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Auf & Davon

Auf & Davon

Titel: Auf & Davon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abigail Madeleine u . Roux Urban
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von gelben Blättern bedeckt, die einzelne Grabmäler unkenntlich machten, anderen wiederum Schlaglichter aufsetzten. Ty blieb unter einem der Bäume stehen und warf einen anerkennenden Blick auf die alternden Steine um sich herum. Er holte ein Stück Papier aus der Tasche und studierte es kurz, dann hob er den Kopf und schaute stirnrunzelnd in die Ferne.
    Als Ty anhielt, wäre Zane fast in ihn hineingerannt, so beschäftigt war er damit, den Friedhof um sich herum in sich aufzunehmen. Die Vielfalt an Steinen, die Gedanken hinter den Inschriften… es war so anders hier. Ganz anders, als er erwartet hatte. Das Herbstwetter hatte die Bäume in bunte Farben getaucht, was dem normalerweise so trostlosen Ort einen Anstrich von Leben verlieh. Es war ein seltsamer Kontrast, der den Schmerz in seiner Brust noch heftiger werden ließ.
    Schließlich entschied Ty, dass sie ungefähr am richtigen Ort sein mussten, faltete das Papier zusammen und steckte es wieder in die Tasche. „Hier ist es“, murmelte er.
    Sie standen auf dem Weg, der sich durch den Friedhof schlängelte, neben einer Anzahl von ordentlich nebeneinander aufgereihten, in Stein gehauenen Familiengräbern. Zane sagte nichts, er wartete darauf, welche Erkenntnisse Ty wohl gewinnen mochte. Mit dieser Seite der Ermittlungen hatte Zane nicht allzu viel Erfahrung; er war dazu ausgebildet, belastende Dokumente zu finden und auf Details zu achten. Nicht dazu, die Gedanken und die Motivation andere Leute aus dem Nichts herzuleiten.
    Zane wartete, während Ty schweigend und mit gesenktem Kopf langsam um die Grabstätte herumging. Ty zeigte hier ein ganz anderes Gesicht; diese gelassene Ruhe war so gar nicht in Einklang mit seiner sonstigen Rauheit zu bringen. Zane konnte inzwischen nicht mehr sagen, welches Tys wahres Gesicht war.
    „Hier haben wir es mit Ehrfurcht zu tun“, murmelte Ty schließlich nach beinahe zehn Minuten grüblerischen Schweigens. „Wirkt fast… romantisch. Es gab nirgends Reifen- oder Maschinenspuren, was bedeutet, dass er sie vom Eingang bis hierher getragen hat.“
    Er schaute zurück den Weg entlang, auf dem sie gekommen waren. Es war eine ganz schöne Strecke zu Fuß, und dann noch mit einer schweren Last in den Armen. Er blickte zurück zu Zane und runzelte die Stirn. „Es kommt mir alt vor. Altmodisch“, fuhr er in leicht verwirrtem Tonfall fort. „Wie etwas, das der Mörder in einem Film gesehen oder in einem Buch gelesen hat und nachspielen wollte.“
    Zane hatte ihn zwar gehört, aber zuerst kam gar nichts davon bei ihm an. Als er sich von den Familiengräbern abgewandt hatte, um sich auf dem Friedhof umzusehen, war ihm ein frisches, von Blumen bedecktes Grab ins Auge gefallen. Es war unmöglich, keine Parallelen zu seinem letzten Besuch auf einem Friedhof zu ziehen. Erst einige Herzschläge nachdem Ty zu Ende gesprochen hatte, schüttelte Zane sich und stimmte leise zu: „Ja, das kann sein.“
    „Es unterscheidet dieses Opfer von den anderen. Die lagen in ihren eigenen Betten oder wurden irgendwo zufällig abgelegt“, murmelte Ty, mehr zu sich selbst als zu Zane. „Was war an diesem Opfer hier so besonders? War an ihr überhaupt etwas besonders, oder ist das nur ein weiteres Element, das wir diesem speziellen Mord zuordnen müssen?“
    Zane blinzelte ein paar Mal und konzentrierte sich wieder auf seinen Partner. „Ich würde eigentlich nicht sagen, dass an ihr etwas besonders war. Wir wissen ja noch nicht einmal, ob sie hier getötet oder nur hier abgelegt wurde.“
    Ty schaute auf dem Friedhof umher und versuchte, die Umgebung zu sich sprechen zu lassen. „Nein“, murmelte er. „Sie ist nicht hier getötet worden“, verkündete er, obwohl er nicht hätte sagen können, woher er das wusste. „Aber es gibt einen Grund, warum sie hier abgelegt wurde, da bin ich sicher.“
    „Das würde dann also heißen, dass alle Opfer aus einen bestimmten Grund an ihren jeweiligen Fundorten abgelegt wurden“, ergänzte Zane, trat von einem Fuß auf den anderen und ging schließlich einige Schritte den Weg entlang, ehe er sich wieder umdrehte, um sich noch einmal auf dem Friedhof umzusehen.
    „Nicht notwendigerweise“, widersprach Ty dickköpfig. „Du hast doch selbst gesagt, dass das Muster in der Methode liegt. Was, wenn ein Teil der Methode in einem Fall der Ablageort ist, aber nicht in einem anderen? Was, wenn es in diesem Fall wichtiger wäre, wo das Opfer gefunden wird, aber nicht, wie es getötet wurde, aber bei einem anderen

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