Auf Bewährung
sich die Lunge aus dem Leib schreien können, und es wäre egal gewesen. Doch plötzlich hatte sie eine Idee, die ihr möglicherweise helfen könnte ... wenn sie denn lange genug überlebte.
»Okay«, sagte Psycho. »Aber sobald dein süßes Fäustchen mich trifft, stopfen wir dich in den SUV, bringen dich zu meinem Lieblingsplatz, jagen dir eine Kugel ins Hirn und werfen dich in den Rock Creek Park.«
»Spann das Sixpack an, Psycho. Ich werde mein Bestes geben.«
Psycho öffnete sein Jackett und enthüllte einen flachen Bauch, von dem Mace wusste, dass er hart wie Stahl war. Sie war überrascht, dass niemand etwas bemerkt hatte; aber hier war es so dunkel, dass offenbar keiner auf das geachtet hatte, was sie gerade gemacht hatte. Ihr Schlag war gut platziert, traf den Mann genau am Zwerchfell. Und Mace hatte recht gehabt: Der Bauch war hart wie Stahl. Aber das war egal. Die 900 000 Volt ihres Zap Blast Knuckles kümmerte es nicht, wie hart der Bauch von jemandem war. Zuckend brach Psycho auf dem Beton zusammen, gurgelte, und seine Augenlider flatterten.
Seine überraschte Gang starrte ihn einfach nur an.
Mace rannte los.
Der Kerl, der sie am Bahnhof abgefangen hatte, schrie: »Hey!«
Mace wusste, dass sie es nicht schaffen würde. Sie rechnete jeden Augenblick damit, dass Schüsse sie von hinten trafen. Quietschende Reifen ließen sie nach links schauen. Der Nissan raste genau auf sie zu. Sie warf sich zur Seite, doch der Wagen wich ihr aus, flog herum und blieb zwischen ihr und Psychos Gang stehen.
»Steig ein!«
Mace sprang auf.
»Steig ein!«
»Darren?«
Alishas Bruder hatte seine Waffe gezogen und auf Psychos herbeilaufende Gangbanger gerichtet. Wieder quietschten Reifen, und der Nissan raste los. Mace duckte sich, als Kugeln vom Blech abprallten und eine davon die Heckscheibe zerschmetterte. Sie bogen um eine Ecke, und Darren trat das Gaspedal durch. Zwei Kurven weiter flogen sie aus der Tiefgarage. Und fünf Minuten später waren sie zwei Meilen entfernt, und Mace setzte sich wieder auf.
»Wo zum Teufel bist du denn hergekommen?«, rief sie. »Woher wusstest du überhaupt, wo ich war?«
»Das habe ich nicht gewusst. Ich habe Psycho verfolgt. Dann habe ich gesehen, was los war, und ich habe mir gedacht, du könntest vielleicht ein wenig Hilfe brauchen.«
Mace legte den Sicherheitsgurt an. »Jetzt weiß ich, warum sie dich Razor nennen.«
»Ich habe ein paar Servietten im Handschuhfach. Ich will nicht, dass du mir den Sitz vollblutest«, fügte er in säuerlichem Tonfall hinzu.
»Danke.« Mace nahm sich ein paar Servietten und wischte sich damit das Gesicht ab. »Und warum hast du den Kerl verfolgt?«
»Warum glaubst du wohl?«
»So ein Plan hat mehrere Enden, und keines davon ist gut.«
»Was erwartest du denn von mir? Dass ich ihn laufen lasse?«
»Er wird nicht davonkommen.«
»Jaja, du wirst dich um ihn kümmern. Das hast du gesagt. Und ja, wie du dich um ihn gekümmert hast. Aber so, wie ich das sehe, warst du gerade so gut wie tot.«
»Hey, vergiss meinen Zap Blast Knuckles nicht.«
Darren grinste, vermutlich gegen seinen Willen. »Das war schon cool, ihn so auf dem Boden zucken zu sehen, als hätte er sich gerade zu viel Meth reingepfiffen.«
Mace holte ihr Handy aus der Tasche. »Okay, wir hätten da Kidnapping, Körperverletzung ...«
Darren schaute sie an. »Wovon redest du denn?«
»Das sind die Verbrechen, die Psycho heute Abend begangen hat.«
»Sicher. Und er wird zwanzig Leute besorgen, die schwören, dass er heute zwanzig Meilen weit weg gewesen ist.«
»Dann hast du sie also nicht gesehen?«
»Was gesehen?«
»Die Überwachungskamera in der Ecke.« Mace wählte eine Nummer. »Beth, Mace hier. Ja, alles cool. Ich bin eben erst in D. C. angekommen. Und ich habe ein Geschenk für dich: einen Kerl mit Namen Psycho, der gerade munter vor sich hin zuckt.«
Kapitel 107
E s war erstaunlich, wie schnell und effektiv Roy aus dem Gebäude geschafft worden war. Er wusste nicht, wie lange der Truck unterwegs gewesen war. Roy war gefesselt und geknebelt gewesen, und man hatte ihm die Augen verbunden und ihm etwas ins Ohr gesteckt, das ein stetes Summen von sich gab, sodass er auch keine hilfreichen Außengeräusche hören konnte. Jetzt saß er an einem Tisch in einem Raum, von dem er vermutete, dass er Teil einer größeren Anlage war. Als die Tür sich öffnete und die Frau den Raum betrat, spannte er sich unwillkürlich an.
Mary Bard setzte sich ihm gegenüber, faltete die
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