Auf & Davon
Reichweite, ehe Zane ihn sich noch einmal schnappen konnte.
„Alles außer Zwiebeln und Fisch.“ Zane griff nach seiner Jacke. „Ich geh‘ erst noch kurz raus eine rauchen, okay?“
„Die Dinger bringen dich noch um“, tadelte Ty und griff zum Telefon.
Mit der Zigarette schon zwischen den Lippen ging Zane in Richtung der Terrasse hinter dem Haus. „Ich glaube, vorher erwischt mich eine Kugel“, sagte er trocken, trat hinaus und zog die Tür hinter sich zu.
Irritiert sah Ty ihm nach. Etwas an dieser Situation gab ihm ein komisches Gefühl, aber er wusste nicht was. Mit einem tiefen Seufzer rief er beim nächstbesten Pizzaservice an und gab seine Bestellung auf. Dann ging er die Treppe hinauf ins Schlafzimmer, das im vorderen Teil des Hauses lag, und begann das Bett abzuziehen. Die Laken rochen nach der Frau aus der Bar, nach teuren Zigarren und wahrscheinlich auch nach billigem Bier. An die Einzelheiten konnte Ty sich nur noch leicht verschwommen erinnern. Wie auch immer, Zane brauchte wirklich nichts von all dem zu riechen.
Zane ließ sich Zeit beim Rauchen und starrte dabei auf die Stadt hinunter, die sich vor ihm den Hügel hinab ausbreitete, überragt von den hohen Dächern der Altbauten. Er verbrachte einige lange Minuten damit, seine eigenen Gefühle zu analysieren—warum er sich gleichzeitig ausgeglichener und unruhiger fühlte als die Monate zuvor. Ausgeglichener, weil er mit Ty zusammen war. Das musste es sein. Allein der Gedanke daran, was das bedeutete, erschütterte ihn zutiefst. Wie war er nur so abhängig von Ty geworden, ohne das überhaupt zu merken? Und was konnte er dagegen tun? Wichtiger noch… wollte er überhaupt etwas dagegen tun?
Oh Gott. Er schüttelte den Kopf. Zane wusste nicht einmal, was dieses „es“ überhaupt war, das ihn mit Ty verband. Aber er wusste, dass er Angst davor hatte, dass es verschwinden könnte. Er wollte Ty nicht noch einmal einfach so aus seinem Leben spazieren sehen. Er rauchte die Zigarette zu Ende, drückte sie auf dem Zementboden aus und warf die Kippe in einen Blumentopf, der aussah, als sei er schon öfter für diesen Zweck benutzt worden. Zane fragte sich kurz, wer wohl hier draußen geraucht haben mochte, wo Ty doch so gegen Zigaretten war, und holte tief Luft. Er kannte doch Tys Angewohnheiten—darüber durfte er gar nicht erst nachdenken. Erstmal duschen. Danach würde er schon sehen, welche Emotionen noch in ihm zum Vorschein kommen würden. Hoffentlich welche, die er auch verstehen konnte.
Ty war oben, durchwühlte seinen Schrank nach frischem Bettzeug und brummelte dabei vor sich hin. Als Zane dazukam, kramte Ty gerade im obersten Fach.
Zane blieb auf der Türschwelle stehen. „Hast du da auch Handtücher drin?“, fragte er. Bei diesem Anblick—Ty, lang ausgestreckt, um das oberste Fach zu erreichen—stieg schon wieder das Verlangen in ihm auf. Er unterdrückte es mannhaft.
Ty schaute ihn über die Schulter hinweg an und schüttelte den Kopf. „Im Bad“, antwortete er. „Ich suche nur nach sauberen Laken.“
Zane nickte und blickte kurz in den Schrank. Zu seiner Überraschung lag auf dem obersten Regalbrett ein alter, zerschrammter Motorradhelm. Zane sagte nichts dazu, ließ nicht einmal erkennen, dass er den Helm gesehen hatte, aber er warf Ty im Hinausgehen einen neugierigen Blick zu. Das Badezimmer war leicht zu finden. Er zog sich aus und begutachtete dann stirnrunzelnd den frischen Verband an seinem Arm.
„Na, klasse“, brummte er und zog die Nase kraus. Den sollte er wohl besser wegmachen. Der Verband würde sowieso nur nass, klebrig und matschig werden, und das war einfach eklig. Er riss das Pflaster so schnell wie möglich ab und war angenehm überrascht, dass so wenig Haut daran hängen blieb. Er drehte das Wasser auf, tastet wieder an der Wunde herum und sah zu, wie ihm aus dem tiefsten Einschnitt ein dünnes rotes Rinnsal den Arm entlanglief.
„Weißt du was, das tut wahrscheinlich noch mehr weh, wenn du’s nassmachst“, murmelte er vor sich hin. Na toll, jetzt führte er auch schon Selbstgespräche. Er nahm einen Waschlappen vom Waschtisch, hielt ihn über die Wunde und stieg unter die Dusche.
„Brauchst du Hilfe?“ klang Tys Stimme von der Tür her.
Zane wandte den Blick zu dem durchsichtigen Duschvorhang. Ty war ein bisschen verschwommen, aber erkennbar. „Ich hatte den Verband vergessen“, sagte Zane. „Ich hab‘ ihn abgemacht, damit er nicht… pappig wird.“
„Pappig“, echote Ty nickend, als
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