Auf & Davon
war sein ganzer Körper wieder angespannt.
Zane schob die Pistole in seiner Hand wieder zurück unter das Kissen, als er Ty hereinkommen sah. „Alles in Ordnung?“, fragte er.
„Ja“, antwortete Ty lapidar, stellte das Eis ab und griff nach seinen Taschen. „Wie geht’s deinem Rücken?“
„Tut tierisch weh“, sagte Zane ehrlich. „Es bringt mich nicht um, aber ich spüre es. Es ist nicht so schlimm, wenn ich mich nicht so viel bewege.“
„Na, dann schlage ich vor, dass du dich nicht so viel bewegst“, sagte Ty, stellte seine Taschen auf das andere Bett und fing an, sich auszuziehen. Zur Antwort zog Zane nur ironisch eine Augenbraue hoch und sah ihm müßig dabei zu.
Ty zog sich das T-Shirt über den Kopf und warf es auf den Fußboden. Er streifte sich die Stiefel ab, dann die Jeans und seufzte, als ihm klar wurde, dass sie sich demnächst einen Waschsalon suchen mussten, wenn sie weiterhin einigermaßen zivilisiert riechen wollten.
Er beugte sich vor und fing an, in seiner Reisetasche nach sauberer Kleidung zu kramen. Sein Körper trug die Spuren eines Lebens in den Schützengräben, was jetzt im Licht der Nachmittagssonne, die durch die dünnen Vorhänge schien, deutlicher zu erkennen war. Zane konnte jetzt auch die Tätowierung besser sehen. Das Bild stellte einen Bulldoggen-Kopf im Comicstil dar, der die typische weiße Schirmmütze der Marines trug. Den Hintergrund für den Hundekopf bildeten zwei gekreuzte Maschinengewehre; der Rauch aus ihren Läufen formte den Schriftzug ‚USMC’. Mehr Details konnte Zane nicht erkennen, dafür hätte er näher an dem Kunstwerk dran sein müssen. Sehr viel näher.
Der Rest von Tys Körper war mit Kampfnarben übersät. In einigen davon erkannte Zane Überbleibsel von Schusswunden oder Messerstichen; einige ältere, interessantere Spuren an Tys Flanken mochten wohl von Stacheldraht stammen. Die frischeste Narbe, weit unten am Bauch, hatte er schon einmal gesehen. Zane wusste, dass die Kugel durch Tys Körper hindurchgegangen und am Rücken wieder ausgetreten war.
Keine der Narben konnte Tys physische Schönheit beeinträchtigen. Nicht in Zanes Augen. Zane hatte selbst so einige „Andenken“ an seinen Job. Aber für ihn war sein Job beim FBI eben lediglich das, ein Job, wenn auch einer, den er liebte. Ty lebte das. Ty machte diese Arbeit, weil er daran glaubte, obwohl Zane den leisen Verdacht hatte, dass Ty das niemals zugeben würde. Das war ein gewaltiger Unterschied. Zane drückte sein Kinn wieder in das Kissen, während er über seine eigenen Lebensentscheidungen nachgrübelte.
Ty holte ein neues T-Shirt aus seinem offenbar unerschöpflichen Fundus hervor. Dieses trug den Aufdruck ‚ExFed’ in grünen und violetten Buchstaben quer über der Brust. „Bist du sicher, dass es dir gutgeht?“, fragte er, während er sich das T-Shirt überzog. Er hörte sich fast unsicher an.
Zane konzentrierte sich wieder auf den Mann, der vor ihm stand, und blinzelte ein paarmal. Ty wirkte plötzlich, als fühle er sich nicht ganz wohl in seiner Haut. Machte er sich Sorgen, ob sein Partner ihrer Aufgabe wohl noch gewachsen sein würde? Zane dachte einen kurzen Moment lang darüber nach, was er sagen sollte. Diese neue Seite an Ty—dem Mann, der seine Wunden versorgt hatte—gab ihm das Gefühl, etwas offener sein zu können. Aber der Mann, der jetzt vor ihm stand, sah aus, als fühlte er sich unwohl.
„Ich werde schon wieder“, antwortete er ruhig.
Ty zog zweifelnd eine Augenbraue hoch und schürzte die Lippen. Schließlich nickte er und schaute dann an sich herunter. „Ich wollte doch duschen“, murmelte er und zog das saubere T-Shirt wieder aus. Eine leichte Röte der Verlegenheit stieg ihm in die Wangen. Er war es nicht gewohnt, dass ihn etwas so aus der Fassung brachte.
Mit hochgezogenen Augenbrauen registrierte Zane Tys sanftes Erröten. Ihn so zu sehen, berührte etwas tief in Zanes Innerem. Eine Wärme breitete sich in ihm aus, an der er ziemlich zu schlucken hatte. „Okay“, murmelte er. „Ich halte solange die Stellung.“
Ty nickte und schnappte sich auf dem Weg zum Badezimmer seinen ramponierten ledernen Kulturbeutel. Er hatte noch nicht einmal eine bissige Erwiderung von sich gegeben. Immer noch etwas verblüfft sah Zane ihm nach, bis er im Badezimmer verschwunden war. Er hatte doch bestimmt nichts gesagt, was Ty in Verlegenheit hätte bringen können. Zane seufzte und schüttelte leicht den Kopf, zuckte zusammen, als sein Genick lautstark
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