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Auf & Davon

Auf & Davon

Titel: Auf & Davon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abigail Madeleine u . Roux Urban
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lustig“, sagte Zane und blies den Rauch weg von der Tür. „Ihn schon, möchte ich wetten.“
    Ty schaute ihn an. Seine Lippen öffneten sich leicht, als sei er über Zanes Worte überrascht. Er blickte auf den dünnen Teppich hinunter und blinzelte wieder. Sein Mund bewegte sich, formte eine Zeitlang stumm Worte. „Wir fanden es nicht lustig“, murmelte er.
    Zane musterte Ty verwirrt. „Was geht da in deinem Kopf vor?“, fragte er milde. Seine Bissigkeit und seinen Frust hatte er für den Moment vergessen.
    „Ich glaube, dass ich das Profil völlig falsch angegangen bin“, antwortete Ty benommen.
    Zane blinzelte überrascht. Er steckte sich eine unangezündete Zigarette hinter das Ohr, kam wieder ins Zimmer, schloss die Tür hinter sich und verriegelte sie. „Erklär mir das“, drängte er.
    „Wir sind davon ausgegangen, dass er Spielchen spielt, dass er damit angeben will, wie gut er doch ist, und dass er auf einen würdigen Gegner wartet“, antwortete Ty rasch und fing wieder an, auf und ab zu gehen. „Burns hat gesagt, es habe allgemein der Eindruck geherrscht, dass der Killer deprimiert war, nachdem wir weg waren. Er war niedergeschlagen und hat sich still verhalten. Weil wir das FBI sind, und deshalb notwendigerweise sehr von uns überzeugt, sind wir davon ausgegangen, dass er uns für würdige Gegenspieler gehalten hat. Aber warum sollte er so denken?“ Er blieb stehen und sah Zane an. „Wir waren gerade mal, wie lange, sieben Tage hier? Wir haben nicht mehr Fortschritte gemacht als alle anderen auch. Das einzige, was wir erreicht haben war, uns beinahe umbringen zu lassen. Er will nicht spielen . Er will gefallen .“
    „Er möchte gefallen? Du meinst, er will uns auf Trab halten? Damit wir ihm unsere Aufmerksamkeit schenken? Und als er die nicht mehr hatte, war er unglücklich?“, fragte Zane.
    Ty schüttelte den Kopf. „Du liest doch Kriminalromane und guckst Krimis im Fernsehen, oder?“, sagte er eifrig. „Da gibt’s doch fast immer diesen stereotyp gelangweilten Cop, der etwas Aufregendes haben will, in das er sich verbeißen kann. Der Action will, der… einen großen Fall bearbeiten will“, schwadronierte er. „Richtig? Und unser Täter, so intelligent und talentiert er auch ist, glaubt fest an dieses Image. Er bewundert Gesetzeshüter“, fuhr er fort; er begann, ein neues Profil zu erstellen, während er weiterredete. „Sein Vater oder seine Vaterfigur war vielleicht Wachmann oder sonst irgendeine Art von Pseudo-Polizist. Deshalb ist er ein Fed geworden, wenn er denn einer ist. Er bewundert das FBI. Er will den Leuten gefallen, die er so bewundert, er will ihnen etwas zu tun geben, das ihrer würdig ist.“ Er schloss die Augen und hob das Kinn, legte den Kopf in den Nacken.
    Zane verbiss sich ein Lächeln. Er warf einen Blick auf den Stapel Krimis, die er gekauft hatte. „Okay, das kann ich nachvollziehen. Also hofft er, uns ein gutes Spiel zu liefern. Aber wenn wir ihm draufkommen, was hindert ihn daran, seine Taktik zu ändern?“
    „Er muss sie ändern. Er dürfte in Forensik und Profiling gut ausgebildet sein. Er wird glauben, dass er uns täuschen kann, indem er seinen Modus Operandi ständig wechselt, aber an sein Schema hält er sich trotzdem. Er hat es sich vielleicht ausgesucht, weil es ihm erlaubt, so viele verschiedene Methoden anzuwenden. Oder vielleicht hat es auch eine spezielle Bedeutung für ihn. Er hat den Poe-Toaster in Baltimore getötet, da bin ich mir sicher, entweder als Ausgangspunkt oder zur Übung. Er muss ihn speziell deshalb ausgewählt haben. Poes Erzählungen sind das Manuskript, an das er sich halten muss, wenn er weiter auf Sicherheit spielen will. Er tötet nicht aus Freude am Töten wie normale Serienkiller. Was er wirklich genießt—sein eigentliches Ritual—ist das, was danach kommt“, erklärte Ty, als sich das Profil vor seinem inneren Auge entfaltete wie eine Landkarte auf seinem geistigen Lenkrad. „Wonach er wirklich lechzt ist die Aufmerksamkeit der Mächtigen. Nicht die der Presse, nicht die der Öffentlichkeit. Ihm geht es nur um Polizei und FBI. Er kehrt nicht einfach nur zum Schauplatz seiner Verbrechen zurück; er lebt das. Er saugt das Durcheinander hinterher in sich auf, entweder indem er persönlich anwesend ist, oder indem er sich an den offiziellen Berichten weidet. Deshalb schickt er auch Sachen mit der Post. Er will denen, die er so bewundert, dabei helfen, ihm auf die Spur zu kommen.“
    „Also ist er vielleicht gar

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