Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf & Davon

Auf & Davon

Titel: Auf & Davon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abigail Madeleine u . Roux Urban
Vom Netzwerk:
schließlich mürrisch, „ist niemand da, wenn ich aufwache. Also muss ich mich wohl mit dir begnügen, nehm‘ ich an.“
    „Soll das etwa ein verstecktes Kompliment sein?“, fragte Zane milde.
    „Bettler können nicht wählerisch sein“, murmelte Ty mit einem leichten Grinsen.
    Zane gab ihm einen Klaps auf die Hüfte. „Ich bettle nicht“, beteuerte er.
    Ty zuckte zusammen, lachte leise und drehte sich ein wenig weg, falls Zane vorhaben sollte, ihm noch eins zu verpassen. „Das sehe ich aber anders“, kicherte er.
    Zane versetzte ihm noch einen Klaps, ein wenig fester diesmal. „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals gebettelt hätte. Nicht aus gutem Grund, jedenfalls.“
    „Was wäre denn ein schlechter Grund zum Betteln?“, fragte Ty. Er lachte immer noch leise.
    Zanes Hand hielt still und sein Ausdruck wurde leer. Sein Blick schweifte abwesend durch den Raum. „Sowas gibt es schon“, sagte er vage.
    Ty verengte die Augen, als er Zane ansah, dann verdrehte er die Augen und schaute weg. „Launisch“, sagte er anklagend, setzte sich wieder auf und streckte sich.
    „Launisch?“ Zanes Gesicht verzog sich. „Ich habe gerade an das letzte Mal gedacht, als ich um mein Leben gebettelt habe, obwohl es mir eigentlich scheißegal war. Ich dachte nur, wenn ich dir davon erzähle, dann tust du wieder so, als hätte ich dir die Schicksalsmelodie vorgespielt.“
    „Da hast du richtig gedacht. Und das ist kein schlechter Grund, du Trottel“, sagte Ty und schwang die Füße über die Bettkante.
    „Das mit dem schlechten Grund war mehr darauf gemünzt, dass es mir eigentlich scheißegal war“, sagte Zane, schloss die Augen und lehnte den Kopf an die Wand.
    Ty saß mit dem Rücken zu Zane, schaute an die gegenüberliegende Wand und hatte den Kopf nachdenklich geneigt. „Scheiße“, kommentierte er mit einem leichten Kopfschütteln.
    Zane öffnete die Augen und blickte auf Tys Rücken. „Kann man so sagen.“ Er nahm wieder den Aktenordner zur Hand. „Ich hab’s dir ja gesagt. Mir ging’s beschissen, während wir getrennt waren.“
    „Warum hast du dich dann nicht einfach umbringen lassen?“, fragte Ty. „Warum hast du überhaupt gebettelt?“
    „Instinkt, nehme ich an“, sagte Zane leise. „Hab‘ eigentlich nicht drüber nachgedacht, außer dass es da etwas gab, was ich vermissen würde. Hatte auch Angst. In den Kopf geschossen werden ist nicht besonders verlockend.“
    „Es würde schneller gehen als vieles andere“, verwies Ty. Er drehte sich um und begegnete Zanes Blick. „Ich hatte immer Angst davor, langsam zu sterben“, sagte er nachdenklich.
    Zane verzog die Lippen. „Das Spiel habe ich auch gespielt.“ Er ballte die Hand zur Faust, als seine Finger zu zucken begannen.
    „Was für ein Spiel?“, fragte Ty verwirrt.
    „Rauszufinden, was dich langsam und einfach umbringt“, sagte Zane, öffnete die Faust und rieb seine Handfläche an seinem Schenkel. „Schmerz hat dabei keine Rolle gespielt.“
    Ty starrte ihn eine Zeitlang an. „Warum würdest du gern langsam sterben?“, fragte er schließlich.
    Zanes Mundwinkel zuckten. „Damit ich es genießen kann.“
    Ty zog vielsagend eine Augenbraue hoch. Er leckte sich die Lippen und schaute weg. „Seit ich klein war, hat mein Daddy als Aufseher in den Minen gearbeitet“, sagte er plötzlich. „Früher habe ich oft geträumt, dass ich da unten festsitze. Erfrieren würde mir nichts ausmachen“, behauptete er abrupt. „Da spürt man nichts und schläft einfach ein. Aber ich glaube, ich möchte lieber schnell sterben. Wenn ich so zurückdenke, gibt es zu viel, was ich bereue. Darüber will ich nicht so lange nachgrübeln können.“ Er warf Zane einen Blick zu. „Das ist noch etwas, was wir nicht gemeinsam haben.“
    „Reue? Vielleicht. Manchmal denke ich, dass ich den ganzen Scheiß nicht anders verdient hatte, den ich durchgemacht habe. Dass ich’s mir selber angetan habe.“ Er sah Ty in die Augen. „Ich hätte nicht gedacht, dass du mir zustimmen würdest. Du scheinst mir nicht der Typ zu sein, der sich selbst geißelt.“
    „Tun wir einfach so als wüsste ich nicht, wovon du sprichst“, erwiderte Ty mit einem kaum wahrnehmbaren Lächeln. Was er so alles bereute - darüber wollte er mit Zane so bald nicht reden. Eigentlich gar nicht.
    Zane nickte langsam. „In Ordnung“, murmelte er. Das war offenbar ein Tabuthema. „Willst du damit sagen, dass du denkst, ich hätte nichts zu bereuen?“
    „Nein. Ich habe nur

Weitere Kostenlose Bücher