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Auf Bewährung

Auf Bewährung

Titel: Auf Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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als neunzig Pfund, während der kleine Junge so aussah, als wäre er schon fast halb so schwer wie sie.
    Roy schaute in die Akte, in der Alishas Hintergrund dokumentiert war. Roy hatte in seiner Zeit als Pflichtverteidiger schon genug gesehen, sodass ihn eine Teenagermutter nicht wirklich überraschte; doch er wusste auch, dass es nie gut war, wenn ein Kind ein Kind bekam. Aber es war immer noch weit besser, als das Baby in einem Müllcontainer zu entsorgen. Roy konnte nicht umhin, Alisha Rogers dafür zu bewundern, dass sie sich der Verantwortung gestellt hatte, während viele andere es nicht taten.
    Non sagte: »Ich werde euch jetzt allein lassen. Alisha, solltest du etwas brauchen, ich bin unten im Waschraum.«
    »Danke, Non«, sagte Alisha und blickte zu Boden, während der kleine Junge Roy und Mace offenen Mundes anstarrte.
    Mace trat vor. »Alisha, ich bin Mace, und das ist Roy. Wir haben heute Morgen mit Carmela gesprochen.«
    Den Blick noch immer auf den Boden gerichtet sagte Alisha: »Carmela ist nett.«
    »Und sie hat sich sehr gefreut, dass wir uns mit dir treffen.«
    »Du hast da einen richtig hübschen Jungen«, bemerkte Roy. »Wie heißt er?«
    »Tyler«, antwortete Alisha. Sie nahm die winzige Faust ihres Sohns und winkte damit. Als sie ihn jedoch wieder losließ, ließ er den Arm einfach fallen und starrte die beiden Besucher weiter an.
    »Möchtest du dich setzen, während wir sprechen?«, fragte Mace. »Tyler scheint ziemlich schwer zu sein.«
    Roy und Mace hockten sich auf das kleine, zerschlissene Sofa, während Alisha Tyler auf den Boden und sich dann im Schneidersitz neben ihn setzte. Sie nahm ein Spielzeug aus dem alten Karton und gab es ihm.
    »Spiel ein wenig, Ty, während Mama mit diesen Leuten spricht.«
    Gehorsam begann Tyler mit der Buzz-Lightyear-Actionfigur zu spielen. Ihr fehlten ein Arm und ein Bein.
    Alisha hob den Blick. »Carmela hat gesagt, sie hätten etwas für mich.«
    »Wir möchten, dass du an einer Studie teilnimmst«, sagte Mace.
    Das schien Alisha nicht gerade zu begeistern. »Ich dachte, ich bekäme einen Job. Einen echten Job, wissen Sie, mit Kinder- und Krankenfürsorge.«
    »Das ist so auch nicht ganz falsch«, erwiderte Mace. »Geld und Ausbildung sind Teil der Studie.«
    »Was ist mit Schule?«
    »Ja, auch das. Tatsächlich ist Bildung sogar ein kritischer Bestandteil davon.«
    »Ich habe nämlich keinen Schulabschluss. Ich bin wegen Tyler raus. Kurz bin ich zwar wieder zurückgegangen, aber das hat nicht funktioniert.«
    »Da können wir dir helfen? Möchtest du noch immer deinen Abschluss machen?«, fragte Mace.
    »Das muss ich, wenn ich hier rauswill«, antwortete Alisha. »Ohne Schule gibt es hier nur Drogen oder den Strich. So kann ich nicht für Ty sorgen.« Sie streichelte Tyler das drahtige Haar.
    Als Mace dem kleinen Jungen ins Gesicht sah, glaubte sie, seine Gesichtszüge zu erkennen; sie wusste nur nicht, woher. »Lass uns mal die Einzelheiten durchgehen und sehen, ob es da etwas gibt, das dich interessiert.«
    »Ich bin an allem interessiert, was uns hier rausbringt.«
    »Dich und Tyler meinst du.«
    »Und meinen Bruder.«
    »Deinen Bruder?« Mace war überrascht. Davon stand nichts in der Akte.
    »Er ist gerade wieder zurückgekommen.«
    »Woher?«
    »Aus dem Knast.«
    »Okay. Was ist mit Tylers Dad?«
    Alisha zögerte und senkte wieder den Blick.
    Mace hatte diese Reaktion schon eine Million Mal gesehen. Die Frau würde gleich lügen.
    »Der ist vermutlich tot. Ich weiß nicht. In jedem Fall ist er nicht hier.«
    »Was ist mit deinen Eltern?«, fragte Roy.
    »Mein Daddy ist tot. Er hat einen Block weiter Heroin verkauft. Meine Mama hat mich verlassen, und meine Oma ist auch weg.«
    »Warum hat deine Mutter dich verlassen?«, hakte Roy nach.
    »Sie musste. Sie ist im Knast, weil sie meinen Daddy umgebracht hat.«
    »Oh«, sagte Roy.
    »Er hat es auch nicht anders verdient«, verteidigte Alisha ihre Mutter. »Er hat sie immer geschlagen.«
    »Und deine Oma?«, fragte Mace.
    Alisha traten Tränen in die großen Augen. »Das war eine Schießerei. Sie ist einfach nur mit ihren Einkäufen die Straße runtergegangen und ins Kreuzfeuer zweier Gangs geraten. Aber sie hat noch gesehen, wie Ty geboren worden ist. Und er hat seine Urgroßmutter gesehen.«
    »Das ist etwas sehr Seltenes«, bemerkte Roy. »Vier Generationen.«
    »Sie war erst neunundvierzig, als sie getötet worden ist. Meine Mama hat mich auch schon mit dreizehn bekommen.«
    Mace wollte gerade noch

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