Auf Bewährung
sämtliche Überweisungen für uns. Milliarden von Dollar gehen durch ihr Büro – zumindest elektronisch. Milliarden!«
»Okay, Milliarden von Dollar haben immer meine Aufmerksamkeit. Was, glaubst du, kannst du herausfinden?«
»Zunächst einmal kann ich einen Blick ins Kanzleiarchiv werfen. Ich kann mir die Abschlussberichte der Deals anschauen, an denen Diane und ich gearbeitet haben, die Korrespondenz mit den Treuhändern, Kontobewegungen und so weiter.«
Bevor er hineinging, sagte Mace: »Ruf mich an und sag mir alles, was du über Diane herausfinden kannst. Ich mache dann von da aus weiter. Du hingegen musst dich auf die Verteidigung des Captains konzentrieren. Da Mona auf der anderen Seite schon die Zähne fletscht, solltest du besser zur Topform auflaufen.«
Mace raste davon, und Roy ging mit seiner Aktentasche hinein.
Ned nickte ihm freundlich zu.
»Alles okay, Mr. Kingman?«, fragte er.
»Ich habe mich nie besser gefühlt.«
Kapitel 86
M ace fuhr wieder zu Abe Altman zurück und sah nach Alisha und Tyler. Sie fand die beiden in Altmans Arbeitszimmer, wo sie Einzelheiten des von Altman designten Programms durchgingen. Als Mace den Kopf hereinsteckte, schauten sie auf. Ty hatte noch immer den Basketball dabei und spielte damit in der Ecke.
»Wo ist Darren?«, fragte Mace.
»Er ist gegangen«, antwortete Alisha. »Aber er hat nicht gesagt, wohin und wann er wieder zurück sein wird. Ich mache mir Sorgen um ihn.«
»Hey, Razor kann auf sich selbst aufpassen«, erwiderte Mace, doch das war natürlich gelogen. Wenn es um Leute wie Psycho ging, brauchte man schon eine Armee im Rücken, um auf sich selbst aufpassen zu können. Mace ging in ihr Schlafzimmer im Gästehaus und holte etwas aus dem Schrank. Es war der Beutel mit den Patronenhülsen der Ehrengarde von der Beerdigung ihres Vaters. Mace setzte sich aufs Bett, drückte sich den Beutel an die Brust und starrte an die Decke. Es war so dumm von ihr gewesen, den Sarg zu öffnen. Wenn sie nun an ihren Vater dachte, sah sie zuerst stets dieses furchtbare Bild vor Augen.
Sie klimperte mit dem Metall im Beutel.
Okay, Dad, was denkst du, soll ich tun? Soll ich Beth die Show leiten lassen, oder soll ich weitermachen? Ich will wieder eine Uniform, Dad. Ich brauche eine Uniform.
Mace schüttelte den Beutel noch einmal, als könnte sie so eine bessere Verbindung zu ihrem Vater herstellen. Doch sie erhielt keine Antwort. Und sie würde nie eine Antwort erhalten. Sie war kein kleines Mädchen mehr, das hilfesuchend zu seinem Daddy laufen konnte. Das waren jetzt ihre Probleme, und sie musste sie selbst lösen. Nur dass es keine richtigen und falschen Antworten mehr gab, kein Schwarz und kein Weiß. Es gab nur Entscheidungen, ihre Entscheidungen.
Mace legte den Beutel beiseite, ging zum Fenster und ließ ihren Blick über das Anwesen schweifen. Aus Gewohnheit suchte sie dabei all jene Stellen ab, wo Gefahren lauern könnten: Eingänge, Schatten unter den Bäumen, versteckte Ecken. Kurz glaubte sie, Rick Cassidy vorbeihuschen zu sehen, doch die Bewegung war so schnell, dass sie sich nicht sicher sein konnte.
Plötzlich überkam sie Lethargie, und sie schlurfte in die Küche, um sich dort eine Tasse Kaffee zu machen. Mit dem Kaffee und mit einem Erdnussbuttersandwich, das sie mit ihren eigenen zwei Händen gemacht und mit Bananenscheiben belegt hatte, ging sie wieder ins Schlafzimmer hinauf. Ohne Zweifel entsprach das Sandwich nicht Herberts kulinarischen Ansprüchen, aber es schmeckte verdammt gut. Als sie fertig war, legte Mace sich aufs Bett in der Absicht, nur kurz die Augen zu schließen. Sie hatte schon lange nicht mehr richtig geschlafen, und allmählich zehrte das an ihr. Nur ein paar Minuten ...
Das Summen weckte sie. Benommen setzte sie sich auf und schaute sich desorientiert um. Einen Augenblick später schnappte sie sich das Handy aus ihrer Tasche. Als sie auf »Annehmen« drückte, bemerkte sie die Zeit.
Verdammt, ich habe ja stundenlang geschlafen.
»Hallo?« Mace schaute aus dem Fenster. Es regnete leicht.
»Ich bin es. Roy.«
»Ich habe die Nummer nicht erkannt«, sagte Mace. »Von wo rufst du an?«
»Aus meinem Fitnessstudio. Du kannst mich ruhig paranoid nennen, aber wenn sie schon Webcams anzapfen können ... Du weißt schon.«
»Ja, ich weiß. Also, was ist?«
»Hast du etwas zum Schreiben?«
Mace nahm sich ein Blatt Papier und einen Stift vom Nachttisch. »Leg los!«
»Okay, nur um es mal gesagt zu haben: In der Kanzlei bin ich
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