Auf Bewährung

kalten Füße, Karl.«
    »Ich habe kalte Füße, seit ich Jamie Meldon eine Kugel ins Hirn gejagt habe.«
    Er warf ein frisches Stück Fleisch auf den Grill und schaute zu, wie es brutzelte.

Kapitel 85
    N achdem sie an diesem Morgen ihre Schwester angerufen hatte, holte Mace Roy ab und fuhr ihn zur Arbeit. Als sie dort ankamen, erzählte sie Roy von dem Anruf.
    »Also hast du ihr nicht erzählt, dass Meldon mit Diane zu Abend gegessen hat, sondern nur von dem DNA-Test?«, fragte er, als er vom Motorrad stieg.
    »Genau.«
    »Und dürfte ich auch erfahren, warum?«
    »Das könnte der Schlüssel zu diesem Fall sein, und wenn ich ihn nutzen will, um wieder in den Dienst zu kommen, dann muss ich ihn lösen. Und ich will nicht, dass Beth in Schwierigkeiten kommt, nur weil sie für mich ein paar Fäden zieht.«
    »Das verstehe ich. Du sorgst dich wirklich um sie.«
    »Sie ist so ziemlich alles, was mir noch geblieben ist.«
    »Hey, habe ich mir da inzwischen nicht auch einen Platz verdient?«
    Mace lächelte. »Du bist süß, Roy. Und ja, das hast du.« Dann verhärtete sich ihr Gesichtsausdruck wieder. »Was ist die Verbindung zwischen Meldon und Tolliver?«
    »Das muss auf die Zeit zurückgehen, bevor sie zu Shilling & Murdoch gekommen ist. Sie hat ihn nie erwähnt, und ich habe ihn auch nie in der Kanzlei gesehen.«
    »Könnten sie auf professioneller Ebene miteinander zu tun gehabt haben?«
    »Wir machen doch keine Strafsachen, und ich wüsste nicht, was das sonst für Geschäfte hätten sein sollen.«
    »Okay, dann geht es vermutlich wirklich auf ihre Zeit vor Shilling & Murdoch zurück. Wo war sie denn davor?«
    Roy dachte kurz nach. »Sie hat mal New Jersey erwähnt.«
    »Ich habe gelesen, dass Meldon früher als Anwalt in Manhattan gearbeitet hat. Wenn Diane in Newark oder in der Umgebung gewesen ist, dann ist das mehr oder weniger derselbe Ort. Sie könnten damals zusammengearbeitet haben. War sie da auch in einer Privatkanzlei?«
    »Ich glaube schon.«
    »Das ist komisch.«
    »Was?«
    »Die Cops sind von den Ermittlungen im Fall Meldon abgezogen worden.«
    »Das hast du schon erwähnt, aber du hast mir nicht gesagt, warum.«
    »Beth wusste nicht, warum, aber sie war ziemlich angepisst deshalb. Sie und Mona Danforth hatten eine kleine Diskussion deswegen, als wir im Café Milano waren. Aber Tatsache ist, wer auch immer die Ermittlungen übernommen hat, müsste Meldons Bewegungen eigentlich zurückverfolgt haben. Dabei müssten sie dann auch was gefunden haben, und sie wissen vermutlich auch, dass Meldon sich mit Tolliver getroffen hat. Und eins will ich dir sagen: Wenn die beiden Todesfälle nichts miteinander zu tun haben, dann ist das die Mutter aller Zufälle, und ich glaube nicht an Zufälle.«
    »Dann finden wir also auch Meldons Killer, wenn wir Dianes Mörder haben.«
    »Das ist der Plan.«
    »Kannst du irgendwie herausfinden, wer die Ermittlungen in Meldons Fall jetzt übernommen hat?«
    »Wenn ich Beth danach frage, wird sie wissen wollen, warum. Ich kann aber mal ein paar andere Quellen anzapfen. Bis dahin müssen wir unseren eigenen Spuren folgen.«
    »Aber dieser Kellner könnte die Cops anrufen und ihnen erzählen, was er auch uns erzählt hat.«
    »Das könnte er, aber das bezweifle ich.«
    »Warum?«
    »Er hat es wahrscheinlich schon vergessen. Das liegt an der kurzen Aufmerksamkeitsspanne dieser Generation, die glaubt, twittern sei mit persönlicher Interaktion gleichzusetzen.«
    »Hey, der Kellner war ungefähr genauso alt wie ich.«
    »Tut mir leid. Kannst du herausfinden, wo Diane gearbeitet hat, bevor sie zu Shilling & Murdoch gekommen ist?«
    »Ja. Aber lass mich das schnell aufschreiben. Sonst vergesse ich es noch aufgrund meines generationenbedingten Aufmerksamkeitsdefizits.«
    »Ach, Roy, wenigstens bringst du mich immer wieder zum Lachen.«
    »Lach du ruhig ... oh ... gerade ist mir eingefallen, wo ich die Initialen DLT schon mal gesehen habe.«
    »DLT?«
    »Das stand unter der letzten E-Mail, die Diane mir geschickt hat.«
    »Das habe ich gesehen. Ich dachte, das seien ihre Initialen.«
    »Das habe ich auch gedacht, aber sie hat ihre E-Mails nie so unterschrieben.«
    »Okay. Was könnte das sonst bedeuten?«
    »Ich wette DLT steht für Daniels, Langford & Taylor.«
    »Und die sind?«
    »Die Treuhänder, die Shilling & Murdoch für ihre Geschäftsabschlüsse benutzen. Sie haben ihr Büro an der K-Street, mitten in der Lobbyisten-Alley.«
    »Und weshalb ist das wichtig?«
    »Sie tätigen