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Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Titel: Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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wollte, seine Komplimente versiegten und er beachtete sie nicht einmal mehr. Wenn sie ihn fragte, ob sie ihn mit irgendetwas verstimmt habe, stritt er das ab und nannte sie paranoid. Sex hatten sie gar keinen mehr. Sie war verwirrt, er war abwehrend. Alle Beziehungen würden irgendwann abkühlen, erklärte Brian. Unterdessen fragte Marnies Familie, wann sie eigentlich heiraten würden. Als die Jahre vergingen, hörte man auf zu fragen.
    Einen endgültigen Trennstrich zog Brian, als er die Diagnose Schlafapnoe bekam und mit einem CPAP-Gerät schlafen musste. Er sagte, es mache ihn nervös, sie neben sich zu haben, wenn er die Atemmaske vors Gesicht geschnallt trage. Sie hatte das nie verstanden. Was machte es für einen Unterschied, ob sie da war? Damit es selbstlos klang, erklärte er, er wolle sie nicht mit dem Lärm stören, den das Gerät mache. Eigenartig, denn das CPAP-Gerät gab nur ein sanftes Zischen von sich, fast wie ein Inhalationsapparat, nur etwas beruhigender. Das Geräusch war ohne jede Frage angenehmer als Brians Geschnarche, wenn er das Gerät nicht benutzte. Aber was konnte sie schon sagen? Wenn er sie beim Schlafen nicht neben sich haben wollte, wäre es jämmerlich, darauf zu beharren. Schließlich zog sie mit all ihren Kleidern und persönlichen Sachen ins Gästezimmer. Ein Vorteil davon war, dass sie endlich ihr eigenes Badezimmer hatte und nicht jeden Morgenauf Rasierschaumspritzer und Bartstoppeln im Waschbecken schauen musste.
    Sie hätte ausziehen sollen, als die ersten Probleme sich zeigten, und das hätte sie auch fast getan, aber jedes Mal, wenn sie damit drohte, flehte Brian sie an zu bleiben und kehrte eine Zeitlang sein altes Ich hervor. Dann rieb er ihr die Schultern und flüsterte ihr ins Ohr: »Ich liebe dich, Marnie. Das weißt du doch. Ich bin nur einfach nicht gut in Beziehungen. Aber ich arbeite daran. Bitte gib uns allen noch eine Chance. Bitte. Wir brauchen dich.«
    Oh, dann war er charmant, lächelte, schenkte ihr Blumen und hinterließ liebevolle Nachrichten auf ihrer Mailbox. Immerhin bescherte ihr das ein paar gute Wochen. Aber was Brian nicht wusste, war, dass nicht sein Taktieren sie als Paar zusammenhielt. Es war Troy. Dieser kleine Junge liebte Marnie innig und das Gefühl war wechselseitig. Sie hatten Scherze, die nur sie beide verstanden und bei denen Brian außen vor blieb – oder übrigens auch sonst jeder andere. Troy war ein empfindsames Kind und sah ihr an, wenn sie sich Sorgen machte oder Kopfschmerzen hatte. Als er älter wurde, war ihr Haus der Ort, wo Troys Kumpel gerne abhingen. Sie versorgte sie mit Leckereien und scherzte mit ihnen auf eine angenehme, aber zurückhaltende Weise. Brian war meistens einfach nur jemand, der auch noch da war. Sie beide stritten sich nicht und er war froh, dass sie sich um den Haushalt kümmerte, aber er überschlug sich ihretwegen nicht gerade. Sie unterrichtete weiter und da sie kaum Ausgaben hatte, konnte sie Jahr für Jahr fast ihr gesamtes Gehalt sparen. Jetzt war sie finanziell abgesichert, aber fünfunddreißig und allein.
    Jazzy unterbrach ihre Gedanken. »Du hast sie also immer als Gesamtpaket betrachtet?«, hakte sie nach.
    »Immer«, erklärte Marnie fest. »Tatsächlich wäre ich ohne Troy nicht mit Brian zusammengeblieben.« Ihr wurde bewusst, dass sie das das erste Mal laut aussprach. Es war kein schmeichelhaftes Eingeständnis.
    »Wie kommt das denn?«, fragte Jazzy.
    »Er war ...« Marnie versuchte, es diplomatisch auszudrücken. »Kein sehr warmherziger Mann. Ich war einsam.«
    Im Wagen herrschte einen Augenblick Stille. Dann sagte Laverne: »Männer. Herrgott nochmal! Da liegt doch immer der Hase im Pfeffer.« Sie stimmten ihr alle zu. Um das Thema zu wechseln, nahm Laverne einen großen Plastikbeutel aus ihrer Handtasche und hielt ihn hoch. »Falls eine von euch sich mal nicht ganz in Form fühlt, habe ich meinen ganzen Vorrat dabei. Ihr könnt mit jedem Wehwehchen zu mir kommen.« Die Tüte war mit Fläschchen voller verschreibungspflichtiger Medikamente und rezeptfreier Schmerztabletten gefüllt.
    »Guter Gott«, meinte Jazzy nach der Tüte greifend. »Das ist ja eine ganze Apotheke. Wo hast du das ganze Zeug denn her?« Mit gerunzelter Stirn betrachtete sie die Etiketten durch die Plastiktüte hindurch. »Mannomann!«
    »Keine Sorge, die sind nicht illegal«, erklärte Laverne. »Sie sind irgendwann alle verschrieben worden. Und einige davon sind einfach Standardmedikamente. Aspirin und so.«
    »Wer

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