Auf & Davon
einen Kommentar zu der Tatsache abgegeben, dass du dich am Ende deines Lebens da noch lange mit aufhalten willst“, korrigierte Ty. „Das ist eine morbide Unterhaltung. Was zum Teufel ist bloß los mit dir?“, fragte er eingeschnappt und fuhr sich mit den Händen durch die Haare.
„Mit mir?“, fragte Zane ungläubig. „Ich habe nicht gesagt, dass ich mich mit irgendwas aufhalten will. Ich habe bloß gesagt, dass ich es wenigstens genießen will, wenn ich schon sterben muss.“ Er zuckte leicht die Achseln. „Wenn du auf Heroin bist, kannst du dich gar nicht gut genug konzentrieren, um über irgend was groß nachzugrübeln. Das ist ja der Reiz.“ Seine Hand zuckte wieder.
Ty seufzte und schaute kopfschüttelnd wieder weg. „Wie lange ist das her?“, fragte er müde.
„Wie lange ist was her?“
„Das Heroin?“, fragte Ty knapp und warf ihm über die Schulter hinweg einen Blick zu.
„Viereinhalb, vielleicht fünf Wochen, glaube ich“, antwortete Zane.
„Also darf ich annehmen, dass du es nicht ständig genommen hast?“, fragte Ty scharf. „Ich meine, schließlich schreist du nicht vor Schmerzen, weil du auf Entzug bist.“
Zane starrte ihn eine Zeitlang an. „Nein, ich habe es nicht ständig genommen. Ich hatte nur nichts anderes gegen die Schmerzen, wenn ich angeschossen wurde.“ Seine Hand bewegte sich zu seinem Unterleib, wo er, wie Ty wusste, eine frische, kaum verheilte Narbe hatte. „Ich weiß, wie ich damit umgehen muss.“
Ty musterte ihn eine Weile, dann drehte er sein Gesicht wieder zur Wand. Er seufzte leise. „Okay“, räumte er schließlich ein. Wenn sie dieses Gespräch fortsetzten, konnte es leicht zum Streit ausarten, und das war es einfach nicht wert. Außerdem hatte Ty es satt, darüber zu reden.
„Hast du jemals Drogen genommen?“, fragte Zane neugierig.
„Nie“, antwortete Ty sofort.
„Aber du trinkst Alkohol“, murmelte Zane. Er blickte auf seine Hände hinab und fragte sich dabei, ob er Ty jemals irgendwie klarmachen könnte, was süchtig zu sein wirklich bedeutete. „Hast du je zu viel getrunken und trotzdem immer noch mehr gewollt?“
„Jedes Mal, wenn ich zu viel trinke, schwöre ich dem Alkohol eine Woche lang ab“, brummte Ty.
„Aber ich greife am nächsten Wochenende wieder zur Flasche. Am nächsten Tag. Vielleicht sogar am selben Abend“, sagte Zane leise. „Nur bis ich genug habe. Fühlt sich gut an, tut keinem weh. Sobald ich genug habe, höre ich auf. Diesmal werde ich nicht zu viel trinken.“
Ty drehte den Kopf ein wenig, schaute Zane aber nicht an. „Ich verstehe, was eine Sucht ist“, sagte er mit leiser, harter Stimme. „Nicht jeder ist so schwach.“
Zanes Körper erstarrte zur Reglosigkeit. „ Jeder ist so schwach. Sogar Typen, die jede Nacht eine andere Frau vögeln, nur um jemanden zu vergessen.“
Tys Schultern verspannten sich leicht. Er starrte wieder auf die Wand. „Touché“, sagte er abrupt.
Zane zog eine Augenbraue hoch und starrte ihn an. „Touché? Das ist alles? Vor fünf Monaten hättest du mir dafür eine geklebt.“
„Was willst du von mir, Garrett?“, fragte Ty frustriert. Wieder drehte er ein wenig den Kopf, aber er schaute Zane immer noch nicht in die Augen.
Zane setzte sich auf und streckte die Hand nach ihm aus. „Sieh mich an, Ty“, sagte er bestimmt.
Ty schaute über die Schulter. Er biss zornig die Zähne zusammen.
„Was wolltest du zuerst sagen? Bevor das Gewissen, das du kürzlich eingebaut gekriegt hast, dein Hirn an die Kandare genommen und dich dazu gebracht hat, was anderes zu sagen?“, fragte Zane. Seine Finger schlossen sich fester um Tys Arm.
Ty schaute auf Zanes Finger hinab, die sich in seinen Oberarm gruben, dann hob er den Kopf wieder und warf Zane einen Seitenblick zu. „Bestimmt irgendeine kreative Variante von „Leck mich“, sagte er angespannt.
„Warum hast du’s dann nicht gesagt? Du hast mir weiß Gott schon alles Mögliche an den Kopf geworfen. Warum diesmal nicht?“ bohrte Zane. Wenn Ty nicht bald irgendwie Dampf abließ, würde er implodieren. Zane hatte so etwas schon gesehen. Zane hatte es schon selbst erlebt.
„Weil“, antwortete Ty bockig.
„Weil?“, äffte Zane ihn nach. Er würde nicht nachgeben. „Glaubst du, ich werde damit nicht fertig?“
„Willst du hier mit mir Streit anfangen?“, fragte Ty und entwand seinen Arm Zanes Griff.
„Sieht ganz danach aus. Und du willst hier anscheinend weiter so zugeknöpft rumsitzen, nur um meine Gefühle
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