Auf dem Holzweg durchs Universum: Warum sich die Physik verlaufen hat (German Edition)
schon in kollektiver Idiotie erfolgten, ist ja nicht neu. Vielleicht halten sich die Physiker ja für schlauer. Aber auch hier wird unsäglich viel nachgeplappert. Das liegt einerseits an der Zersplitterung des Wissens, andererseits an der Angst, aus der Community ausgegrenzt zu werden. Dieser Begriff klingt nicht zufällig nach Kommunion und exkommunizieren , denn eine abweichende Ansicht wird nicht als Reflexion, sondern als frevelhafte Irrung eingeordnet.
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Eine Voraussetzung für geistige Gesundheit ist, mit der britischen Öffentlichkeit uneins zu sein. – Oscar Wilde
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Wenn Sie also hören – und wie oft hört man das von Physikern –, die Standardmodelle seien „hervorragend bestätigt“ – was für eine bizarre Aussage in ihrer Allgemeinheit –, so können Sie sicher sein, dass der Betreffende nur vom dritten Hörensagen berichtet, und je mehr er im Brustton der Überzeugung spricht, desto weniger wird er wollen, dass man seinem Wissen auf den Zahn fühlt. Nachplappern ist heute die Eintrittskarte in die wissenschaftliche Gemeinschaft, Ritus einer Hybris der Gegenwart, die vorgibt, alles verstanden zu haben.
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Ich habe herausgefunden, dass die meisten Wissenschaftler hoffnungslose Scharlatane sind, sobald es sich um Gebiete handelt, die außerhalb ihres engen Horizonts liegen. 41 – Fritz Zwicky, Schweizer Astrophysiker
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Ich hoffe, dass Sie in diesem Abschnitt nachvollziehen konnten, warum ich die Physik für nicht mehr gesund halte: Die Möglichkeit, dass wir uns in einem großen Irrtum über die Realität befinden, ist leider sehr real. Neben rein äußerlichen Krankheitszeichen der Physik sind ihr philosophische Grundlagen abhandengekommen, mit denen sie Ziele definieren und Ergebnisse bewerten müsste. Die historischen Beispiele von Irrwegen werden nicht zur Kenntnis genommen und gravierende methodische Symptome übersehen, wie etwa die Komplizierung der Modelle. Man verkennt die ungesunde Symbiose zwischen Theorien, die ehrgeizige Experimente generieren, und deren theorieverliebter Interpretation, und anstatt über Sinneswahrnehmungen in modernen Großversuchen zu reflektieren, werden die soziologischen und psychologischen Mechanismen verdrängt, die entscheidenden Anteil an der Produktion von Fakten haben. Nicht zufällig hat das Leugnen der Gebrechen der Physik dazu geführt, dass kollektive Fantasien wie die Stringtheorie sich so verfestigen konnten. Aber wenden wir uns nun den wirklichen Fragen zu, die die Natur auf subtile Weise stellt.
TEIL 2:
DIREKT VOR UNSEREN INSTRUMENTEN
DER RAUM: GEHEIMNISSE UM RUHE, DREHUNG UND BESCHLEUNIGUNG
Very Large Baseline Interferometry wird eine Technik genannt, für die uns Außerirdische sicher Respekt zollen würden. So werden zum Beispiel auf Hawaii mit einem Radioteleskop Signale von Quasaren – weit entfernten Galaxienkernen – registriert und mit dem Zeitstempel einer Atomuhr versehen. Da diese Signale zeitlich schwanken, lassen sie sich wie Fingerabdrücke mit einem leicht zeitversetzt ankommenden Signal eines anderen Teleskops, etwa in Mitteleuropa, zur Deckung bringen. Bei bekannter Zeitdifferenz bestimmt man mit weit auseinanderliegenden Teleskopen die Position außerordentlich genau. Umgekehrt kann man durch kombinierte Messungen die Rotationsachse der Erde auf Zentimeter genau festlegen oder auch Schwankungen der Tageslänge im Bereich von Millisekunden aufzeichnen. Dies alles funktioniert, weil die Position der Milliarden von Lichtjahren entfernten Quasare am Himmel unveränderlich ist und den Instrumenten ein Koordinatennetz gibt, das unbeeindruckt von Bewegungen der Erde die Richtungen im Universum anzeigt. Die Teleskope ‚wissen‘ damit ganz genau, was Ruhe bedeutet. Ohne die Begriffe Ruhe, Bewegung und Beschleunigung könnten wir keine Physik machen. All dies bezieht sich auf den Raum – aber was ist das eigentlich? Überraschenderweise enthält dieser elementare Begriff einige Rätsel. Eines davon ist, dass man für das Ruhesystem der Teleskope gar kein Teleskop braucht.
UNIVERSUM AN ERDE: WAS HEISST, „IHR ROTIERT“?
Am 26. März 1851 verfolgte ein großer Menschenauflauf im Panthéon in Paris ein aufsehenerregendes Experiment des Physikers Léon Foucault. Ein 67 Meter langes Pendel, aus dem Sandkörner herausrieselten, änderte schon nach wenigen der 15 Sekunden dauernden Schwingungen merklich seine Richtung. Diese scheinbare Drehung der Schwingungsebene bewies, dass sich in Wirklichkeit die Erde unter dem
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