Auf Bewährung
schweben.«
»In Ihrem Briefing? Okay, für welche Regierung arbeiten Sie?«
Zum ersten Mal zeigte Mary Bard einen Hauch von Unmut. Sie presste leicht die Lippen aufeinander, und ein grimmiges Funkeln erschien in ihren Augen.
Als sie Roy nicht antwortete, fuhr er fort: »Ich würde sagen, das Unmögliche ist gerade vollkommen unmöglich geworden. Ich komme niemals hier raus. Was hätte ich dann also für einen Grund, Ihnen zu helfen?«
Ein Summen ertönte. Roy schaute sich kurz um, bis er erkannte, dass es das Handy der Frau war. Sie stand auf, ging in die Ecke und nahm ab. Sie sprach kaum, sondern hörte zu. Da dämmerte es Roy, dass der Raum vermutlich überwacht wurde. Wer war da draußen?
Bard steckte das Handy in die Tasche und setzte sich wieder. »Sie haben überhaupt keinen Grund dafür. Tatsache ist aber, dass sie trotzdem kommen und versuchen wird, Sie zu retten, wenn wir ihr sagen, dass wir Sie haben. Sie müssen verstehen, dass Sie der Köder sind.«
»Ihre Schwester ist die Polizeichefin von D. C. Wenn sie kommt, dann mit einer Armee.«
»Nein, das wird sie nicht. Denn wir werden ihr sagen, dass das Ihren Tod garantiert.«
»Aber wenn sie alleine kommt, garantiert das unser beider Tod.«
»Und trotzdem wird sie es tun.«
»Wie zum Teufel können Sie da so sicher sein?«
»Weil ich an ihrer Stelle das Gleiche tun würde.«
Kapitel 108
M ace saß im Wohnzimmer des Gästehauses und drückte sich einen Eisbeutel auf die geschwollene Wange. Mehrmals versuchte sie, Roy zu erreichen, doch es ging niemand ran. Das war ein Rätsel, aber der Anruf, den sie gerade erhalten hatte, hatte dieses Mysterium gelöst. Sie hatten Roy. Und sie wollten sie auch. Wenn sie nicht kam, war er tot. Sie hatte vierundzwanzig Stunden Zeit.
Mace saß einfach nur da, und Eiswasser lief ihr übers Gesicht. Das war eines der wenigen Male in ihrem Leben, da sie nicht wusste, was sie tun sollte. Dann, als würde ihre Hand von einer unsichtbaren Kraft gelenkt, griff sie zum Telefon und rief an. Beth kam siebenundzwanzig Minuten später. Das Blaulicht blinkte noch immer, als sie aus dem Wagen sprang und ins Gästehaus rannte. Nach einem kurzen Gespräch mit Mace war sie auf dem neuesten Stand.
»Wo wollen sie sich mit dir treffen?«, fragte Beth.
»Sie bringen ihn um, wenn ich nicht alleine komme.«
»Und wenn du alleine kommst, bringen sie euch beide um. Kingman ist vielleicht schon tot, Mace.«
»Nein, er ist nicht tot.«
»Woher willst du das wissen?«
»Ich weiß es einfach, okay?«
Die beiden starrten einander an. Schließlich sagte Beth: »Weißt du, Kingman hat irgendwie recht gehabt, als er gesagt hat, wir beide sollten zusammenarbeiten und nicht gegeneinander.«
»Wir waren mal ein ziemlich gutes Team.«
»Bis jetzt haben wir immer nur reagiert und Phantome durch die Straßen gejagt.«
»Oder uns von ihnen beschießen lassen.«
»Was wissen wir denn? Ich meine, was wissen wir wirklich über diese ganze Sache?«
»Beth, wir haben keine Zeit, hier rumzusitzen und uns den Kopf darüber zu zerbrechen.«
»Wenn wir nicht hier rumsitzen und dieses Rätsel lösen, dann ist Kingman wirklich tot. Wir haben noch fast dreiundzwanzig Stunden. Wenn wir die richtig nutzen, ist das eine Ewigkeit.«
Mace atmete tief durch und beruhigte sich wieder. »Okay, ich fange an. Diane Tolliver hat mit Jamie Meldon zu Abend gegessen und ist dann ermordet worden. Kurz darauf wurde auch Meldon getötet.«
Beth sagte: »Die Ermittlungen im Fall Meldon wurden von Leuten übernommen, die ich nicht kenne, und selbst das FBI ist von dem Fall abgezogen worden. Ich habe Erkundigungen eingezogen, und es sieht so aus, als sei Meldon das Ziel von einheimischen Terroristen gewesen.«
»Aber das hieße, dass Diane wegen ihrer Verbindung zu Meldon getötet worden ist und nicht umgekehrt.«
Beth schaute verwirrt drein. »Aber nach dem zu urteilen, was wir über die beiden Kühlschränke herausgefunden haben, ist Diane Tolliver Freitagabend ermordet worden, vor Meldon, und Dockery wurde als Sündenbock aufgebaut.«
Mace nahm den Faden auf. »In Newark habe ich herausgefunden, dass Meldon und Tolliver vor Jahren eine Affäre hatten. Falls Tolliver etwas herausgefunden hat und Hilfe brauchte, könnte sie sich an Meldon gewandt haben, zumal er Bundesanwalt war.«
»Aber das lässt wiederum darauf schließen, dass Meldon wegen seiner Kontakte zu Tolliver ermordet worden ist und nicht andersrum.«
»Roy und ich sind durch die Kanzlei gejagt
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