Auf & Davon
ich besorg‘ dir Eis für deine Beule. Und ein paar Codein, wenn du willst. Der Doc sagte, nach ein paar Stunden darfst du Schmerzmittel nehmen.“
Ty schluckte und schaute um sich. Schließlich sah er Zane in die Augen. „Ich würde lieber einen klaren Kopf behalten für nachher, wenn wir unsere Sachen holen gehen.“
Zane hielt seinem Blick eine lange Weile stand und nickte dann langsam. „In Ordnung. Geh schon“, sagte er mit einer Kopfbewegung Richtung Schlafzimmer. Er schnappte sich den Eiskübel und ging mit der Schlüsselkarte in der Hand hinaus, wobei er die Tür fest hinter sich schloss.
Kaum war er draußen, hob Ty die Hand und tastete vorsichtig nach der dicken Beule an seinem Hinterkopf. Er verzog das Gesicht, als ihm daraufhin ein stechender Schmerz durch den Kopf fuhr. Als er die Hand wieder sinken ließ, zitterte sie leicht vor Schmerz. Langsam ging er zum Bett, kroch hinein und vergrub sich unter mehreren Schichten von weichem, schokoladefarbenem Bettzeug. Für heute musste er sich geschlagen geben.
Schon nach wenigen Minuten kam Zane zurück. Er machte die Tür zu, schloss ab und schob den Riegel vor, ehe er seine Jacke, seine Messer und seine Schusswaffe ablegte. Er füllte den stabilen Plastikbeutel aus dem Eiskübel zur Hälfte mit Eiswürfeln und zerkleinerte das Eis dann vorsichtig auf dem Teppich, ohne dabei zu viel Lärm zu machen. Er wickelte den Eisbeutel in ein Handtuch und ging dann ins Schlafzimmer. Ty lag offensichtlich unter den feinen Laken und Decken. Zane legte den Eisbeutel beiseite und fing an, Ty auszubuddeln. Ein leises Stöhnen belohnte seine Mühen, und schließlich deckte er Ty auf, der nicht einmal seine Jacke ausgezogen hatte.
„Oh, Ty“, seufzte Zane kaum hörbar. Der andere Mann sah erbarmungswürdig aus. „Komm, setz dich hin und zieh ein paar von deinen Sachen aus. Dann hast du’s gleich viel bequemer.“ Er half Ty dabei, sich aufzusetzen, und zog ihm zuerst die ruinierte Lederjacke aus.
Ty schnaufte und wimmerte leise, als Zane ihm die Jacke auszog. Sein verletzter Arm und seine Rippen protestierten heftig. „Den Rest auch noch?“, fragte Zane und setzte sich wieder neben Ty.
„Scheiße“, stöhnte Ty. „Ich will mich einfach nur in Ruhe elend fühlen, okay?“ verlangte er mürrisch.
„Okay“, beschwichtigte Zane ihn. „Leg dich wieder hin und dreh dich auf die Seite. Beule nach oben, bitte“, sagte er mit einem leisen Lächeln.
„Halt die Klappe“, knurrte Ty, gehorchte aber Zanes Anweisungen. Ohne weiter auf Tys Grobheit einzugehen, hob Zane den Eisbeutel vom Boden auf, legte ihn vorsichtig auf die Schwellung an Tys Hinterkopf und hielt ihn dort fest. Das Haar dort war immer noch von getrocknetem Blut verklebt. Ty stieß einen protestierenden Schmerzlaut aus und schloss erschauernd die Augen.
Mit seiner freien Hand streichelte Zane Tys Schulter und Flanke, direkt hinter den blauen Flecken; er wollte nicht, dass Ty sich vor Schmerzen wand und sich dabei vielleicht noch mehr verletzte. „Willst du was essen oder trinken? Ich soll dich schließlich noch mindestens zwei Stunden wach halten.“
„Ummpf“, antwortete Ty kläglich. Er wollte nur schlafen.
„Ich weiß. Hab‘ das auch schon erlebt. Weißt du was, halt du doch das Eis fest und ich ruf‘ beim Zimmerservice an, was hältst du davon? Isst du irgendwas besonders gern? Vielleicht würde das helfen, dich wachzuhalten“, sagte Zane und hielt Ty an der Schulter fest.
„Nein“, murmelte Ty und machte die Augen zu.
Seufzend stand Zane auf. Er machte beide Lampen und den Fernseher an. Dort lief gerade ein gewalttätiger Action-Film, und Zane drehte die Lautstärke voll auf. Als er am Fußende des Bettes vorbeikam, zupfte er an den Spitzen von Tys Stiefeln. „Nicht einschlafen“, mahnte er.
„Mmkay“, murmelte Ty, steckte den Kopf unter sein Kissen und döste prompt ein.
Zane schaute auf ihn hinab und riss ihm dann das Kissen und sämtliche Decken weg. „Ty, das ist mein Ernst. Schlaf nicht ein“, sagte er entschieden.
„Schlafräuber“, sagte Ty anklagend.
„Von mir aus nimm’s mir ruhig übel, dass ich dich davon abhalten will, ins Koma zu fallen“, sagte Zane und gab Ty einen Stups ins Kreuz. „Jetzt setz‘ dich auf, und vergiss den Eisbeutel nicht.“
„Hör mal, Florence Nightingale, einen Typen mit solchen Kopfschmerzen mit Fernsehen zu zu dröhnen ist doch grausam“, quengelte Ty.
Zane winkte ab und ging ins vordere Zimmer, um die Speisekarte zu holen,
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