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Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Titel: Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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langfristigen Zimmergenossinnen oder netten Arbeitskolleginnen ergab. Jazzy gab den Anstoß, entlockte Laverne ein Lächeln und bedrohte alle, sie müssten Autoreisespiele spielen, wenn sie sich nicht miteinander unterhielten. Laverne öffnete sich ziemlich schnell und erzählte, dass sie ihrem Mann auf einer Tanzveranstaltung in der Highschool begegnet sei. Rita hatte eine bessere Geschichte. Ihr Mann Glenn war buchstäblich in einem Diner in sie hineingerannt und hatte ihr den Inhalt seiner Kaffeetasse über ihren besten blauen Blazer gekippt. Dabei war sie nur deshalb in den Diner gegangen, um vor einem Vorstellungsgespräch noch etwas Zeit totzuschlagen. »Es war Glenn schrecklich peinlich«, erzählte sie lachend. »Er wurde rot wie eine Tomate. Er war so süß, dass ich ihm kaum bösesein konnte, obwohl ich anfangs schon ein bisschen sauer war.« Sie bekam die Stelle nicht, aber das, sagte sie, sei ihr da schon nicht mehr wichtig gewesen.
    »Wie hast du denn deinen Mann kennengelernt?«, fragte Jazzy, das Gespräch auf Marnie lenkend.
    Marnie hatte gehofft, da Brian erst vor Kurzem gestorben war, würden die anderen vielleicht lieber nicht daran rühren wollen, aber dieses Glück war ihr nicht beschieden. Sie räusperte sich. »Ich habe keine großartige Geschichte zu erzählen«, sagte sie. »Wir sind uns bei der Arbeit begegnet.«
    »Ihr wart also Kollegen?«, fragte Laverne.
    »Nein«, antwortete Marnie. »Ich habe Brian kennengelernt, weil sein Sohn Troy in meiner Kindergartengruppe war. Seine Frau hatte ihn verlassen und war nach Las Vegas gezogen, also brauchte er jemanden, der nach der Vorschule auf Troy aufpasste. Er hat mich gefragt, ob ich einen Babysitter kenne, und ich habe gesagt, ich könne das machen.«
    »Also, das war nett von dir«, meinte Rita, den Blick noch immer auf die Straße geheftet.
    Marnie zuckte mit den Schultern. »Sonst hatte ich ohnehin nicht viel vor und er schien wirklich in der Klemme zu stecken.«
    »Das ist eine wunderbare Geschichte«, meinte Jazzy. »Was hast du gedacht, als du ihn zum ersten Mal gesehen hast?«
    »Oh, er war unglaublich süß«, antwortete Marnie. »Er ist immer mit so einer kleinen Decke in die Vorschule gekommen. Er hat sie sein Biffy genannt.«
    Laverne gluckste und Marnie begriff ihren Fehler. Jazzy hatte nach Brian gefragt, nicht nach Troy.
    »Brian war ein sehr gutaussehender, charmanter Mann«, sagte sie und räusperte sich. »Nur habe ich die beiden ebenimmer als ein Gesamtpaket betrachtet.« Sonderbar, aber sie konnte sich kein deutliches Bild von Brian aus dieser Zeit vor Augen rufen. An Troy erinnerte sie sich dagegen gut. Er war ein schüchterner Junge, klein für sein Alter, immer am Rand der Gruppe. Ein süßer Kerl mit braunem Haar, das in alle Richtungen abstand. Er hatte große, dunkle Augen mit langen Wimpern.
    In der Kindergartengruppe nannte er sie manchmal versehentlich Mommy, was ebenso herzzerreißend wie liebenswert war. »Meine Frau hat uns verlassen«, hatte Brian erzählt, als Marnie sich nach Troys Mutter, oder fehlenden Mutter, erkundigte. Kimberly. Schon damals hatte Marnie eine schlechte Meinung von dieser Frau gehabt. Wer würde denn einen reizenden Jungen wie Troy auch nur einen Tag lang allein lassen, geschweige denn für immer?
    Als Brian erzählte, er brauche jemanden, der nach dem Kindergarten auf Troy aufpasse, zögerte sie keinen Moment. Sie einigten sich darauf, dass sie Troy in Brians Haus betreuen würde. So war es am sinnvollsten. Nach und nach erwarb sie erst das Vertrauen der beiden und wurde dann unentbehrlich. Sie kochte abends, damit eine warme Mahlzeit auf dem Tisch stand, wenn Brian von der Arbeit nach Hause kam. Er war dankbar und machte ihr Komplimente. Ihre Fleischgerichte seien perfekt gewürzt, das Gemüse habe noch nie so gut geschmeckt und ihre Desserts seien ein Gedicht. Auch seine Art zu essen hatte etwas Sinnliches. Er genoss jeden Bissen langsam und stöhnte vor Wonne.
    Es hatte nicht lange gedauert, bis sie ein Paar wurden. Marnie zog nach dem Ende des Schuljahrs bei Brian ein. Damals war sie fünfundzwanzig. Etwa ein Jahr lang war sie glücklicherals je zuvor, glücklicher, als es einem Menschen eigentlich zustand. Brian brachte ihr Blumen mit, wenn er nach Hause kam, machte ihr endlos Komplimente und schleppte sie jeden Abend ins Schlafzimmer ab, sobald sie sicher sein konnten, dass Troy fest schlief.
    Doch nach einem Jahr setzte der Zerfall ein. Er zog sich zurück, wenn sie ihn umarmen

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