Auf Bewährung
du nicht?«
»Verrat es mir einfach.«
»Wir werden den Leuten helfen und ihnen nicht den Arsch aufreißen. Das zählt schon was.«
»Das ist alles? Wir sagen ihnen einfach, dass wir ihnen helfen wollen, und schon teilt sich das Meer der Gefahr? Das ist kein Disney-Film.«
»Ich hätte nie gedacht, dass du so zynisch bist.«
»Ich bin kein Zyniker. Ich will nur lebend wieder nach Hause.«
Mace’ Lächeln verschwand. »Das ist immer ein guter Plan.«
Kapitel 57
A lisha lebte in einem Apartmenthaus, das mehr an ein ausgebombtes Gebäude mitten in Bagdad erinnerte als an ein Wohnhaus, wie man es in der Hauptstadt der Vereinigten Staaten erwartete. Als sie auf den mit Müll übersäten Parkplatz einbogen, wo die Skelette von einem Dutzend Wagen standen, schaute Roy sich nervös um. »Okay, ich habe definitiv zu lange in Georgetown gelebt, denn wir sitzen immer noch im Wagen, und ich drehe schon durch.«
»Das Leben hat mehr Seiten als nur die reiche, Roy. Sicher, hier gibt es viel Kriminalität, doch die meisten Menschen, die hier leben, achten das Gesetz, arbeiten richtig hart, zahlen ihre Steuern und versuchen einfach nur, mit ihren Familien in Frieden zu leben.«
»Ich weiß. Du hast natürlich recht«, sagte Roy kleinlaut.
»Aber du solltest trotzdem die Augen offen halten, denn eine Kugel reicht, um dir den Tag zu verderben.«
»Du hättest deinen Vortrag besser mit ›in Frieden leben‹ beenden sollen.«
Als sie zu Fuß zum Gebäude gingen, kamen sie an Männern und Frauen vorbei, die in den Ecken der Ziegelwände kauerten. Und all diese Leute starrten das Paar an, das zum Eingang ging. Mace behielt ein hohes Schritttempo bei und schaute aufmerksam in jede Ecke. Es war, als verfügte sie über eine Art Radar, um potenzielle Bedrohungen aufzuspüren.
»Und?«, fragte Roy. »Schweben wir in unmittelbarer Lebensgefahr?«
»In der schwebst du, sobald du morgens das Bett verlässt.«
»Danke für diese optimistische Einschätzung.«
»Shit, Crack, Cheerios, Meth«, rezitierte Mace auf dem Weg zur Tür.
»Den Pot rieche ich, aber was ist mit dem Rest?«
Mace deutete auf den Boden, wo die Reste von Plastiktüten, Schnupfstrohhalmen, Papierpäckchen, Tablettenflaschen und sogar zerbrochene Spritzen lagen. »Es ist alles da, wenn du weißt, wo du suchen musst«, sagte sie. »In welcher Wohnung wohnt Alisha?«
»In der Akte steht Nummer 320.«
Sie gingen hinein, und der Gestank von Pot, Urin, verrottetem Müll und Fäkalien traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Leise sagte Mace: »Rümpf bloß nicht die Nase, Roy. Wir werden von überall beobachtet. Du musst Respekt zeigen. Wir können uns keinen Ärger leisten.«
Sie marschierten weiter, während Roy sich der Magen umdrehte und seine Nase juckte.
»Nehmen wir den Aufzug oder die Treppe?«, fragte er.
»Ich bezweifle, dass der Aufzug funktioniert«, antwortete Mace. »Und ich will nicht in kleinen Räumen eingesperrt sein, wenn ich nicht weiß, wer vor mir steht, wenn die Tür aufgeht.«
»Die Treppe zu nehmen, wird vermutlich auch riskant sein.«
»Nicht vermutlich . Es wird riskant sein.«
Mace öffnete die Tür zum Treppenhaus und schob sie ganz bis zur Wand auf für den Fall, dass sich jemand dahinter versteckt hatte. Dann wanderte ihr Blick zum ersten Absatz hinauf.
»Alles klar. Gehen wir.«
»Was, wenn jemand uns anhält?«
»Drehst du mir jetzt langsam durch?«
»Um ehrlich zu sein, habe ich schon Schwierigkeiten, meine Unterhose sauber zu halten, seit wir den Wagen verlassen haben.«
»Ich weiß zwar, dass du der Anwalt bist«, sagte Mace, »aber falls uns jemand den Weg versperren sollte, überlass das Reden mir.«
»Damit habe ich kein Problem.«
»Eins noch ... kannst du kämpfen?«
»Mit Worten oder mit Fäusten?«
»Schau dich um. Das hier ist nicht der Oberste Gerichtshof.«
»Ja, kann ich. Mein Bruder war bei den Marines, und er hat mir immer in den Arsch getreten, bis ich in einem Sommer plötzlich sechs Zoll gewachsen bin. Dann hat er mir seine Tricks gezeigt.«
»Ja, Marines sind ziemlich gut darin. Das werden wir unter Umständen noch gut gebrauchen können. Als ich das letzte Mal hier war, hatte ich noch meine Dienstmarke, und trotzdem bin ich nur knapp von hier entkommen.«
»Danke, dass du mir das jetzt erst sagst«, knurrte Roy.
Sie erreichten den dritten Stock und versuchten, einen Weg zwischen zwei riesigen Männern in Gefängnisjeans hindurchzufinden. Die Hosen hingen ihnen bis halb über den Arsch, und sie
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