Auf & Davon
Mehrdeutigkeit der Frage zu erfassen. „Wir bearbeiten einen Fall“, antwortete er zerstreut, holte dabei ganz automatisch seine Marke hervor und zeigte sie ihr. „Einen üblen Fall“, murmelte er leise.
Die Rettungsassistentin warf einen Blick auf die Marke. „Er ist also Ihr Berufspartner“, stellte sie klar.
Ty blinzelte sie verwirrt an. „Was?“fragte er.
Die Frau lächelte schwach. „Ich habe gefragt, ob er Ihr Berufs partner ist. Sie sehen selbst auch ein bisschen wacklig aus. Wollen Sie sich nicht setzen, Special Agent…“
„Grady“, ergänzte Ty stirnrunzelnd. „Ja, er ist mein Berufs partner“, wiederholte er, immer noch ein wenig verwirrt über ihr Interesse. „Ich muss mich nicht hinsetzen“, fügte er eigensinnig hinzu.
„Okay“, sagte sie. „Ich dachte nur, Sie möchten vielleicht in der Nähe bleiben. Er dürfte für ungefähr dreißig Minuten bewusstlos sein. Allerdings wird er trotzdem noch Schmerzen haben, wenn er wieder aufwacht. Er hat mir gesagt, warum er keine Medikamente wollte.“ Sie warf ihm einen ruhigen Blick zu. „In welcher Beziehung stehen Sie zu ihm, dass Sie seine Entscheidungen widerrufen können?“
„Ich bin sein Partner“, antwortete Ty abweisend. Unter ihrem kritischen Blick regte sich allmählich sein Widerspruchsgeist. „Sie wissen genauso gut wie ich, dass er es nicht ausgehalten hätte. Gesunder Menschenverstand schlägt Alkoholismus jederzeit, meine Liebe. Er wird es uns später danken.“
„Aber Sie wissen schon, dass es mehr als nur Alkoholismus ist, oder?“, fragte sie, nachdem sie einen anderen Rettungsassistenten angewiesen hatte, Zanes gebrochenen Arm zu richten und zu schienen, solange er noch bewusstlos war. „Deshalb sind Sie auch so um ihn besorgt“, fuhr sie fort, während sie Ty am Arm nahm und ihn sanft wegführte. „Um Ihren Partner.“
Sie ging Ty allmählich auf die Nerven; außerdem hatte er den Verdacht, dass sie gemerkt hatte, dass er selbst auch nicht ganz ohne Verletzungen aus dem Auto gekommen war. Am liebsten hätte er mit dem Fuß aufgestampft und die Frau angeschrien, aber das verkniff er sich lieber, sonst würde sie ihn am Ende nur auch noch verarzten wollen. „Worauf wollen Sie hinaus, Prinzessin?“, fragte er.
In den Augen der Frau blitzte es auf. „Ganz ehrlich? Ich versuche herauszubekommen, ob Ihnen genug an ihm liegt, dass sie sich nachher um ihn kümmern. Er wird mindestens ein paar Wochen lang fix und alle sein. Überall gebrochene Knochen, das Beruhigungsmittel und seine Reaktion darauf… Allerdings scheinen Sie sich wirklich große Sorgen um ihn zu machen. So, als ob er mehr als nur Ihr Partner wäre. Vielleicht ein Freund?“Sie blieb stehen und richtete sich auf. Es schien sie kein bisschen zu stören, dass Ty mehr als dreißig Zentimeter größer war als sie. „Also, entweder sagen Sie mir jetzt, was ich hören will, oder ich lasse ihn ins Lennox Hill Krankenhaus bringen. Und machen Sie mal Ihr Hemd auf; sie haben ein paar blaue Flecken da“, sagte sie und deutete auf seinen Hals.
„Was wollen Sie denn hören?“, fragte Ty und zog seinen Hemdkragen zusammen, um die Prellmarken vom Sicherheitsgurt zu verbergen. Vor lauter Frust war seine Stimme etwas höher als normal.
„Grady?“ rief eine leise Stimme aus der Menge der Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungsassistenten. Ty drehte sich zerstreut um und sah, wie sich Henninger durch die Menge hindurch seinen Weg auf ihn zu bahnte.
Er gab ihm einen abweisenden Wink mit der Hand. „Moment noch“, rief er ihm zu, dann schaute er wieder die Frau an.
„Werden Sie sich um ihn kümmern?“, fragte sie unverblümt. „Oder muss ich ihm dafür jemand anderen besorgen?“
„Wie wär’s, wenn Sie ihm mal einen Arzt besorgen? Den braucht er doch jetzt wohl, oder?“, fragte Ty genervt.
Henninger kam zu ihnen getrabt. „Scheiße, was ist denn hier los?“fragte er. „Jesus. Ist er tot?“ fragte er und blickte auf Zane hinab.
Die Frau schüttelte den Kopf. Ihr Gesicht wurde hart. „Kümmern Sie sich um Ihren Job, Special Agent Grady.“ Sie wandte sich ab und ging zu dem anderen Sanitäter, um ihm bei Zanes ernsteren Verletzungen zu helfen. Sie arbeiteten gemeinsam an Zanes Arm; sie hielt die vorgeformte Schiene, der andere legte den nun wieder geradegerichteten Arm hinein und wickelte eine Binde um das Ganze.
Die Frau brachte ihm zur Weißglut. Ty unterdrückte mühsam das Bedürfnis, ihr den Hals umzudrehen. Aber als er auf Zane
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