Auf & Davon
wäre es wichtiger, dass es auf eine bestimmte Art getötet wurde und nicht, wo es gefunden wird?“
Zanes Lippen zuckten. „Weißt du was, das hab’ ich sogar verstanden“, sagte er kopfschüttelnd. Er holte tief Luft und atmete langsam aus. „Ich nehme an, wir müssen beide Ansätze verfolgen, bis wir einen Hinweis haben“, versetzte er.
Ty grinste ihn spöttisch an und schaute weg, wobei er nachdenklich die Lippen schürzte. Er starrte in den Regen, der jetzt stärker geworden war. Das Wasser lief ihm in den Kragen und brachte ihn zum Zittern. Er hatte definitiv schon Schlimmeres erlebt, aber es wurde trotzdem langsam ungemütlich.
Der einsetzendeRegen jagte Zane einen kalten Schauer über den Rücken. Seine Aufmerksamkeit kehrte wieder zu den Gräbern zurück. Er beobachtete, wie die Regentropfen auf einen Fleck kahler Erde fielen und wie dieser Tropfen für Tropfen dunkler wurde. Die Tropfen rannen über die bunten Blumen neben einigen der Grabsteine, und Zanes Blick wurde weich und abwesend. Regen auf Blumen. Nasse Erde. Der Schmerz in seiner Brust schwoll an, und er konnte die Erinnerungen nicht länger ignorieren.
Ty drehte sich um, um noch etwas zu sagen, und bemerkte den Ausdruck auf Zanes Gesicht. Er klappte den Mund zu und runzelte die Stirn. „Alles okay?“, fragte er wieder, diesmal mit leicht genervtem Unterton.
Der andere Mann nahm ihn nicht zur Kenntnis. Er stand immer noch an derselben Stelle. Er hatte den Kopf nicht gedreht; es sah fast so aus, als hätte er nicht einmal geatmet. Sein Blick war gesenkt und auf etwas Unbestimmtes gerichtet.
„Garrett!“ rief Ty laut.
Es dauerte noch einen Moment, bevor Zane den Kopf hob und Ty anschaute. Sein Gesicht war nun wieder zu der emotionslosen Maske geworden, die er seit zwei Tagen nicht mehr getragen hatte, und seine Augen waren trocken. Aber das Licht darin war erloschen, und sein Blick war leer.
„Was zum Teufel ist los mit dir?“, fragte Ty verärgert. „Alles okay?“, wiederholte er.
„Hast du gefunden, was du gesucht hast?“, fragte Zane. Seine Stimme war brüchig, aber er hielt Tys Blick stand.
Ty runzelte verwirrt die Stirn und legte den Kopf zur Seite. Er ließ seinen Blick über den Friedhof schweifen; er wusste, dass er den ganzen Tag hier verbringen könnte, ohne zu finden, was er suchte. Aber das hatte keinen Sinn, wenn Zane hier den Moralischen bekam. „Sicher“, sagte er schließlich. „Gehen wir.“
Prompt machte Zane auf dem Absatz kehrt und marschierte davon. Ty blieb für einen Moment wie angewurzelt stehen und schaute ihm verwirrt hinterher. Schließlich bückte er sich, hob eines der perfekten gelben Blätter auf und steckte es in die Tasche, dann folgte er seinem Partner langsam.
Dieser machte lange, gleichmäßige Schritte und blieb nicht stehen, bis er durch das Tor und wieder auf der Straße war, wo er nach einem Taxi winkte. Das erste fuhr vorbei, also hielt er weiter scharf Ausschau. Er fühlte sich immer noch unwohl. Wie aus dem Nichts waren sie gekommen, die Geister der Vergangenheit. Fünf Jahre alte Erinnerungen, von denen er geglaubt hatte, sie seien genauso tot und begraben wie seine Frau.
Ty verfiel in Trab, um Zane einzuholen, als ein anderes Taxi auf dessen Zeichen hin anhielt. Sie stiegen ein und schüttelten das Wasser ab, und Ty gab dem Fahrer die Adresse ihres Hotels. Er hatte darauf gehofft, sich noch einige weitere Fundorte anschauen zu können. Aber wenn Zane sich so aufführte, ging er dort lieber alleine hin.
Nach fünf Minuten Fahrt schloss Zane schließlich die Augen und entspannte sich etwas. Er stützte den Ellbogen gegen das Fenster und rieb sich die Augen. Gott, wie er Erinnerungen manchmal hasste. Sie schickten ihm wieder Alpträume, die er nicht haben wollte. Offen gestanden wollte er weder die guten noch die schlechten Erinnerungen haben, denn die guten waren sogar noch schlimmer. Ihm war klar, dass Tysich fragen würde, was mit ihm los war. Aber Zane war sich nicht einmal sicher, ob er die Worte herausbringen würde.
„Wann immer du soweit bist, Mann“, drängte Ty gereizt.
Zane warf ihm einen ebenso verärgerten Seitenblick zu. „Schlimme Erinnerungen, okay?“, murmelte er.
Ty funkelte ihn wütend von seiner Seite des Taxis aus an und schaute dann mit einem langen Seufzer weg. Offensichtlich steckte da mehr dahinter, und Ty ärgerte sich, dass es ihm nicht völlig schnurzpiepegal war. Nochmal nachfragen würde er allerdings nicht.
Nach einem langen Moment des
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