Auf & Davon
Bud Light trinkt?“, fragte Ty spöttisch und trank den Rest von seinem Bier. Er hob die Hand, um die Kellnerin herbeizuwinken.
„Meinst du, die Damen merken den Unterschied?“
„Du solltest ihre Fähigkeiten nicht unterschätzen“, lachte Ty, lehnte sich zurück und streckte die Arme über den Kopf. Die Kellnerin trat zu ihm und Ty lächelte sie an. „Bringen Sie meinem nervigen Freund hier ein Bud Light, ja, Schätzchen?“
Sie gab ein unterdrücktes Schnauben von sich und nickte Zane zu, bevor sie sich wieder abwandte. „Nein“, sagte Zane scharf, mit fester Stimme. „Das ist nicht nötig.“
Sie drehte sich um und hob fragend die Augenbrauen. Ty schürzte die Lippen und lächelte dann, schüttelte den Kopf und gab ihr einen Wink, das Bier trotzdem zu bringen.
„Dein nerviger Freund will aber kein Bier, Grady“, knirschte Zane.
„Du sollst es ja nicht trinken“, gab Ty mit einem gelassenen Lächeln zurück.
Zane entspannte sich ein wenig, obwohl er immer noch die Stirn gerunzelt hatte. „Was hast du dann damit vor?“, fragte er misstrauisch. Zur Antwort zeigte Ty nur mit einer Hand auf sich. Zane verdrehte die Augen und wünschte sich, dass Ty bis nach dem Abendessen gewartet hätte, um sich zu „erfrischen“. Schlimm genug, dass er nachher mit ihm herumlaufen musste; er brauchte es nicht während des ganzen Abendessens zu riechen.
Die Kellnerin brachte das bestellte Bier und schenkte Ty ein kokettes Lächeln. Zane musterte sie nachdenklich und fragte sich dabei, ob Ty wirklich so charmant war oder ob es nur sein gutes Aussehen war, weshalb sie ihm so viel durchgehen ließ. Wie auch immer, es irritierte Zane bereits.
Ty gab der Flasche einen Schubs, dass sie über den Tisch rutschte und vor Zane zum Halten kam. Er blinzelte Zane zu. „Du kannst auch bis nach dem Essen warten“, bot er großzügig an.
Aus schmalen Augenschlitzen schaute Zane zuerst Ty, dann die Flasche, dann wieder Ty an. „Zum Teufel , nein. Wenn einer von uns wie ein Besoffener stinkt, ist das mehr als genug.“
Ty zuckte nur die Schultern. Wenn Zane mitkommen wollte, musste er auch mitspielen. Ob er das freiwillig tat, war nicht Tys Sorge. Es könnte sogar spaßig werden, ihn mit Bier zu übergießen, dachte Ty lächelnd
„Also“, grinste er anzüglich und stützte die Ellbogen wieder auf den Tisch. „Erzähl mir mal was von deinen Nutten. Du scheinst mir gar nicht der Typ dafür zu sein“, sagte er mit einem vielsagenden Blick auf den Ehering an Zanes Finger.
Zane ignorierte stur die Bierflasche. „Und was ist mein Typ?“, fragte er knapp. Seine linke Hand ballte sich wie von selbst zu einer lockeren Faust, er nahm sie vom Tisch und brachte sie außer Sicht, um den Ring zu verstecken. Er fragte sich, wie viele neue Beleidigungen Ty sich wohl noch einfallen lassen würde. Das war anscheinend wirklich ein Spiel für ihn, und dadurch fiel es Zane immer schwerer, seine eiserne Selbstbeherrschung aufrechtzuerhalten.
Zur Antwort gab Ty ein Schnauben von sich. „Ja, schon klar“, erwiderte er amüsiert. „Wahrscheinlich musst du schon jemanden dafür bezahlen, damit er es mit dir aushält.“
Zane ließ ihm die Beleidigung durchgehen, nicht nur deshalb, weil Ty die Wahrheit sagte. Stattdessen stichelte er zurück. „Sicher hast du inzwischen ein wohlausgewogenes und höchst detailliertes Profil von mir erstellt, das alle meine Mängel einzeln auflistet.“
Tys Augenbraue hob sich und er lehnte sich vor. „Hast du meine Akte gelesen?“, fragte er neugierig.
„Wann denn, wo wir doch praktisch die kompletten letzten 36 Stunden zusammen verbracht haben?“, fragte Zane sarkastisch. „Das heißt nicht, dass ich nicht darüber nachgedacht habe, sie anzufordern.“
Ty kniff argwöhnisch die Augen zusammen, tat das dann aber als Zufall ab. „Ein Profil von dir, ja?“, sagte er gedehnt und lächelte Zane süffisant an.
„Obwohl du darauf bestehst, dich wie ein komplettes Arschloch aufzuführen, bist du zweifellos gebildet und hochqualifiziert“, sagte Zane. Er verließ sich bei seiner Vermutung auf die wenigen Fakten und Hinweise, die er sich inzwischen über Ty zusammengesammelt hatte. Datenverarbeitung, sozusagen.„Also möchte ich wetten, dass du inzwischen eingeschätzt hast, ob ich eine Bedrohung für dich sein könnte, dass du meine Ausbildung beurteilt, meine Stärken und Schwächen abgewogen hast… ja. Ein Profil.“
„Deine Logik ist nicht zu überbieten“, lobte Ty, immer noch lächelnd.
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