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Auf Bewährung

Auf Bewährung

Titel: Auf Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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drückte sie sich an die Brust, und Tränen rannen ihr über die Wangen, als sie ebenfalls versuchte, irgendwie auf die Weisheit des besten Mannes zuzugreifen, den sie je gekannt hatte. Doch nichts geschah.
    Nachdem ihr Vater ermordet worden war und ihre Mutter sich weitestgehend aus dem Leben ihrer Töchter zurückgezogen hatte, war Mace immer verletzlicher geworden. Und sie hatte dieses Gefühl gehasst. Teilweise war sie auch Cop geworden, weil Dienstmarke und Waffe ihr halfen, gegen diese Verletzlichkeit anzukämpfen. Sie hatte einfach verzweifelt zu irgendetwas gehören wollen, und das MPD hatte dieses Verlangen gestillt.
    Aber hatte sie auch ihrer Schwester folgen wollen? Oder vielleicht sogar zeigen wollen, dass sie in bestimmten Bereichen besser war als Beth? Wenn sie ehrlich war, konnte sie das nicht leugnen.
    Die Sonne war inzwischen aufgegangen und die Luft warm, was gut war, denn Mace hatte das Gefühl, mit dem Zittern nicht mehr aufhören zu können. Sie ging nach draußen und lief los. Das Anwesen war groß, und es gab einen gut befestigten Pfad, der zwischen den Bäumen und Büschen hindurchführte. Mace war eine halbe Stunde lang gerannt, als sie plötzlich stehenblieb und an ihre Hüfte griff, um eine Waffe zu ziehen, die nicht länger da war.
    »Sie sind wirklich gut«, sagte eine Stimme. »Ich kann wohl von Glück sagen, dass Sie unbewaffnet sind.«
    Der Mann trat zwischen den Bäumen hervor. Er war knapp sechs Fuß groß und trug eine enge Jeans sowie ein Army-Muskelshirt, das seinen kräftigen Oberkörper betonte. Dazu hatte er Kampfstiefel an. Eine Pistole steckte in seinem Gürtelholster und daneben ein Ersatzmagazin. Sein Haar war militärisch kurz geschnitten, das Gesicht sonnengebräunt und verwittert.
    »Ich stehe hier schon zehn Minuten rum und habe auf Sie gewartet«, sagte der Mann. »Ich habe noch nicht einmal mit den Muskeln gezuckt. Und mein Puls ist niedrig; also haben Sie auch das nicht gehört. Ich habe kein Geräusch gemacht. Was hat mich verraten?«
    Mace ging zu ihm und gab ihm einen Klaps auf die Wange. »Entweder nehmen Sie in Zukunft weniger Old Spice, oder Sie bleiben im Gegenwind.«
    Der Mann lachte und streckte die Hand aus. »Rick Cassidy.«
    »Sie sind der ehemalige Navy-SEAL.«
    Er legte den Kopf auf die Seite und lächelte Mace schief an. »Okay, wie sind Sie jetzt wieder darauf gekommen? Ich trage doch Army-Grün.«
    »Die meisten SEALs, die ich kenne, tragen gerne Army-Grün, weil sie wissen, dass sie darin besser aussehen als die meisten Spaten-Paulis. Auch hat ihr Gesicht viel Sonne, Salz und Meereswind gesehen. Und Sie tragen Standardnavystiefel. Außerdem hat mir ein SEAL, mit dem ich mal ausgegangen bin, erzählt, ihr Jungs würdet auf die Heckler & Koch P9S schwören. Die tragen Sie auch.« Als der Mann auf seine Waffe schaute, fügte Mace hinzu: »Silhouette und Kolben sind ziemlich unverwechselbar.«
    »Sie werden Ihrem Ruf gerecht, Miss Perry. Das muss ich Ihnen zugestehen.«
    »Haben Sie etwa schon ein Dossier über mich? Und ich heiße Mace.«
    »Jeder, der hier reinkommt, wird entsprechend überprüft, Mace.«
    »Damit habe ich kein Problem. Wie sind Sie hier gelandet?«
    »Mr. Altman ist ein großartiger Kerl. Und er hat mir ein großartiges Angebot gemacht.« Cassidy hielt kurz inne. »Und er hat sich mit um meine kleine Schwester gekümmert. Sie hatte Leukämie, und meine Eltern waren nicht krankenversichert.«
    »Hat sie es geschafft?«
    »Dieses Jahr macht sie ihren Collegeabschluss.«
    »Das ist ja cool, Rick.«
    »Mr. Altman will Sie, sobald es geht, im Haupthaus sehen. Ich habe Croissants in der Küche gerochen. Herbert hat welche gebacken. Und der Kaffee ist immer frisch. Wenn ich richtig verstanden habe, wartet da ein Platz auf Sie am Tisch. Aber keine Eile. Gehen Sie, sobald Sie Zeit haben.«
    »Danke, Rick. Wissen Sie, was er von mir will?«
    »Irgendetwas von wegen einer Mom, ihrem Kind und einem Kerl mit Namen Psycho. Klingelt da was bei Ihnen?«
    »Ja, das kann man wohl sagen.«
    »Dann laufen Sie mal schön weiter.«
    »Eins noch, Rick.«
    »Ja?«
    »Das, was ich für Abe mache, könnte das Interesse von ein paar unangenehmen Zeitgenossen erregen. Vielleicht werden sie mir sogar hierher folgen. Nur so als Vorwarnung.«
    »Vorwarnung ist immer gut. Danke, Mace.«
    Mace drehte sich um und lief weiter. Als sie noch einmal zurückschaute, war Rick wieder zwischen den Bäumen verschwunden. Aus den unterschiedlichsten Gründen beruhigte sie das

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