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Auf & Davon

Auf & Davon

Titel: Auf & Davon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abigail Madeleine u . Roux Urban
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Schweigens gab Zane einen leisen Seufzer von sich. „Becky ist um diese Jahreszeit gestorben“, sagte er still. „Gleiches Wetter. Nobler Friedhof.“ Er zuckte die Schultern.
    „Wer ist Becky?“, fragte Ty genervt.
    Zane starrte unverwandt aus dem Fenster. „Meine Frau.“
    Ty starrte ihn eine Zeitlang an. Sein Blick streifte den Ehering, den Zane immer noch trug, über den sie aber noch nie gesprochen hatten, dann schaute er kommentarlos wieder weg und presste die Lippen fest zusammen. Beide schwiegen. Schließlich sagte Ty: „Es tut mir leid.“
    Zane nickte langsam. „Danke“, sagte er. Es war kaum zu hören.
    Ty antwortete nicht. Im ersten Moment hätte er Zane eigentlich am liebsten die Meinung gegeigt; wenn Zane ein Problem mit Friedhöfen hatte, dann hätte er das verdammt nochmal sagen sollen, statt ihre Zeit zu verschwenden, indem er da drin zum Zombie wurde. Noch gestern hätte er das laut und deutlich ausgesprochen, aber jetzt hielt er seine Zunge im Zaum— woran er nicht gewöhnt war und womit er sich auch nicht ganz wohl fühlte. Dass er sich deshalb zur Zurückhaltung zwang, weil er Zane nicht zu grob kommen wollte, trug noch zu Tys wachsendem Unmut bei.
    Einige Minuten vergingen. „Sollen wir zurückgehen?“, fragte Zane neutral.
    Ty sah zu, wie die Gebäude vor dem Autofenster vorbeizogen, und seufzte unhörbar. „Mal sehen“, antwortete er schließlich knapp.
    Zane schaltete den Teil von sich ab, dem es Leid tat, dass er offenbar Ty bei der Arbeit dazwischengefunkt hatte. Das kam einfach nicht an gegen die Gedanken und Träume und verlöschenden Lichter, die ihm im Sinn herumschwirrten. Er würde ein wenig Zeit brauchen, um den Kopf davon wieder frei zu bekommen. Dann konnte er wieder an die Arbeit gehen.
    Der Rest der Taxifahrt verlief in angespanntem Schweigen.

Kapitel 7

    T Y WAR unbestreitbar sauer, und das brachte ihn für den Rest des Tages aus dem Konzept. Je mehr er sich von dem Wechselspiel zwischen sich und Zane abgelenkt fand, desto zorniger wurde er. Sie hatten einen Mörder zu finden, Ty musste für den Tod eines Waffenbruders Rache nehmen, da durfte er sich nicht so in diesem Techtelmechtel, das sie da miteinander angefangen hatten, verlieren. Und jetzt konnte er Zane nicht einmal mehr anschreien, um seinen Frust abzulassen; das erschien ihm nicht richtig, nach allem, was zwischen ihnen geschehen war. Er war es nicht gewohnt, zornig zu sein, ohne ein Ventil für seine Wut zu haben, und so langsam machte ihn das mürbe.
    Sie waren schließlich doch ins Büro an der Federal Plaza zurückgekehrt, um ihre Aussagen in der Sache mit dem explodierten Computer zu machen. Sie wurden zu ihren jeweiligen Verletzungen und blauen Flecken verhört, und warum sie den Schauplatz verlassen hätten, wo sie doch gewusst hätten, dass sie verhört werden müssten. Schließlich musste Ty sogar Dick Burns anrufen, um ihnen die verdrossenen Ermittler vom Hals zu schaffen, und dann waren sie wieder heimgeschickt worden.
    Den Rest des Tages hatten sie im Hotel damit verbracht, Akten und Notizen nach einer Spur zu durchforsten.
    Es begann wieder zu regnen, die Tropfen klopften träge an das Hotelfenster, als Ty schließlich seine Arbeit weglegte und die Ellbogen auf den Tisch stützte. Er rieb sich mit den Händen das Gesicht und stöhnte kläglich. „Haben wir zu Mittag gegessen?“, fragte er verdrossen.
    „Nee“, antwortete Zane zerstreut. Vor zwei Stunden war er endlich dazu gekommen, sich in die Autopsieberichte zu vertiefen, was völlig ausgereicht hatte, um ihm jegliches körperliches Verlangen—sei es nach Essen, Sex oder was auch immer—gründlich auszutreiben.
    „Können wir jetzt zu Mittag essen?“, fragte Ty sarkastisch.
    Zane warf mit einem leisen Seufzer seinen Kugelschreiber hin. „Sicher“, stimmte er zu.
    Ty lehnte sich in seinem Stuhl zurück und beobachtete Zane aufmerksam, so wie er auch einen Löwen im Zoo beobachten würde. Er war ärgerlich auf ihn, und nicht nur, weil er seinetwegen den Friedhof so früh hatte verlassen müssen. Ty war hauptsächlich deswegen so gereizt, weil er sich jetzt ständig dabei ertappte, in allem was Zane tat, einen verborgenen Grund zu suchen.
    Zane schob die Akten weg, stand vom Tisch auf und streckte sich. Er schloss die Augen und rollte den Kopf hin und her. Den ganzen Morgen über war er schon verspannt, und dass er den ganzen Nachmittag damit verbracht hatte, über seine Akten gebeugt dazusitzen, hatte das auch nicht besser

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