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Auf & Davon

Auf & Davon

Titel: Auf & Davon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abigail Madeleine u . Roux Urban
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auf die Hände.
    Zane war mit einem Schuh fertig und fing an, den zweiten zuzuschnüren, wobei er absichtlich nicht aufschaute. Er hatte genug von den Misstönen zwischen ihm und Ty. Nun hatte er Ty schon einmal zu einem halbwegs menschlichen Wesen gefickt, und das wollte er sich auf keinen Fall wieder verderben. Zane fühlte sich, als sei er total aus dem Lot—ein Zustand, den er nur zu gerne Ty angelastet hätte—und er hatte sich kaum noch im Griff. Er hasste es, sich nicht im Griff zu haben. Das erinnerte ihn zu sehr an den Entzug.
    Ty griff sich ein Kissen und warf es Zane an den Kopf. Immer noch in seiner vorgebeugten Haltung schloss Zane die Augen und knurrte tief in der Kehle. Okay, menschliches Wesen war vielleicht etwas übertrieben. Er schnürte weiter. Als nächstes würde Ty ihm wieder vorwerfen, dass er sich verschloss, Zane sah es schon kommen.
    „Na gut.“ Ty verdrehte seufzend die Augen und stand vom Bett auf. „Wenn du mit vierzig ein Magengeschwür haben willst, bitte schön“, grummelte er.
    „Leck mich“, brummte Zane. Zwar war er wie durch ein Wunder ohne Magengeschwür davongekommen, aber er konnte sich nicht an seinen vierzigsten Geburtstag erinnern. Eigentlich war er sich gar nicht sicher, ob er sich überhaupt an etwas aus jenem Jahr erinnern konnte. Er stützte sich auf die Knie, ließ den Kopf hängen und schloss die Augen. Zane wünschte sich nichts dringender, als die schrecklichen, herzzerreißenden Träume, die er nach Beckys Tod gehabt hatte, vergessen zu können. Und er würde Ty bestimmt nicht versuchen zu erklären, wie er um Schlaflosigkeit gebetet, ja gefleht hatte. Immer und immer wieder.
    „Ach Herrgott, Garrett, nicht schon wieder“, murrte Ty genervt. „Ernsthaft?“, fragte er ungläubig. „Soll ich dir etwa einen Seelenklempner besorgen?“
    Da packte Zane der Zorn, und er sprang abrupt auf. „Dein Scheiß-Seelenklempner nützt mir nichts mehr, du Arschloch. Willst du wissen, woran ich gedacht habe? Ich habe daran gedacht, was Schlaflosigkeit in manchen Nächten für ein Segen für mich gewesen wäre. Also steck‘ dir das verdammte Orchester sonstwohin und zieh‘ dich an, damit wir hier raus kommen.“
    „Idiot“, fauchte Ty abfällig. „Du bist so daran gewöhnt, vor deinen Problemen wegzurennen, dass du schon gar nicht mehr anders kannst. Du lässt es zu, dass deine Vergangenheit dein Leben bestimmt, und das geht mir langsam gewaltig auf den Sack.“
    „Ach was, und du hast wohl die Lösung für alle meine Probleme parat, Dr. Grady? Hast wohl auch noch einen Abschluss in Psychiatrie in der Tasche, wie? Du weißt einen Scheißdreck von meiner Vergangenheit und womit ich fertig werden muss“, knurrte Zane.
    „Und ich will’s auch gar nicht wissen“, stellte Ty ohne Mitgefühl klar. „Die Vergangenheit ist vorbei, und das aus gutem Grund.“
    „Bei einigen Leuten war die Vergangenheit aber so schön, dass sie sich daran erinnern wollen , Alpträume hin oder her“, gab Zane bissig zurück. „Weißt du wie das ist, wenn es dir vorkommt, als würde dein Hirn durch den Wolf gedreht, nur weil du versuchst, an etwas Kostbarem festzuhalten? Nein? Dann lass mich mit diesem Scheiß in Ruhe.“
    Ty starrte ihn an und fragte sich, ob er überhaupt das Recht dazu hatte, all die höllischen Nächte aufs Tapet zu bringen, die er mit seinen Recon-Jungs zusammen durchgemacht hatte. Wenn Zane wüsste, wovon Ty träumte, würde er vielleicht nicht soviel jammern. Schließlich beschloss Ty, dass dieser dumme Streit die Mühe nicht wert war, und machte eine wegwerfende Handbewegung.
    Zane blinzelte, als Ty ihn einfach so ablaufen ließ. „Scheiße, ich glaub’s nicht“, knurrte er, drehte sich um und fing an, sich seine Sachen in die Taschen zu stopfen. Er musste mit einem seelisch verkümmerten Arschloch zusammenarbeiten. Andererseits erklärte das aber auch so einiges. Zane hatte an seiner verbleibenden Wut genauso schwer zu schlucken wie an dem Mitleid, das er dem anderen Mann gar nicht erst zu zeigen wagte.
    Ty zog sich schnell ein paar Sachen an, in denen er nicht gleich wieder aus dem FBI Gebäude rausfliegen würde. Er stand vor dem Badezimmerspiegel, schüttelte zornig den Kopf und grummelte vor sich hin. So langsam wurde er wieder sauer auf Zane. War wohl auch besser so. So würde er wenigstens irgendwann demnächst nicht mehr den Drang verspüren, Zane von Kopf bis Fuß abzuküssen. Mit viel Zunge.
    Ty atmete einmal tief durch, stakste steifbeinig wieder

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