Auf Bewährung
rumhängen – je nachdem, wie es mit der Arbeit läuft.«
»Okay«, sagte Beth. Ihre Enttäuschung war ihr deutlich anzumerken.
»Ich lasse dich nicht im Stich«, beeilte Mace sich, ihrer Schwester zu versichern.
»Ich weiß. Ich musste halt nur zwei Jahre ohne dich auskommen. Ich brauche eine große Dosis Mace Perry.«
Mace packte ihre Schwester am Arm. »Und die wirst du auch bekommen. Wir haben viel nachzuholen.«
»Bevor wir zu rührselig werden ...«, wechselte Beth das Thema. »Mom hat angerufen. Sie würde dich gerne sehen.«
Mace schlug in das Kissen, das sie sich auf den Bauch gelegt hatte. »Das ist das Einzige, was mich wirklich zum Heulen bringen könnte. Wann?«
»Wie wäre es mit morgen?«
»Wirst du mich begleiten?«
»Mein Terminplan ist voll. Tut mir leid.«
»Lebt sie noch immer auf ihrer Plantage mit all den Sklaven?«
»Als ich das letzte Mal gefragt habe, hat sie ihrer Dienerschaft tatsächlich den Mindestlohn gezahlt.«
»Und ihr Lover?«
»Der tanzt ganz nach ihrer Pfeife.«
»Wie wäre es, wenn ich stattdessen nackt durchs übelste Viertel im Nordosten laufen würde? Und zwar mit ›Drogenfahndung‹ auf den Rücken gemalt?«
»Das könnte sogar sicherer sein. Ach ja ... Lowell Cassell lässt dich grüßen. Und ich soll dir auch noch sagen: ›Es gibt einen Himmel, und Mona Danforth wird nie hineinkommen.‹«
»Tja, ich weiß schon, warum ich den Mann liebe. Und? Was hat er gefunden?« Und dann fügte sie rasch hinzu: »Ich will nicht herumschnüffeln. Ich bin nur neugierig.«
»Diane Tolliver ist vergewaltigt worden.«
»Gibt es Spermaspuren?«
Beth nickte. »Ja. Und Cassell hat auch ein paar fremde Schamhaare und Fasern gefunden. Außerdem waren da Flecken auf Tollivers Kostüm.«
Mace stand auf. »So. Jetzt sollte ich wohl ein wenig schlafen, wenn ich Mom überleben will. Kommst du auch?«
Beth griff nach ihrem BlackBerry und hielt ihn in die Höhe. »Nur noch zweihundertdreiundsechzig Mails.«
»Beantwortest du noch immer jede Mail binnen vierundzwanzig Stunden?«, fragte Mace.
»Das gehört zu meinem Job.«
»Du schaltest nie wirklich ab, oder?«
Beth schaute ihre Schwester an. »Hast du das früher etwa getan?«
»Ich hatte wenigstens Spaß dabei.«
»Ich hatte auch Spaß.«
»Ja klar«, sagte Mace, »vor allem dein Ex war ja so ein lustiger Kerl. Ich habe zwei Jahre verloren, Schwesterlein, du acht.«
»Ich würde nicht sagen, dass alles Teds Schuld war. Meine Karriere ...«, versuchte Beth sich zu rechtfertigen.
»Es war ja nicht so, als hätte er nicht gewusst, auf was er sich eingelassen hat«, unterbrach ihre Schwester sie.
Beth hob den Blick von ihrem BlackBerry. »Leg dich jetzt etwas hin. Du wirst all deine Kraft für Mom brauchen.«
Kapitel 20
M ace flog über die gewundene Straße hinauf, die ins Pferdeland führte, wo altes mit neuem Geld verschmolz, wenn auch widerwillig. Sie wollte ihre Mutter besuchen, hatte sich jetzt aber verfahren. Also machte sie wieder kehrt, doch sie verirrte sich sogar noch mehr. Schließlich hielt sie am Ende einer unbefestigten Straße an, die von Bäumen gesäumt war. Während sie versuchte, sich neu zu orientieren, hörte sie rechts von sich eine Bewegung. Sie drehte sich in die entsprechende Richtung, und kurz schlug ihr das Herz bis zum Hals. Instinktiv griff sie nach ihrer Waffe, aber natürlich hatte sie keine.
»Wie zum Teufel bist du denn rausgekommen?«, kreischte sie.
Juanita die Kuh watschelte auf sie zu. Lily White Rose mit ihren neunzehn Zähnen folgte ihr auf dem Fuß. Juanita grinste über das ganze fette Gesicht und hielt eine 40er Smith & Wesson in der Hand, Lily ihr Filetiermesser. Mace versuchte, ihr Motorrad wieder zu starten, doch es gelang ihr nicht. Die beiden Frauen liefen auf sie zu.
»Scheiße!« Mace sprang von der Ducati und rannte in den Wald, doch ihr Stiefel verfing sich an einem Erdhaufen, und sie fiel der Länge nach hin. Als sie sich wieder umdrehte, standen die beiden Frauen über ihr.
»Jetzt hilft dir keine große Schwester mehr, Baby«, schnurrte Juanita.
Rose schwieg. Sie hob einfach den Messerarm und wartete auf ein Zeichen der Königinmutter, Mace die Klinge in den Leib zu rammen.
»Mach schon, Lily White. Dann können wir endlich von hier verschwinden.«
Die Klinge raste mit einer Geschwindigkeit herab, auf die Mace nicht vorbereitet war, und traf sie am Nacken.
»Nein!«
Mace fiel aus dem Bett. Sie stieß sich am Nachttisch und spürte warmes Blut aus ihrer Nase
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