Auf dem Holzweg durchs Universum: Warum sich die Physik verlaufen hat (German Edition)
Problem ist nur, dass bei der Vielzahl der heutzutage postulierten Elementarteilchen jedes seine eigene komplexe Zahl beansprucht nebst weiteren willkürlichen Zahlen, die Auskunft geben, wie sich die Teilchen ineinander umzuwandeln gedenken – ein absurd aufgedunsenes Bild, bei dem Einstein speiübel geworden wäre. Er träumte davon, die Elementarteilchen allein aus den Eigenschaften der Raumzeit herzuleiten. Zugegeben, dieses Ziel war sehr hoch gesteckt.
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Ich denke, ich kann sicher sagen, dass niemand Quantenmechanik versteht. – Richard Feynman
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Erstaunlich ist aber einerseits, welcher Reichtum an Effekten sich bei so einfachen Dingen wie den dreidimensionalen Drehungen auftut, und andererseits, wie wenig sich die herrschende Mode um eine gründliche Untersuchung der Geometrie kümmert. Man hört kaum mehr Fragen, wie sie Ehrenfest in den 1930er Jahren aufgeworfen hatte: wie etwa die dominierende Rolle der komplexen Zahlen zu rechtfertigen sei. Stattdessen werden in immer kürzeren Abständen neue Konzepte wie Inflatons, Galileons und Higgs-Multipletts erfunden. Die Theoretische Physik dreht langsam durch.
(10) Einstein zu Besuch bei Ehrenfest
SUPERPHYSIK
Dass zum Beispiel sehr kalte Wasserstoffatome sich in einer gemeinsamen Welle vereinen, wie Bose und Einstein vorausgesagt hatten, ist schon sehr merkwürdig. Fast noch mehr verwundert aber, dass dies für die Bestandteile Elektron und Proton nicht gilt. Diese Teilchen haben nämlich einen Spin von ½ h, was ihnen nach einem von Wolfgang Pauli gefundenen Prinzip verbietet, zu eng aufeinander zu sitzen. [33] Die Bose-Einstein-Kondensation ist also wie ein Club, zu dem nur Pärchen Zutritt haben, deren Spins sich zu einem Wert wie h addieren. Das Ganze benimmt sich auch hier vollkommen anders als die Summe seiner Teile. Dramatisch zeigt sich dies in speziellen Experimenten, bei denen man ein Paar von Elektronen mit entgegengesetztem Spin räumlich trennt. Obwohl ein einzelnes Teilchen seinen Spin zufällig orientiert, zeigen sie immer in entgegengesetzte Richtung, auch in großer Entfernung! Weil Einstein daran nicht glauben konnte, hatte er 1935 mit diesem Gedankenexperiment gegen die Quantenmechanik argumentiert. Inzwischen haben Versuche gezeigt, dass er sich täuschte. Warum, verstehen wir aber nicht.
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Phänomene dieser Art raubten den Physikern die Hoffnung, ein konsistentes Bild der Raumzeit dafür zu finden, was in der subatomaren Skala vorgeht. – John Bell
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Sicher ist nur, dass der halb- oder ganzzahlige Spin eine grundsätzliche Beziehung zur Raumzeit hat und nicht nur so etwas wie ein Label ist, das man aufdruckt. Insofern ist die Idee der ‚Supersymmetrie‘, man könne halb- oder ganzzahligen Spin beliebig an die Teilchen kleben, in ihrer Abstraktheit von jeglichem physikalischen Sinn unbeleckt – abgesehen davon, dass auch noch die Teilchenzahl verdoppelt wird. Trotzdem arbeiten weltweit theoretische Physiker daran, übrigens ohne den geringsten experimentellen Hinweis. Am meisten ärgert mich dabei, dass man dabei Dirac als Kronzeugen missbraucht: Wohl kann man seine Gleichung als eine Vorhersage von Antiteilchen lesen, was damals ebenfalls die Zahl der Teilchen verdoppelte. Positronen und andere wurden aber tatsächlich entdeckt, und faszinierenderweise haben sie genau die gleiche Masse wie ihre Partnerteilchen. Supersymmetrische Partner hingegen wurden noch nie gesehen, was man mit ihrer vorgeblich viel höheren Masse entschuldigt. Dafür sei eine ‚Symmetriebrechung‘ verantwortlich, was auch immer das ist. Eigentlich müsste man von Super-Symmetriebrechung sprechen. Diese schon in Worten sichtbare Absurdität wird wie üblich von kunstvollen Rechnungen überdeckt.
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Echte Hexenrechnerei, die durch ihre Kompliziertheit vor dem Beweis der Falschheit ausreichend geschützt ist. 99 – Albert Einstein
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Dirac hatte in der Physik ein paar dicke Fische aus tiefem Grund gezogen, heutzutage trüben Tausende von Theoretikern nur mehr das Wasser an den seichten Gestaden banaler Symmetriegedanken. Die Frage nach Welle und Teilchen steht noch ungelöst im Raum, aber auch die weiteren Rätsel der Quantenmechanik wie die fehlende Individualität und der Spin der Teilchen haben nicht zu einem ernsthaften Nachdenken über das Wesen der Raumzeit geführt. Was uns die Natur hier orakelhaft mitteilt, bleibt im Dunkeln. Wir wissen nicht, was Elementarteilchen sind.
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Die Theoretiker schreiten durch diese Obskuritäten
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