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Auf Bewährung

Auf Bewährung

Titel: Auf Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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nachhaltigen Eindruck bei seiner jüngeren Tochter hinterlassen. Mace erinnerte sich noch gut daran, wie sie in dem kleinen Arbeitszimmer ihres Vaters Hausaufgaben gemacht hatte, während er an seinen Plädoyers gearbeitet hatte. Und oft hatte er sie ihr vorgelesen und sie um ihre Meinung gebeten. Bei seiner Beerdigung hatte Mace sich die Augen aus dem Kopf geheult. Der Sargdeckel war geschlossen gewesen, um die Schusswunden in seinem Gesicht zu verbergen.
    Während sie nun an den majestätischen Gütern vorbeiflog mit mehreren Hundert Morgen Land, da wusste Mace, dass ihre Mutter ihren Aufstieg in diese Gefilde geplant hatte. Sie hatte einen Kerl methodisch gejagt und verführt, der in seinem ganzen Leben noch nie einen Tag gearbeitet hatte, dafür aber der Sohn eines Mannes war, der genug Geld angehäuft hatte, um seinem Sohn ein Leben in Dekadenz zu ermöglichen. Zu dem Zeitpunkt waren ihre beiden Töchter schon längst erwachsen und aus dem Haus gewesen, und dafür war Mace schier unendlich dankbar. Sie war eher der Nahverkehrs- und Secondhandtyp; sie stand weder auf Rolls Royce noch auf Gucci.
    Beth hatte ihre Körpergröße von der Mutter geerbt, die ihren Mann um mehrere Zoll überragt hatte. Mace wiederum bildete sich ein, ihrem Vater nicht nur die durchschnittliche Statur, sondern auch die Kampfeslust zu verdanken. Benjamin Perrys Karriere als Bundesanwalt in D. C. hatte auf tragische Weise ein Ende gefunden, doch in seiner Amtszeit hatte er Kriminelle während einer der gewalttätigsten Epochen in der Geschichte der Stadt verfolgt, und dank seiner Härte war er rasch zu einer Legende geworden. Aber er hatte auch als außergewöhnlich fair gegolten, und wenn es entlastende Beweise gegeben hatte, dann hatte die Verteidigung die auch stets zu sehen bekommen. Benjamin Perry hatte Mace mehr als einmal gesagt, dass er sich nicht davor fürchte, einmal einen Schuldigen laufen zu lassen, sondern einen Unschuldigen hinter Gitter zu bringen. Mace hatte diese Worte nie vergessen, und deshalb fiel es ihr umso schwerer, Mona Danforths Beförderung auf den alten Posten ihres Vaters zu akzeptieren, als ohnehin schon.
    Benjamin Perrys Ermordung war nie aufgeklärt worden. Seine Töchter hatten es im Laufe der Jahre immer wieder versucht, doch ohne Erfolg. Beweise waren entweder verloren gegangen oder kompromittiert, und die Erinnerung der Zeugen verblasste, oder sie waren gestorben. Fälle, die derart lange zurücklagen, waren besonders schwer zu lösen. Doch nun, da sie aus dem Gefängnis war, wusste Mace, dass sie es wieder versuchen musste.
    Ein paar Meilen hinter Middleburg verlangsamte Mace ihr Tempo und bog auf einen Kiesweg ein, der nach einer halben Meile in Kopfsteinpflaster münden würde. Schließlich hielt sie vor dem Haus und atmete tief durch. Sie hatten dem Haus irgendeinen schottischen Namen gegeben, denn Mom Perrys Loverboy war schottischer Abstammung, und er war sehr stolz auf seinen Clan. Als Mace und Beth zum letzten Mal hier gewesen waren, war er im Kilt, mit einem Messer in der Socke und mit einem Barett auf dem Kopf ins Wohnzimmer gekommen. Und als wäre das nicht schon schlimm genug gewesen, hatte der Rock sich am Schwert einer Figur an der Wand verfangen und war so hochgehoben worden. Daraufhin hatten die beiden Schwestern sehen müssen, was der Kerl darunter trug, und das war nicht viel gewesen ... vorsichtig ausgedrückt. Nur mit Mühe hatte Mace sich ein lautes Lachen verkneifen können, und sie hatte auch geglaubt, das ganz gut gemanagt zu haben. Ihre Mutter hatte sie jedoch streng darüber informiert, dass ihr Ehemann es keineswegs zu schätzen wisse, wenn sie sich auf dem Boden herumrollte und nach Luft schnappte, während er sich verzweifelt bemühte, seine Kronjuwelen wieder unter den Kilt zu packen.
    »Dann sag Mr. Creepy, er soll Unterwäsche tragen«, hatte Mace in Hörweite ihres Stiefvaters zurückgeschossen. »Ich meine, er hat da ja nicht allzu viel, womit man angeben könnte.«
    Und auch das hatte ihre Mutter nicht allzu gut aufgenommen.
    Als Mace nun um die Kurve bog, kam das Herrenhaus in Sicht. Es war kleiner als das von Abe Altman, aber nicht viel. Mace ging zum Eingang und rechnete fest damit, dass ein uniformierter Butler auf ihr Klopfen reagierte, doch nichts dergleichen geschah.
    Das massive Portal flog auf, und da stand Mace’ Mutter in einem langen schwarzen Designerrock, hohen Stiefeln und einer gestärkten weißen Bluse, auf der eine lange Goldkette hing. Dana Perry

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