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Auf & Davon

Auf & Davon

Titel: Auf & Davon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abigail Madeleine u . Roux Urban
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Rädchen sich zu drehen. Jeder, der auch nur für kurze Zeit in Baltimore lebte, hatte mindestens eine Geschichte von Poe gelesen. Das einzige, woran Ty sich erinnern konnte, war eine Geschichte über ein Herz unter den Fußbodenbrettern, einen Typen, der in einen Weinkeller eingemauert wurde, und an den Titel der letzten Geschichte, die er gelesen hatte: Der Doppelmord in der Rue Morgue .
    „Kann ich das mal sehen?“, fragte er plötzlich, setzte sich auf und deutete auf das alte Buch.
    Der Mann blickte mit einem leisen Lächeln um die Lippen zu ihm auf. „Aber natürlich“, sagte er liebenswürdig. Er legte sorgfältig sein Lesezeichen in das Buch, schloss es und reichte es Ty.
    Ty blätterte zum Inhaltsverzeichnis, wo er eine Liste aller Geschichten in dem Buch fand. „Haben Sie die alle gelesen?“fragte er, ohne aufzusehen.
    „Schon oft“, antwortete der Mann.
    „Zwei Menschen, die in einem Leichenschauhaus eingeschlossen sind“, murmelte Ty.
    „Darum geht’s in einer davon, ja“, antwortete der Mann. Offenbar dachte er irrtümlich, dass Ty mit ihm gesprochen hätte.
    „Gibt es auch eine Geschichte über eine blonde und eine brünette Frau, vielleicht dass sie die Plätze tauschen?“, fragte Ty und schaute den Mann an. „Oder eine über ein Gemälde? Oder über eine Frau, der alle Zähne gezogen werden?“
    Der alte Mann blickte verwirrt von dem Buch zu Ty und wieder zurück. Er nickte.
    Ty sprang auf und drückte dem alten Mann das Buch wieder in die Hände. „Garrett!“ rief er aufgeregt.
    Zane tauchte hinter einem der langen Bücherregale auf, näherte sich ihm rasch und offensichtlich alarmiert. „Was?“, forschte er besorgt.
    „Ich glaube, du hast gerade diesen beschissenen Fall gelöst“, sagte Ty grinsend zu ihm. Er deutete auf das Buch, das der alte Mann behutsam in den Händen hielt. „Los, besorg‘ uns so ein Buch.“

Kapitel 12

    H INTER der heruntergelassenen Jalousie eines kleinen Ladenlokals hervor beobachtete Zane das hektische Treiben am Tatort gegenüber auf der anderen Straßenseite. Er schaute bereits seit zwanzig Minuten zu und hatte sich während der ganzen Zeit kein einziges Mal geregt. Ty stand neben ihm, ein bisschen weiter weg vom Fenster, weil er vor lauter Rastlosigkeit nicht stillstehen konnte.
    Sie sahen zu, wie uniformierte Polizisten eine Absperrung errichteten, um neugierige Passanten abzuhalten, wie sie mögliche Zeugen abschirmten, und wie sich Agenten in Zivil unter die wachsende Zuschauermenge mischten, um mögliche Verdächtige aufzuspüren. Sie sahen die Detectives Pierce und Holleman herumstehen und sich verwirrt die Köpfe kratzen, und sie sahen, wie Ross und Sears mit Henninger und Morrison im Schlepptau ankamen, nur um sich dann ebenfalls die Köpfe zu kratzen. Sie sahen den Gerichtsmediziner—den neuen—ankommen, gefolgt von zwei Kriminaltechnikern mit einem Leichensack.
    „Sieht ziemlich chaotisch aus. Ich glaube, wir können da rein und wieder rausgehen, ohne dass uns jemand sieht“, murmelte Ty Zane zu. „Der Gerichtsmediziner ist neu, er wird uns nicht erkennen. Und du weißt ja, dass jetzt wohl kaum noch jemand anders da drinnen ist, solange er die Leiche untersucht.“
    Zane nickte langsam, den Blick immer noch auf das Geschehen geheftet. Er holte sein Handy hervor, drückte ein paar Tasten und wartete. Gegenüber auf der anderen Straßenseite zog Henninger sein Handy raus.
    „Wir gehen mit dem Gerichtsmediziner rein. Halten Sie den Rest draußen“, sagte Zane kurz. Nachdem der andere Agent geantwortet hatte, klappte er mit grimmigem Gesichtsausdruck sein Handy zu. „Gehen wir“, sagte er leise. „Außen um den Block und hinten rum rein. Es gibt einen Hintereingang.“
    Ty nickte und folgte ihm schweigend. Sie hatten den Anruf bekommen, als sie gerade mit ihrer frisch erworbenen Sammlung von Poes Erzählungen den Buchladen verließen. Ty war beinahe begierig zu sehen, ob dieser neueste Mord zu ihrer Theorie passen würde. Sie gingen hinaus und um den Block herum, machten einen weiten Bogen um die versammelten Gesetzeshüter, und näherten sich dem Tatort wieder durch eine Seitengasse, wo der Krankenwagen geparkt war.
    Nur zwei Polizisten standen vor dem Hintereingang Wache. Sie zeigten den überarbeiteten Männern kurz ihre Marken vor, knurrten dienstbeflissen etwas von Regierungsangelegenheiten, und schon waren sie drin.
    Zane steckte die Hände in die Hosentaschen und hielt sich gewissenhaft auf dem schmalen Läufer aus

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