Auf & Davon
gemacht.
„Willst du Feierabend machen?“, fragte Ty neutral.
Zane bog den Rücken durch, dass seine Wirbel knackten. Er entspannte sich erleichtert und öffnete die Augen. „ Ich brauch‘ nur mal eine Pause, dann kann ich weitermachen. Da drin geht grad alles drunter und drüber“, brummte er mit einer Geste zu seinem Kopf.
Ty nickte nur und musterte Zane ungeduldig.
Zane begegnete unbewegt seinem Blick. „Also, was jetzt? Zimmerservice? Essen gehen?“ Der Gedanke an eine Zigarette war verlockend, vor allem, da es nicht danach aussah, als käme er in nächster Zeit zu einem Fick. Dass Ty sauer war, war kaum zu übersehen.
Ty presste die Lippen fest zusammen und legte den Kopf schief. „Rausgehen könnte riskant sein“, bemerkte er in ausdruckslosem Tonfall. „Ich hab‘ zwar nichts gesehen, aber das heißt noch lange nicht, dass wir nicht beschattet werden.“
Zane nickte abwesend und ging zur Kommode, wo er die Hotelinfo mit der Speisekarte hingelegt hatte. Er hätte eigentlich gedacht, dass Ty lieber ausgehen wollte, so rastlos wie dieser offenbar war. Aber er hatte gestern gelernt, dass man nie sicher sein konnte, was Ty als nächstes tun würde. Ihn einschätzen zu wollen war vergebliche Liebesmüh—bei dem Versuch würde Zane nur Kopfschmerzen kriegen. Er blieb bei dem Möbelstück stehen und blätterte in der Broschüre herum. Tys Blick ruhte weiter auf ihm; er schien auf etwas zu warten. Das Schweigen zog sich in die Länge, und Zane tat sein Bestes, um es zu ignorieren.
„Sollte ich heute Nacht besser in meinem eigenen Zimmer schlafen?“, fragte Ty wie aus heiterem Himmel. „Oder können wir weiter zusammenarbeiten, wenn wir uns gleichzeitig gegenseitig das Hirn rausficken?“
Zane fuhr herum und starrte Ty aus weit aufgerissenen Augen an. Er machte den Mund auf um etwas zu sagen, klappte ihn gleich wieder zu und versuchte es dann nochmal. „Ich kann mit dem Ficken arbeiten“, sagte er. Himmel, er hörte sich an wie ein Idiot!
Ty schnaubte. „Gut“, sagte er ausdruckslos, und das Lächeln erlosch sofort wieder. „Solang wir’s dabei belassen, ist es okay.“
Mit zusammengekniffenen Augen ging Zane wieder auf Ty zu. Die Speisekarte nahm er mit. „Dabei belassen?“, fragte er neugierig. Ja, zwischen ihnen schien es gewaltig zu knistern, und es hatte auch einige erschreckend zärtliche Momente gegeben. Aber Zane würde sich hüten, da irgendwas hineinzulesen.
„Genau“, antwortete Ty. Entweder war ihm nicht klar, was Zane mit der Frage andeuten wollte, oder er hatte keine Lust, weiter auf das Thema eingehen.
Anstatt auf eine Antwort zu drängen, hielt Zane ihm die Speisekarte hin. Aber dabei hielt er den Blick auf Ty gerichtet und beobachtete ihn.
Ty schaute auf die Speisekarte und dann wieder auf zu Zane. „Ich hätte gerne dasselbe wie gestern Abend“, sagte er mit einem leichten Grinsen.
Zane zog leicht amüsiert eine Augenbraue hoch und riss Ty die Speisekarte wieder aus der Hand. „Und ich hätte gedacht, du willst lieber das, was du heute Morgen zum Frühstück hattest“, gab er trocken zurück und ging zum Telefon.
Die Ecke des Hotelzimmers, wo Ty saß, lag im Schatten. Sein leises, dunkles Lachen klang beinahe beunruhigend. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und beobachtete Zane, verfolgte ihn mit den Augen wie ein Raubtier seine Beute.
Zane wählte die Nummer für den Zimmerservice und bestellte zweimal Essen und einmal Nachtisch—wobei er sich die ganze Zeit über sehr deutlich bewusst war, dass Ty ihn beobachtete. Mit einer gemurmelten Verabschiedung legte er auf und setzte sich dann wieder an den Tisch, wo er Akten herum schob und die Gelegenheit nutzte, sich noch ein paar Autopsiefotos anzusehen, ehe das Essen kam. Dabei vermied er es absichtlich, Ty anzuschauen. Das war besser für seine geistige Gesundheit.
Ty legte den Kopf schief und fragte sich müßig, warum Zane ihn jetzt so geflissentlich ignorierte. Schließlich tat er es mit einem Achselzucken ab und zog eine dicke Akte aus einem Paket hervor, das früher am Tag per Boten aus Washington gekommen war.
Ty hatte einen Kumpel in der Zentrale gebeten, ihm alle ungeklärten Mordfälle der letzten zehn Jahre herauszusuchen, und sich eine Liste faxen lassen. Diese Liste war er dann durchgegangen und hatte einige Akten zu solchen Morden angefordert, die möglicherweise zu ihrem Fall passen konnten, um so vielleicht dem Mann im Hintergrund auf die Spur zu kommen.
Außerdem hatte er noch einen
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