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Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Titel: Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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Dunkeln?«
    »Das hilft mir beim Nachdenken.«
    »Worüber denkst du denn nach?«
    »Ich versuche, meine Gefühle zu ordnen.«
    »Das mit deiner Freundin tut dir leid«, sagte er.
    »Das stimmt«, gab sie zu. »Ich finde es entsetzlich, was Marnie durchgemacht hat, und muss deswegen daran denken, was Melinda damals durchlitten hat.«
    »Grübele nicht darüber nach«, sagte er.
    »Ich kann nicht anders. Und froh über Davis’ Würgeangriff auf Marnie zu sein, weil das beweist, dass er zu so etwas fähig ist und weil er deswegen verhaftet worden ist, macht mir ein schlechtes Gewissen. Was bin ich denn für ein furchtbarer Mensch, dass ich mich über so etwas freue?«
    »Sei nicht zu hart mit dir selbst. Die Sache ist kompliziert.« Er legte ihr das Kinn auf den Kopf.
    Rita schloss die Augen und lehnte sich gegen ihn, froh über seine Unterstützung. Ohne Glenn wäre sie schon längst unter der Last des Kummers zusammengebrochen. Er legte die Arme um sie. »Ich weiß, dass es kompliziert ist«, meinte sie. »Du sagst mir ja immer, dass ich zu viel über alles nachdenke.«
    »Ich? Ich sage so was?«, neckte er sie. »Da musst du mich mit jemand anderem verwechselt haben.«
    »Nein, das habe ich nicht. Ich meine schon dich.« Sie verpasste ihm einen Knuff mit dem Ellbogen. »Aber ich weiß, dass du recht hast. Ich neige wirklich dazu, zu viel über alles nachzudenken.«
    Sie standen schweigend beieinander und atmeten im gleichen Rhythmus. Was für ein lieber Mann Glenn war. Sie war in Gedanken versunken, als er plötzlich pfiff und sagte: »Schau dir das mal an.« Sie schlug die Augen auf und brauchte einenMoment, um zu erkennen, wohin er deutete, doch dann entfuhr ihr ein Keuchen. Es war eine Hirschkuh. Sie kam anmutig aus einem Nachbargarten herüber, so selbstverständlich wie eine Nachbarin, die einen Gartenschlauch ausborgen will. Rita beugte sich näher zur Scheibe vor. Glenn wurde unruhig und sagte: »Wenn dieses Vieh in die Nähe des Gemüsegartens kommt ...«
    Er machte eine ruckhafte Bewegung in Richtung Tür, aber Rita hielt ihn zurück. »Warte.« Sie spürte, wie sich in ihrer Magengrube ein Ansatz von Hoffnung bildete. Die Hirschkuh ging mit anmutigen Schritten weiter, ohne sich um den eingezäunten Gemüsegarten zu kümmern, und kam direkt auf sie zu. Rita hatte von Hirschen gehört, die ihr eigenes Spiegelbild für ein anderes Tier gehalten hatten und durch Panoramafenster gekracht waren, aber diese Hirschkuh bewegte sich langsam und gemessen vorwärts.
    Glenn neben ihr spannte sich an. Er war kurz davor, nach draußen zu rennen und das Tier zu verscheuchen. Er begriff die Sache nicht. Rita sagte: »Es ist alles in Ordnung, Glenn. Schau einfach nur zu.« Die Hirschkuh kam gemächlich auf die Terrasse und trat ihnen gegenüber. Sie blieb ein paar Schritte vor dem Fenster stehen, sah sie an, nickte und legte die Ohren nach vorn, als würde sie winken. »Verflucht nochmal«, flüsterte Glenn. »So was hab ich noch nie gesehen.«
    Rita wandte den Blick nicht von der Hirschkuh. Als sie sich zum Gehen wandte, verharrte sie nur einen Augenblick und sprang dann durch den Garten davon. Gleich darauf war sie verschwunden.
    Glenn schüttelte verwirrt den Kopf. »Was hatte denn das zu bedeuten?«
    »Das war genau wie auf dem Rastplatz. Erinnerst du dich, was ich dir von den Hirschkühen und Jazzy erzählt habe? Dass es eine Botschaft von Melinda war?«
    Es war schwer, in dem schwachen Licht seinen Gesichtsausdruck zu deuten, aber Rita war sich ziemlich sicher, dass er skeptisch blickte. Wenn er etwas Zeit zum Nachdenken bekam, würde er seine Überzeugung vielleicht ändern. Bis dahin war es aber auch nicht weiter schlimm, wenn er nicht an eine Bedeutung der Hirschkuh glaubte. Das Zeichen war für Rita bestimmt. Alles war so geschehen, wie es hatte sein sollen, und sie brauchte sich keine Sorgen mehr zu machen.

53
    Als Marnie im Frühjahr in die obere Wohnung des Zweifamilienhauses gezogen war, hätte sie sich nicht träumen lassen, dass sie noch vor Ende des Sommers wieder ausziehen würde. Sie engagierte diesmal ein anderes Umzugsunternehmen, Hernia Movers, vor allem, weil dessen Werbespruch ›Räumt mit Macht Ihre Fracht‹ sie unglaublich amüsierte. Doch obwohl sie eine professionelle Firma engagiert hatte, war vorher noch eine Menge zu tun: das Einwickeln und Verpacken und Verstauen, das so langweilig, aber notwendig war. Sie und Troy frühstückten an diesem Morgen bei Laverne, weil sämtliche

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