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Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Titel: Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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dachte an ihr Gespräch mit Jazzy zurück. Sie fand Jazzys Worte wirklich beruhigend, fragte sich aber trotzdem, ob es eine gute Idee war, unangekündigt in Las Vegas aufzukreuzen. Vielleicht sollte sie Troy und Kimberly Bescheid geben, dass sie unterwegs war. Was, wenn sie dort auftauchte, das Haus aber leer stand und alle ausgeflogen waren? Dann würde sie sich ganz schön blöd vorkommen! Und sie wäre enttäuscht. Seitdem Beginn ihrer Reise hatte Marnie ihr Handy sicher schon ein halbes Dutzend Mal hervorgeholt, um bei Kimberly anzurufen, es aber dann doch jedes Mal sein lassen. Irgendetwas hielt sie zurück. Es wäre noch schlimmer, wenn sie anrufen würde und Troy sie bitten würde, nicht zu kommen. Sie wusste nicht, ob sie so eine Zurückweisung ertragen würde.
    Während Rita mit ihrem Handy den Wetterbericht abrief und Laverne über die Nachteile von Würstchen auf leeren Magen quasselte, sah Marnie, wie plötzlich ein Ausdruck des Erschreckens in Jazzys Gesicht trat. Fast lautlos flüsterte diese: »O nein.« Marnie drehte sich um und sah eine Frau entschlossen in den Speisesaal marschieren. Sie warf nicht einmal einen Blick auf die anderen Tische, sondern kam direkt auf sie zu. Marnie erkannte die rothaarige Frau wieder, die sie gestern Abend im Restaurant angestarrt hatte. Da war sie in Begleitung von zwei jungen Männern gewesen. Heute Morgen war sie allein.
    Als sie näherkam, bemerkte Marnie, wie entzückt die Frau wirkte, Jazzy zu sehen. Gestern hatte Marnie den Eindruck gehabt, sie sei in den Fünfzigern, aber als sie jetzt näher hinsah, wurde ihr klar, dass sie sich um mindestens ein Jahrzehnt vertan hatte. Diese Frau bewegte sich wie ein jüngerer Mensch, aber ihr faltiges Gesicht verriet ihr Alter. Sie trug ein Stricktop, einen knielangen Faltenrock und Römersandalen. Eine kleine Handtasche hing an einem Riemen über ihrer Schulter. Das Outfit hätte an einer jüngeren Frau richtig süß ausgesehen, vor allem, wenn sie braun gebrannte Arme gehabt hätte.
    »Entschuldigen Sie, meine Damen«, sagte die Frau und legte die Hände auf den Tisch. Marnie konnte den Blick nicht von Jazzy wenden, deren Augen zeigten, dass sie sich wie in der Fallefühlte. »Ich störe Sie nicht gerne beim Essen, aber ich würde gerne mit Ihnen sprechen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Durchaus nicht«, sagte Rita und dann, mit einer Geste: »Bitte, setzen Sie sich doch zu uns.« Ach, Rita, dachte Marnie, du kriegst aber auch überhaupt nichts mit.
    »Danke«, meinte die Frau, zog einen Stuhl von einem leeren Tisch heran und ließ sich zwischen Jazzy und Rita nieder. »Ich habe Sie vier gestern Abend im Steakhouse gesehen und hätte mich da schon vorgestellt, aber es schien vom Timing her nicht zu passen. Ich heiße Scarlett Turner.« Sie sagte ihren Namen, als müssten sie ihn eigentlich kennen. Als niemand reagierte, öffnete sie ihre Handtasche, holte Visitenkarten heraus und schob sie den Frauen hin.
    »Wollen Sie etwas verkaufen?«, fragte Rita.
    »O nein, ganz und gar nicht«, erwiderte Scarlett. »Ich bin ein Medium. Weltbekannt. Vielleicht haben Sie von meinem Buch gehört? ›Botschaften aus dem Jenseits‹? Es war ein New-York-Times-Bestseller. Es hat zweiunddreißig Wochen auf der Liste gestanden.«
    »He!« Laverne schnipste mit den Fingern. »Das habe ich, glaube ich, gelesen. War ein Tunnel mit einem Licht auf dem Umschlag?«
    »Nein.«
    »Na, was soll’s. Dann muss ich an ein anderes Buch gedacht haben.«
    »Ich habe von Ihnen gehört«, meinte Jazzy mit ernster Miene. »Ich habe Ihr Buch gelesen.«
    »Oh, gut«, erwiderte Scarlett strahlend. »Das hatte ich gehofft. Wie heißen Sie denn?«
    »Jazzy.«
    Scarlett wiederholte den Namen. »Jazzy.« Sie gluckste wohlwollend. »Sehr gut. Der Name gefällt mir. Er strahlt eine gewisse Energie aus.«
    Laverne mischte sich ins Gespräch. »Ich heiße Laverne«, sagte sie und streckte Scarlett die Hand hin.
    Diese schüttelte sie höflich, blickte sie dann aufmerksam an und sagte: »Laverne, ich spüre, dass Ihr Leben vor einer größeren Veränderung steht. Sie befinden sich an einem Wendepunkt.«
    »Das spüren Sie ganz richtig«, erwiderte Laverne. »Ich habe zum ersten Mal im Leben meinen Bundesstaat verlassen.«
    Als Rita und Marnie sich vorstellten, quittierte Scarlett das mit einem freundlichen Nicken, aber Ritas Eindruck war, dass sie sich nur für Jazzy interessierte.
    »Nächstes Wochenende findet hier in der Stadt eine internationale Tagung statt«,

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