Auf & Davon
hatte ganz schön was abbekommen; eine lange schmale Platzwunde an seinem Hinterkopf hatte heftig geblutet, brauchte dann aber nur mit ein paar Stichen genäht zu werden. Die weiteren Auswirkungen der Kopfverletzung waren allerdings nicht abzusehen. Dazu kamen noch leichte Verbrennungen und blaue Flecken am Arm. Außer am Kopf hatte er die schwersten Verletzungen am Brustkorb davongetragen. Es war nichts gebrochen, aber er hatte Muskelzerrungen und tiefe, schmerzhafte Rippenprellungen erlitten, die seine Beweglichkeit für einige Zeit ziemlich einschränken würden. Wochen, definitiv. Möglicherweise für Monate, hatte der Arzt Zane gesagt.
Vornübergebeugt, mit den Ellbogen auf den Knien, saß Zane auf einem Stuhl neben dem Bett, in dem Ty flach auf dem Rücken lag, mit einem Infusionsschlauch im Arm und an alle möglichen Überwachungsgeräte angeschlossen. Zane musste sie rasch hier herausschaffen. Er hatte seine Marke benutzt, um hier hereinzukommen, das würde sich bald genug bis zum FBI herumgesprochen habe. Der Arzt hatte darauf bestanden, Ty für eine Nacht zur Überwachung dazubehalten, falls es mit seiner Gehirnerschütterung irgendwelche Komplikationen gab. Das Pflegepersonal hatte Ty fast die ganze Nacht über wachgehalten, was ihn ausgesprochen grantig, schlecht gelaunt und noch unleidlicher als sonst gemacht hatte. Jetzt allerdings schlief er, und Zane wartete ungeduldig auf den Arzt. Er schaute gerade zum x-ten Mal auf die Uhr, als der Arzt hereinkam.
„Er hat ein leichtes Hirnödem, eine Schwellung im Schädelinneren, die ihm vielleicht für einige Tage Probleme bereiten könnte, und eine anständige Beule außen“, eröffnete ihm der Arzt, bevor Zane überhaupt fragen konnte. „Er hat ganz schön eins auf den Schädel bekommen, aber dafür scheint es ihm recht gut zu gehen. Schmerzen wird er allerdings haben. Bringen Sie ihn nach Hause und legen Sie ihm einen Eisbeutel auf den Kopf. Behalten Sie ihn im Auge, halten Sie ihn noch ein, zwei Stunden wach, ehe Sie ihm Schmerzmittel geben, nur für den Fall. Und geben Sie ihm die Tabletten nur dann, wenn er sie unbedingt braucht. Ich meine damit, wenn er sich vor Schmerzen krümmt“, mahnte er eindringlich. „Sehen Sie zu, dass er ein, zwei Tage in ruhiger Umgebung verbringt, bis die Schwellung abgeklungen ist. So eine Kopfverletzung kann ziemlich schnell ziemlich schwere Folgen haben, also wie gesagt, behalten Sie ihn im Auge. Wenn irgendwas ist, starker Schwindel, Sehstörungen, Sprachstörungen, Zittern, Verwirrung, Übelkeit und so weiter, rufen Sie einen Krankenwagen. Diese Hirnschwellung ist jetzt sein größtes Problem, und sie könnte vielleicht mit Gedächtnisverlust einhergehen. Noch Fragen?“, erkundigte er sich, und Zane schüttelte stumm den Kopf. „Dann rufe ich Ihnen jetzt eine Pflegekraft, die Sie hinausbringt“, sagte der Arzt.
Zane stand auf und schüttelte den Kopf. „Nein, sorgen Sie nur dafür, dass niemand im Flur ist, und ich bringe ihn selber raus“, sagte er.
Der Arzt setzte ein finsteres Gesicht auf und neigte störrisch den Kopf. „Entweder er wird von einer Pflegekraft im Rollstuhl hier rausgefahren, oder er bleibt hier“, sagte er ruhig.
Zane blähte zornig die Nüstern. „Machen wir einen Deal“, sagte er. „Wenn die Pflegekraft ein Mann ist, ein kräftiger Mann, lasse ich mich drauf ein.“
Der Arzt verengte die Augen, aber er nickte, entfernte die Nadel aus Tys Arm und verschwand dann wieder durch den Vorhang, um sich um den Papierkram zu kümmern.
Jetzt hatten sie eine Gelegenheit, sich rasch davonzumachen. Zane schüttelte Ty leicht an der Schulter und beugte sich vor, um ihm ins Ohr zu flüstern: „Ty? Komm, wach auf, damit wir von hier verschwinden können.“
Zur Antwort stöhnte Ty und drehte ein wenig den Kopf, so dass seine Schläfe an Zanes Kinn stupste. „Ach, lass mich doch hier bei den Drogen.“
Zane lachte leise. Er wusste, dass Ty wegen der Gehirnerschütterung keine Schmerzmittel bekommen hatte, aber das merkte der wahrscheinlich gar nicht, so weggetreten, wie er war. „Ich hab‘ beide Taschen voll mit Glückspillen für dich“, lockte er. „Komm, hoch mit dir, Großer.“ Er schob einen Arm unter Tys Rücken und hob ihn langsam in eine sitzende Position.
Ty wehrte ihn zittrig ab. In seinem Kopf klopfte der Schmerz. „Bist du sicher, dass es gut ist, wenn ich mich bewege?“, fragte er zweifelnd, während er die Beine aus dem Bett schwang. Normalerweise brachte es ihn nicht
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