Auf & Davon
sarkastischen Ton. „Weil, wir wissen ja alle, dass die chicos in Miami wie die Babys schlafen.“
Zanes Gesicht wurde hart. „Was machst du mich deshalb so an, wenn’s dir egal ist?“
„Rede ich wie einer, dem’s egal ist?“, fragte Ty und versuchte dabei, die Feindseligkeit aus seiner Stimme herauszuhalten.
Das brachte Zane aus dem Konzept, und die scharfe Antwort blieb ihm in der Kehle stecken. Ty hörte sich… aufgebracht an? Er sah eindeutig zornig aus. Nachdem sie sich vier Monate lang nicht gesehen hatten, war Ty zornig, dass Zane wiedermit Alkohol und Drogen angefangen hatte. Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte, ohne sich gleich wieder aufs emotionale Glatteis zu begeben. „Also willst du, dass ich wieder damit aufhöre?“, fragte er mit gleichmäßiger Stimme.
Ty schloss die Augen, gab ein leicht verzweifeltes Schnauben von sich und senkte den Kopf. Er rieb sich die Augen und verzog das Gesicht. „Das ist doch wohl so ziemlich das, was man allgemein unter Abstinenz versteht“, sagte er kopfschüttelnd.
„Und ich habe ja offensichtlich so gar keinen Respekt für das, was man allgemein unter Abstinenz versteht“, entgegnete Zane, rutschte von seinem Hocker und machte sich auf in den oberen Stock, um sein Shirt zu holen. Das hier lief gar nicht gut und er sah keinen Sinn darin, hierzubleiben und sich weiter beschimpfen zu lassen. Er hatte damals eine Entscheidung getroffen, und die war ihm damals richtig erschienen. Das Klirren von Tys Flasche, die an der Wand zerschellte, folgte ihm hinaus.
Auf halbem Wege die Treppe hinauf blieb Zane stehen, drehte sich um und blickte auf Ty hinab, der mitten in der Küche stand. „Was zum Teufel hast du für ein Problem?“
„Dir ist das alles völlig egal, oder?“, fragte Ty hitzig. Hinter ihm lief das Bier schäumend an der Wand hinunter. „Dich hat es doch einen Scheißdreck gekümmert, ob die dich da unten umbringen oder nicht.“
Zane lehnte sich mit der Schulter an die Wand, legte den Kopf in den Nacken und starrte finster an die Decke. Was sagte man auf eine solche Frage? Die Wahrheit? „Warum hätte mir das nicht egal sein sollen? Ich hab‘ meinen Job erledigt, und keiner, mit dem ich zusammengearbeitete habe, ist dabei zu Schaden gekommen.“
Ty funkelte ihn für einen Moment wütend an, dann senkte er wieder den Kopf und legte die Hände flach auf die Arbeitsplatte, um sich zu beruhigen. „Also gut“, sagte er schließlich mit leiser Stimme.
Da flammte wieder die Wut in Zane auf, und er hatte keine Lust mehr, sie zu unterdrücken. „Also willst du dich jetzt zum Richter über vier Monate meines Lebens aufschwingen? Einfach so, ohne eine Erklärung? Fick dich doch, Grady.“ Er stakste steifbeinig die Treppe vollends hoch und ging ins Bad. Für einen kurzen Moment war er beinahe überzeugt davon gewesen, dass es Ty nicht egal war.
„Hast du mir nicht erzählt“, schrie Ty ihm zornig hinterher und folgte ihm die Treppen hinauf, „wie lang es her ist, dass sich irgendwer auch nur einen Deut um dich geschert hat? Verflucht, Garrett, du machst einem das aber auch verdammt schwer!“ rief er, als er ins Badezimmer kam.
Zane erstarrte mit den Händen auf dem Waschbecken und starrte in den Spiegel, sah den Schmerz in seinen Augen an die Oberfläche kommen sah, wie er sich auf seinem Gesicht malte, wie sehr er sich auch bemühte, ihn zu unterdrücken. Nach einem Moment angespannten Schweigens spürte er, dass Ty dicht neben ihm stand, und sagte heiser: „Da kannst du jetzt nochmal vier Monate dazurechnen.“
„Willst du hier einen Rekord aufstellen?“, fragte Ty hitzig. „Weil, ich gebe nämlich einen Scheiß auf alle, mit denen du in Scheiß-Florida zusammengearbeitet hast.“
„Was willst du mir sagen, Ty? Weil ich jetzt nämlich schon zum vierten Mal nicht mehr recht weiß, was ich davon halten soll“, schoss Zane zurück und drehte sich dann zu ihm um. „Fünf Jahre, Ty. Ich habe mich fünf Jahre lang einen Scheißdreck um alle und jeden geschert, und als sich das dann zum ersten Mal geändert hat, hab‘ ich nur dagesessen und zugesehen, wie es mir wieder entglitten ist.“
„Ich will dir damit sagen“, antwortete Ty langsam und eigensinnig, „dass es mir wehtun würde, wenn dir etwas zustößt.“
Zanes Wut schmolz dahin. Er stand nur da und schaute Ty schmerzerfüllt an. „Ich will dir nicht wehtun.“
Darauf hatte Ty nichts mehr zu sagen. Er seufzte tief und schüttelte den Kopf. „Wird uns das bei unserer
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