Auf & Davon
Tys gleichmäßigem Atmen; das Geräusch verlieh ihm ein erstaunliches Gefühl von Geborgenheit. Und so schlief er dann ein.
Kapitel 6
E INE schlanke, dunkelhaarige Frau in Uniform mit einer strengen Knotenfrisur blieb neben Detective Steve Pierces Schreibtisch stehen. „Da waren ein paar Anrufe für Sie, Detective“, sagte sie und hielt ihm eine Handvoll pinkfarbener Zettel hin.
Pierce blickte auf. „Danke, Branson. Ich fülle gleich nochmal einen Antrag aus, damit wir endlich Voicemail kriegen“, versprach er.
„Na klar, Sir. Ist kein Problem, wenn wir nicht grade eine Verhaftung haben“, antwortete sie und verfügte sich dann wieder hinter den Empfangstresen vor dem Großraumbüro des Dezernats.
Vom Schreibtisch gegenüber aus warf Detective Steve Holleman seinem Partner einen Blick zu und zog fragend eine Augenbraue hoch. Pierce lehnte sich in seinem klapprigen Stuhl zurück und durchblätterte die pinkfarbenen Zettel. Einen davon bedachte er mit einem besonders finsteren, hasserfüllten Blick.
„Was gibt’s denn?“, bohrte Holleman schließlich.
„Schon wieder die gottverdammten Feds“, murrte Pierce und warf die pinkfarbenen Zettel auf den Tisch. „Wegen dem Serienkiller.“
„Das ist doch nichts Neues“, brummte Holleman und wandte sich wieder dem Bericht zu, den er gerade ausfüllte.
„Die Nachricht ist von diesem Henninger. Sie haben ein neues Team hier“, sagte Piece, hob mit einer Hand seine Kaffeetasse zum Mund und bewegte mit der anderen seine Computermaus, um den Monitor aufzuwecken.
„Naja, und?“ schnaufte Holleman, als sei das offensichtlich. „Schließlich hat das letzte Team sich umbringen lassen.“
Pierce warf seinem Partner einen tadelnden Blick zu, sagte aber weiter nichts dazu. „Ich glaube immer noch, dass die erstmal in ihren eigenen Reihen suchen sollten.“
„Sag das denen . Scheiße, einer von den Typen ist schier an die Decke gegangen, als ein Uniformierter am letzten Tatort sowas angedeutet hat.“
„Ja, ich weiß. Wir würden allerdings wahrscheinlich genauso reagieren. Ich kann es nur nicht leiden, dass die hier einfach hereinspazieren und machen können, was immer sie wollen. Nur deshalb ist der Fall noch nicht gelöst. Zu viele Köche verderben nun mal den Brei.“
Holleman schmiss seinen Kugelschreiber hin und starrte seinen Partner finster an. „Du fängst aber nicht schon wieder an, ständig vom Essen zu reden, oder?“, fragte er rundheraus.
Pierce verdrehte die Augen. „Bei denen sind zu viele Leute an dem Fall dran, die Einzelheiten durcheinanderbringen und mit den Beweismitteln Scheiße bauen können, und dann wundern die sich, warum der Fall so im Arsch ist. Dann rufen sie natürlich uns und erwarten, dass wir sofort Gewehr bei Fuß stehen. Ich glaube, diesmal können sie warten.“
„Oh ja, weil sie dann nicht angepisst sein werden“, brummte Holleman und nahm seinen Stift wieder zur Hand. „Egal. Ich hab’ eh schon viel zu viel am Hals.“
„Ich ruf’ sie morgen früh an. Hast du den Papierkram von Trenton?“
„Irgendwo“, antwortete Holleman zerstreut. „Hast du die Aussage von der Tussi, die ihre Bluse nicht zuknöpfen wollte?“, fragte er und blickte erneut auf.
„Ja, da auf dem Stapel.“ Pierce zeigte auf eine Ecke seines Schreibtisches. „Singleton hat da natürlich auch ein Foto reingetan.“
Holleman durchblätterte den Stapel, bis er die Akte gefunden hatte. Er pflückte den Ordner heraus und grinste, nachdem er einen Blick hineingeworfen hatte. Mit einem leisen Lachen drehte er den Ordner um, so dass Pierce hineinsehen konnte, und fragte: „Meinst du, wir haben auch eins von ihrem Gesicht?“
Pierce musste zweimal hinsehen. „Oh, Scheiße. Dafür kriegt Singleton einen Tritt in den Arsch.“ Er rieb sich die Augen. „Die Fälle werden immer verrückter, und dann streckt auch noch dieser verdammte Serienkiller wieder seine Nase raus.“ Er seufzte und suchte über ihre beiden Schreibtische hinweg den Blick seines Partners.
Holleman hatte schon wieder die Zungenspitze in den Mundwinkel geklemmt, so wie er es immer tat, wenn er tief in Gedanken versunken war. „Gehst du mit was essen?“, fragte er schließlich, nachdem er eine Weile ins Leere gestarrt hatte.
Pierce blinzelte. „Ah, ja. Klar. Ich könnte noch einen Kaffee vertragen.“
„Dann können wir auch gleich diese Spaßvögel zurückrufen und es hinter uns bringen“, murmelte Holleman, während er seinen Stuhl zurückschob und von seinem
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