Auf & Davon
überprüfte, ob seine Ersatzwaffe geladen war. Er wiederholte das Ganze mit seinem Schulterhalfter und streifte dann seine ramponierte Lederjacke über. Versuchsweise rollte er die Schultern und runzelte dabei die Stirn.
„Dein Riemen ist verdreht“, bemerkte Zane. Er trat hinter ihn und griff unter Tys Jacke, um die Schnalle geradezurücken, so dass der Riemen flach an Tys Schulterblatt lag. Ty drehte wortlos den Kopf und zog die Augenbrauen hoch, als Zane auf Armeslänge an ihn herankam und auch noch an seinen Waffen herumfummelte.
Nun war Zane ja kein Idiot. Er hatte schließlich gesehen, wie angespannt Ty vorhin auf eine kaum wahrnehmbare Bedrohung reagiert hatte. Es war keineswegs Unwissenheit seinerseits, was ihn dazu trieb, Ty ungebeten so nahe zu kommen. Nein, er wollte seinem neuen Partner zu verstehen geben, dass er keine Angst vor ihm hatte. Dass er nicht ganz der Bürohengst war, als der er sich bisher ausgegeben hatte.
Zane streifte den Riemen glatt und zog dann die Jacke wieder über Tys Rücken herunter. „Geh’n wir. Ich könnte einen ganzen Walfisch essen“, sagte er abwesend, in Gedanken schon wieder mit sich selbst hadernd. Hatte er Ty wirklich nur eine Botschaft übermitteln wollen? Oder hatte er einfach nur die Gelegenheit genutzt, um diese harten Muskeln zu berühren, die er bisher nur hatte anschauen können? Vorsicht Gefahrenzone, Garrett.
Ty räusperte sich und folgte ihm schweigend. Kaum jemand hatte den Nerv, sich so in seine Reichweite zu begeben und ihn auch noch ungebeten und ohne Vorwarnung zu berühren. Entweder war Zane wirklich allesscheißegal — was allerdings seinem bisherigen Auftreten und Benehmen widersprach —oder er hatte keinen Schimmer, wie gefährlich Ty wirklich war. Es gab aber noch eine dritte Möglichkeit, und die mache ihm regelrecht Angst: womöglich wusste Zane ganz genau, was Ty ihm antun konnte, aber es juckte ihn nicht weiter. Was auch immer es war, Ty fühlte sich etwas unbehaglich, während sie sich auf die Suche nach einer Futterquelle machten.
I HR Hotel war nur ein oder zwei Straßenzüge von Little Italy entfernt, und dort fanden sie leicht ein Restaurant, mit dem Ty zufrieden war. Zane folgte ihm, während sie zu ihrem Tisch geführt wurden, wobei er die Bar auf der anderen Seite des Gastraums mit einem innerlichen Seufzer bedachte. Er setzte sich an den Tisch und schlug sofort die Speisekarte auf.
Ty jedoch ließ die Karte vor sich liegen und wandte sich mit einem gewinnenden Lächeln direkt an die Kellnerin. Er bestellte sich ein Guiness und würzte dann seine Essensbestellung großzügig mit Zweideutigkeiten. Bis die junge Kellnerin sich mit seinen Wünschen Richtung Küche aufmachte, war sie nur noch am Kichern.
Zane ignorierte, was er inzwischen als das übliche Benehmen seines Partners ansah. Er lehnte sich zurück und überlegte, ob sie sich nicht vielleicht ein anderes Restaurant hätten suchen sollen. Eins mit Fernseher. Hier gab es nichts für sie zu tun, außer sich gegenseitig anzuschauen.
Von seinem Platz aus beobachtete Ty beiläufig die anderen Gäste im Restaurant, wobei er Dinge bemerkte, die jedem anderen wahrscheinlich entgangen wären. Dank seiner Ausbildung registrierte er automatisch wer ängstlich aussah, wer auf jemanden zu warten schien, wer eine zu große Jacke trug, unter der möglicherweise eine Waffe verborgen sein konnte, und ob jemand fehl am Platz wirkte. Da gab es eine sehr lange Liste. „Also“, sagte er und wandte seinen Blick wieder Zane zu. „Was jetzt?“
„Woher soll ich denn das wissen?“, sagte Zane und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „War doch dein Plan, oder?“
„Das mit dem Abendessen nicht, das kam von dir“, verwies Ty. Die junge Kellnerin kam mit Tys Getränk zurück. „Danke, Schätzchen“, sagte er, und nahm einen langen Schluck aus der Flasche. Er wartete, bis die Kellnerin wieder weg war, sah sich kurz um, legte seine Hand über die Flaschenöffnung und drehte das Ganze um. Während er immer mal wieder einen Schluck trank, betupfte er sich mit dem Bier, als sei es Eau de Cologne, schmierte es sich an den Hals und auf die Brust. Schließlich verrieb er noch etwas davon zwischen den Handflächen und klatschte es sich auf seine stoppeligen Wangen.
Zane sah ihm kopfschüttelnd dabei zu und rührte derweil Zitrone in seinen Tee. „Du verschwendest das gute Bier. Hättest du dafür nicht irgendeine Pissbrühe wie Bud Light nehmen können?“
„Sehe ich aus wie einer, der
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