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Auf & Davon

Auf & Davon

Titel: Auf & Davon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abigail Madeleine u . Roux Urban
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kein FBI – Agent, sondern ein normaler Polizist, der Zugang zu dem Fall hat“, stellte Zane fest. „Jemand, der auf beiden Seiten an den Ermittlungen beteiligt ist, auch wenn er nur eine untergeordnete Rolle spielt. So wie die Steves zum Beispiel.“ Er warf die Zigarettenschachtel auf den Tisch und setzte sich wieder auf das Bett. „Ich wünschte, wir hätten diese verdammte Liste aller Mitarbeiter, die je ihre Finger in diesem Durcheinander hatten.“
    „Das neue Profil schreit geradezu ‚Cop mit Minderwertigkeitskomplex‘“, stimmte Ty zu. „Aber bei dem umfassenden Zugang, den er hat, sage ich immer noch, er ist beim FBI. Das bringt mich auch auf den Gedanken, dass speziell wir beide ihm irgendwie den Eindruck vermittelt haben müssen, dass uns gefällt, was er tut“, fuhr er nachdenklicher fort. „Vielleicht haben wir mal irgendwo Bewunderung für seine Fähigkeiten geäußert. Oder wir haben Interesse für das Wie und Warum von etwas gezeigt, was keiner von den anderen bemerkt hat. Was auch immer es war, er muss gedacht haben, dass er endlich jemanden gefunden hat, der die Früchte seiner Arbeit zu schätzen weiß.“
    Zanes Gesicht war ausdruckslos, dann erbleichte er. „Also hat er das alles… nur zu unserer Unterhaltung getan? Speziell für dich und mich?“
    „Am Anfang nicht“, antwortete Ty mit einem Kopfschütteln. „Und jetzt sicher auch nicht. Wenn wir davon ausgehen wollten, müssten wir auch davon ausgehen, dass er weiß, dass wir wieder da sind. Speziell wir beide. Ich glaube, er hat irgendwie erfahren, dass das FBI ein neues Team schicken will. Und das vorhin, das war seine Willkommensparty.“
    Zane schloss die Augen. Bei dem Gedanken wurde ihm etwas übel. Das war vielleicht der grausigste Tatort gewesen, den er je mit eigenen Augen gesehen hatte—und er hatte schon viele gesehen—aber Ty schien darin nur einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Ergreifung des Täters zu sehen.
    Er öffnete die Augen wieder und schaute Ty an, sah ihn sich ganz genau an, und diesmal verstand er, warum Ty diese leicht distanzierte Ausstrahlung hatte. Ty war schon so, seit sie wieder zusammen waren. Selbst bei sich zuhause in Baltimore. Zane dachte zurück an Tys Reaktion, als sie damals die Frau in jenem Hotelzimmer gefunden hatten, und seine Vorbildung in Psychologie sagte ihm, was hier vor sich ging. Ty stand immer noch unter Schock. Er hatte die Behandlung über sich ergehen lassen wie ein braver kleiner Soldat, aber er hatte während der Therapie nichts davon wirklich verarbeitet. Im Grunde hatte er sich von allen tiefergehenden Emotionen abgeschottet, nur um sich so vor weiterem Schmerz zu schützen.
    Ty schnaubte und lief weiter auf und ab, ohne zu bemerken, wie eingehend Zane ihn studierte. „Wir sollten Henninger anrufen“, murmelte er schließlich. „Ihm sagen, dass er das Profil ändern soll.“
    „Es kann noch Stunden dauern, ehe er vom Tatort wegkommt und mit uns sprechen kann“, sagte Zane. Er fühlte mit Ty. Es schmerzte ihn nicht nur, Ty so in sich zurückgezogen zu sehen, sondern auch sonst. Es machte ihm Angst, und ihm wurde ganz schwer ums Herz, während er seinem Partner beim Auf-und-Ab-Gehen zusah.
    „Ruf‘ ihn trotzdem an, der Scheiß hier ist wirklich wichtig“, grummelte Ty verärgert und klopfte auf der Suche nach seinem eigenen Handy alle seine Taschen ab.
    „In Ordnung. Wir rufen Henninger an, und dann?“, fragte Zane. „Hier ist kein Platz für die ganzen Akten, die er uns bringen soll. Schließlich müssen wir die ausbreiten, um sie gründlich durchzugehen. Wir sollten wahrscheinlich sowieso das Hotel wechseln, nur für alle Fälle.“
    Ty war sehr still, während er Zanes letzte Worte in sich aufnahm. „Glaubst du, er weiß, dass wir wieder da sind?“, fragte er sachlich.
    Zane schluckte und dachte zurück an das, worüber sie erst vor wenigen Minuten geredet hatten. „Ja“
    „Speziell wir?“, fragte Ty ruhig.
    Zane sah ihm in die Augen und fragte sich, ob sich seine zunehmende Beklommenheit in seinem Blick widerspiegelte. „Ja.“
    „Das glaube ich auch“, erwiderte Ty in demselben ruhigen, gelassenen Tonfall. „Nicht mehr lange, und er wird…“
    „Er braucht uns“, unterbrach Ty zuversichtlich. „Wir geben ihm das Gefühl, dass er seine Sache ordentlich macht. Er wird nicht noch einmal versuchen, uns etwas anzutun, da bin ich mir sicher“, log er.
    Die Lüge entging Zane nicht, aber er hatte nicht vor, einen Kommentar dazu abzugeben. Er

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