Auf & Davon
wahrscheinlich denken, Zane hätte sich nur seinetwegen so salopp angezogen. Er seufzte seinem Spiegelbild zu, dann schnappte er sich Brieftasche, Zigaretten, Feuerzeug und seine Schlüsselkarte und ging den Gang entlang zur Tür des anderen Agenten, um ihm kurz Bescheid zu sagen.
Auf Zanes kurzes Klopfen hin öffnete Ty die Tür. Er hatte nur ein Handtuch um die Hüften, war tropfnass, und aus der Badezimmertür hinter ihm quollen Dampfschwaden.
Bei dem Anblick schlug Zanes Magen einen Purzelbaum. Er zog eine Augenbraue hoch und sagte: „Oh ja. Das nenn’ ich auf Sicherheit bedacht“, wobei er sich zwang, seiner Stimme einen trockenen Tonfall zu geben.
„Was?“, fragte Ty und legte den Kopf schräg.
Zane ließ seinen Blick bedeutungsvoll an Tys halbnacktem Körper auf und ab gleiten.
Ty schaute an sich herunter und dann wieder Zane an. Als ihm aufging, was Zane da quatschte, rümpfte er die Nase. „Ich bin eine tödliche Waffe, Mensch“, grunzte er. Er drehte sich um und winkte Zane herein.
Bei jedem anderen hätte Zane jetzt wohl losgeprustet. Nur, dass es ihm nicht so vorkam, als hätte Ty allzu sehr übertrieben. Was auch immer Ty für eine Vorgeschichte hatte (Zane hatte ja schon festgestellt, dass Ty beim Militär gewesen sein musste), er sah eindeutig so aus, als könne er jemanden mit bloßen Händen erledigen. Und fit. Sehr fit. Zane schluckte als er eintrat und die Tür hinter sich schloss. Er ließ die merkwürdigen Gefühle auf dem Gang draußen und zog sich zur Sicherheit wieder hinter sein berufliches Selbst zurück.
„Ich vermute, du möchtest Bescheid wissen, ob ich beim Zapfenstreich zuhause bin oder nicht“, sagte er und steckte eine Hand in seine Jackentasche.
Immer noch mit dem Rücken zu Zane ließ Ty das Badetuch fallen und griff nach seiner Unterhose. „Scheiße, Mann. Bin ich dein Babysitter?“, grunzte er und warf Zane über die Schulter einen Blick zu. Als er sah, dass Zane die Hand in der Tasche hatte, spannte er sich instinktiv an.
Zanes Augen wurden schmal. Langsam nahm er seine Hand aus der Tasche und ließ sie dann locker neben dem Körper herabhängen. Sein Partner war offensichtlich nervöser als er zugeben wollte. „Wie war das noch? ‚Du kommst mit, ich will nicht noch einen Agenten verlieren’, schon vergessen?“, sagte er milde, wobei er sich im Stillen wieder einmal die heftigsten Vorwürfe machte. Musste er denn bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit Stielaugen kriegen—und ein Kribbeln in den Fingern? Er seufzte innerlich. In letzter Zeit hatte er sich immer so gut beherrschen können. Vielleicht war er ja inzwischen wirklich zu der Tunte geworden, für die Ty ihn offensichtlich hielt. Bei dem Gedanke wurde ihm leicht übel.
„Was du in deiner Freizeit machst, geht mich nichts an“, sagte Ty während er seine Unterhose anzog und seine nassen Schultern und Arme trockenrieb. Das Handtuchglitt über ein Tattoo auf Tys rechtem Bizeps, aber Zane war zu weit weg, um Einzelheiten zu erkennen. Er sah nur, dass es eine Art Gesicht darstellte. Er unterdrückte den Drang, genauer hinzusehen.
„Versuchen wir überhaupt zusammenzuarbeiten? Oder sollen wir uns gleich darauf einigen, alle paar Tage unsere Notizen zu vergleichen?“, fragte Zane kühl. „Ich würde das lieber jetzt klären, sonst verplempern wir noch mehr von unserer kostbaren Zeit.“
„Ja was, glaubst du etwa, dieser Fall ist was für einen Einzelnen?“, fragte Ty und griff nach seinen Jeans. Er drehte sich um, um Zane wieder anzuschauen, während er in seine Hose stieg. „Du spuckst ganz schön große Töne. Denkst wohl du bist schlauer als der Killer.“
„Du machst mir bisher nicht gerade den Eindruck, als wolltest du mich dabeihaben, Grady. Komm mir bloß nicht so“, fuhr Zane ihn an.
„Ich mache niemandem etwas vor. Und ich habe nicht gesagt, dass ich dich dabeihaben will“, antwortete Ty ruhig. „Ich habe angedeutet , dass ich dich brauche.“
„Muss ja wohl mein Glückstag sein. Ich fühle mich geschmeichelt“, sagte Zane sarkastisch. Ty schien es egal zu sein, ob er sich unprofessionell verhielt, also nahm Zane die Gelegenheit dazu wahr. Zu schade, dass Ty so versessen darauf war, sich wie ein Arschloch zu benehmen. Unter anderen Umständen wären sie vermutlich gut miteinander ausgekommen. Bei einer Flasche Whisky, zum Beispiel. Zane biss die Zähne zusammen.
„Du siehst etwas angespannt aus“, stellte Ty trocken fest.
Zane erwähnte nicht, in welche Richtung
Weitere Kostenlose Bücher