Auf Bewährung
Ihnen sage: Ich habe Angst, und ich weiß einen Dreck.«
»Es könnte ein Zufallsverbrechen gewesen sein.«
»Zufall? Wovon zum Teufel reden Sie da?«
»Ein Kerl folgt Diane hier rein, bringt sie um und macht, dass er wieder wegkommt. Vielleicht war es ja nur ein Raubüberfall.«
»Aber es gibt einen Wachdienst in der Lobby.«
»Ned ist mehr ein Scherz von einem Wachmann. Ich weiß gar nicht, wie oft ich morgens schon ins Gebäude gekommen bin, und er war nirgends zu sehen.«
»Wofür zum Teufel zahlen wir dann Miete?«
»Wenn Sie einen funktionierenden Schutz haben wollen, dann müssen Sie eine echte Sicherheitsfirma anheuern, die einen ausgebildeten und bewaffneten Wachmann schickt. Ned kann einem Eindringling höchstens eine alte Salami über die Rübe hauen.«
Roy stand auf. »Gibt es eigentlich jemanden, den wir anrufen sollten?«
Ackerman schaute ihn verwirrt an. »Anrufen?«
»Ja, Verwandte oder so.«
»Oh ... das habe ich schon an meine Sekretärin weitergegeben. Dianes Vater ist tot, aber ihre Mom lebt in Florida. Diane hatte keine Kinder, aber einen Exmann, doch der lebt auf Hawaii.«
»Haben Sie das gerade erst herausgefunden?«
»Was?«
»Sie haben doch gesagt, Sie wüssten nicht viel über Dianes Privatleben, aber das alles wissen Sie schon.«
»Ja, ich habe das gerade erst herausgefunden!«, schnappte Ackerman.
Roy hob die Hände, als wollte er sich ergeben. »Ist ja schon gut. Alles cool.« Er stand auf und ging zur Tür. »Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich mir den Rest des Tages freinehme? Auf meinem Schreibtisch liegt nichts Dringendes, und nach allem, was heute passiert ist ...«
»Klar. Kein Problem. Gehen Sie ruhig.«
»Danke.«
»Roy, wie war das? Die Leiche zu finden, meine ich.«
Langsam drehte Roy sich noch mal um. »Ich hoffe, das werden Sie nie erfahren müssen.«
Kapitel 13
R oy schnappte sich sein Jackett, winkte seiner Sekretärin zum Abschied und nahm die Treppe anstatt des Aufzugs. Die Polizei hatte Ned bereits befragt, der nun mit entsetztem Gesicht auf seinem Drehstuhl saß. Nur manchmal erschien etwas in seinen Augen, von dem Roy vermutete, dass es Hunger war.
»Hey, Ned. Wie geht es Ihnen?«
»Nicht allzu gut, Mr. Kingman«, antwortete der untersetzte Wachmann.
Roy stützte sich auf den marmornen Empfang. »Die Polizei hat Sie also schon durch die Mangel gedreht, ja?« Ned nickte. »Und? Haben Sie sich heute Morgen einmal von Ihrem Posten entfernt?«
Ned funkelte ihn feindselig an. »Muss ich mit Ihnen über diese Sachen reden?«
»Nicht, wenn Sie nicht wollen. Nein.«
Ned seufzte. »Ach, egal ... ich weiß aber wirklich nicht viel.«
»Haben Sie Diane hereinkommen sehen?«
»Nicht wirklich.«
»Also entweder haben Sie sie gesehen oder nicht.«
»Ich habe sie gehört.«
» Gehört? Wo waren Sie denn?«
»Hinten. Ich habe mir mein Frühstück in der Mikrowelle warmgemacht. Wenn ich hier ankomme, ist es immer schon kalt.«
»Um wie viel Uhr war das?«
»Gegen sechs. Ich hatte gerade meine Schicht begonnen.«
»Aber Sie haben doch noch gegessen, als ich anderthalb Stunden später gekommen bin.«
»Ich esse jeden Morgen fünf Sandwiches, verteile die aber auf einen größeren Zeitraum. Ich bin ein großer Kerl. Ich brauche ständig Treibstoff.«
»Ist sie mit dem Aufzug aus der Garage gekommen oder durch den Haupteingang?«
»Ich weiß nicht. Wie gesagt, ich habe sie nicht gesehen.«
»Okay, und was hat sie gesagt , als sie in die Lobby gekommen ist?«
»Sie hat gesagt: ›Hey, wie geht es Ihnen?‹ Und ich habe zurückgerufen, dass es mir gut gehe. Als ich wieder nach vorne kam, war sie mit dem Aufzug schon hochgefahren.«
»Sind Sie sicher, dass es ihre Stimme war?«
»Ja, schließlich habe ich sie schon oft genug gehört. Sie war meistens in Begleitung, wenn sie das Gebäude aus irgendeinem Grund verließ, und sie hatte eine ziemlich rauchige Stimme für eine Lady.«
»Aber, Ned, um mal das Offensichtliche auszusprechen: Wenn Sie hinten waren und sie nicht sehen konnten, woher wissen Sie dann, dass sie mit Ihnen gesprochen hat? Wahrscheinlicher ist doch, dass sie jemand anderes begrüßt hat, der gleichzeitig mit ihr ins Gebäude gekommen ist.«
Ned schaute Roy verwirrt an. »Daran habe ich gar nicht gedacht.«
Roy fuhr fort: »Die Person muss durch den Haupteingang gekommen sein. Wenn Diane mit ihr im Aufzug aus der Garage heraufgefahren wäre, dann hätte sie sie bereits begrüßt gehabt. Und es gibt nur einen Tiefgaragenaufzug; also
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