagazine ansehen, während wir auf das Ende unseres beschissenen Lebens warten.«
»Ich hatte eigentlich was anderes im Sinn. Komm.«
Roy führte sie in den hinteren Teil des Raums, wo sich etwa vier Fuß über dem Boden eine kleine Metalltür befand.
»Die Kanzlei hat auch noch Büros und ein Archiv im fünften Stock.« Er schlug auf einen großen roten Knopf neben dem Metall, und die Tür glitt auf und enthüllte einen drei mal drei Fuß großen Raum, der kaum groß genug für eine Person zu sein schien.
»Ein Buchlift?«, sagte Mace.
»Dieser Schacht führt direkt in den Lagerraum im fünften Stock.«
Beide drehten sich um, als sie Schritte im Flur hörten.
»Rein da, Mace.«
»Was ist mit dir?«
»Da ist nicht genug Platz für uns beide.«
Mace schaute in den Aufzug. »Wenn du nicht mit mir in diese Kiste steigst, ist die nächste, in die du kommst, ein Sarg.«
Roy schob sie rein und kletterte hinterher. Als die Tür zum Postraum aufgetreten wurde, griff Roy mit seinem langen Arm hinaus und schlug auf den grünen Knopf. Die Metalltür schloss sich, und einen Augenblick später setzte sich der Buchlift in Bewegung. Der Aufzug war so eng, dass Mace’ Knie ihre Nase berührten, und der noch wesentlich größere Roy war um sie geschlungen wie ein Graben um eine Burg.
Mace wand sich. »Ist das eine Taschenlampe, oder freust du dich nur, mich zu sehen?«
»Es ist tatsächlich eine Taschenlampe. Die habe ich mir von einem Regal geschnappt, bevor ich reingeklettert bin.«
Der Buchlift hielt an, und die Metalltür glitt wieder auf. Roy fiel heraus und zog Mace mit sich. Dann schaltete er die Taschenlampe an, und ein paar Augenblicke später liefen sie durch den Flur.
»Den Aufzug können wir vergessen, und vermutlich haben sie auch das Treppenhaus gesichert.«
»Ja«, sagte Mace, »aber nur nach unten . Nach oben ist vermutlich alles frei. Komm!«
Mace blieb kurz stehen, zog den Ärmel über die Hand, um Fingerabdrücke zu vermeiden und betätigte den Feueralarm an der Wand. Angetrieben von lautem Klingeln und blinkenden roten Lichtern liefen sie den Gang entlang. »Nicht weit von hier ist eine Feuerwehrstation«, sagte Mace. »Trotzdem wird es einige Minuten dauern, bis sie hier sind.«
»Und wohin jetzt?«
»In den vierten Stock.«
Mace führte Roy zur Feuertreppe, und gemeinsam rannten sie zum nächsten Absatz runter. Kurz darauf waren sie wieder an jenem Ort, wo Mace den Captain ausgeschaltet hatte.
»Und jetzt verstecken wir uns.«
»Sollten wir nicht die Cops rufen? Ich habe mein Handy dabei.«
Mace zögerte kurz. »Ja. Tu es.«
Roy wählte 911. »Ich hab kein Netz. Was zum ...?«
Sie rannten in den hinteren Teil der Baustelle.
»Schnell. Schau dich nach einer Waffe um«, sagte Mace.
»Sie haben vermutlich Schusswaffen, und du willst sie mit ... ja, mit was willst du sie aufhalten? Mit einem Schraubenzieher?«
Mace suchte den Boden ab und fand, wonach sie suchte: eine lange Kette. Die wickelte sie sich um den Arm. »Das ist doch schon mal was.«
»Warte mal eine Minute. Wenn
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