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Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Titel: Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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wir beide aufbrechen könnten, und Laverne und Rita bleiben hier und warten auf den Wagen.« Wie viele Stundenwaren es von hier bis Las Vegas? Vielleicht dreizehn? Sie war sich nicht ganz sicher, aber mit Laverne zusammen würde es ihr sogar noch länger vorkommen.
    Jazzy schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Nein, Laverne sollte diejenige sein, die mitfährt. Ich glaube, dass es so prima klappen wird.«
    Rita zuckte mit den Schultern. »Wenn alle es so wollen, kann ich damit leben.«
    Von da an ging alles so schnell, dass Marnie keine Zeit hatte, Einwände zu erheben. Wie sich herausstellte, stand Carsons Wagen auf dem Parkplatz hinter dem Gebäude. »Sauber und vollgetankt«, sagte er. »Und glauben Sie mir, das ist nicht allzu oft der Fall.« Er lud ihr Gepäck in den Kofferraum und zeigte den Frauen das Fach mit dem Ersatzreifen und dem Wagenheber. Marnie hörte ihm höflich zu und bereute, dass sie früher nicht aufgepasst hatte, wenn Brian über das Auto redete. Aber sie hatte immer gefunden, dass das sein Bereich war. Jetzt, da er nicht mehr lebte, war alles ihr Bereich.
    Jazzy und Rita standen daneben und hörten zu wie Touristen bei einer Führung. »Vergiss nicht, ihnen dein Navi herauszuholen«, sagte Jazzy zu Carson, beschattete die Augen mit der Hand und spähte in den Wagen. »Sie werden es zweifellos brauchen.«
    »Gut, dass du das erwähnst«, meinte Carson. »Ich bewahre es unter dem Sitz auf.«
    Marnie staunte, wie vertraut die beiden miteinander umgingen. Sie hatten sich doch gerade erst kennengelernt, Teufel nochmal. Wie kam es da, dass sie so gut harmonierten? Woher wusste Jazzy überhaupt, dass Carson ein Navi besaß? Diese ganze Reise hatte etwas Unwirkliches.
    Nach den Erklärungen zum Navi und zum Radio und zu allem anderen konnten sie endlich aufbrechen. »Lasst euch umarmen!«, sagte Jazzy und öffnete weit ihre Arme. Ach, sie war einfach ein Sonnenschein. Es schienen geradezu Lichtstrahlen von ihren Fingerspitzen zu sprühen.
    Laverne schob sich an Marnie vorbei, um Jazzy als erste zum Abschied zu umarmen. Es fiel schwer zu glauben, dass sie bis vor Kurzem völlig zurückgezogen gelebt hatte. Selbst Carson machte mit und nahm erst Laverne und dann Marnie in den Arm. Er wünschte beiden viel Glück. Marnie stellte überrascht fest, wie stark die sehnigen Arme des jungen Mannes waren und dass seine Umarmung nach Hühnernudelsuppe roch.
    Marnie umarmte zögernd Rita, die eher ein bisschen förmlich war, und ging dann zu Jazzy. Als sie die Arme um das Mädchen schlang, war sie bestürzt, wie zierlich sie war. Ganz klein und schmal. Kaum zu glauben, dass in diesem kleinen Brustkorb Jazzys großes Herz schlug. Der Rest ihres Körpers war nichts als sprühende Energie, schlanke Gliedmaßen und ein fröhliches Lächeln. »Alles wird gut«, flüsterte sie Marnie zu. »Glaub mir.«
    Was für beruhigende Worte. Marnie war von Dankbarkeit erfüllt. Ihr ging ein merkwürdiger Gedanke durch den Kopf, einer von der Sorte, die sie normalerweise nicht laut aussprach. Nur dass sie es diesmal tat. »Jazzy«, flüsterte sie ihr ins Ohr, »ich habe beschlossen, dass du meine Vogelscheuche bist.«
    Jazzy trat zurück und betrachtete Marnie verwirrt. »Was hast du gesagt?«
    »Du bist meine Vogelscheuche.« Marnie hielt einen Moment lang inne, um es ihr möglichst gut zu erklären. »Wie im Zauberer von Oz? Als Dorothy sich von all ihren Freundenverabschiedet? Sie ist nett zu allen, aber zur Vogelscheuche sagt sie ...« Sie beugte sich verschwörerisch vor und flüsterte: »Dich werde ich am meisten vermissen.«

33
    Marnie klappte die Sonnenblende herunter, um ihre Augen vor dem grellen Licht zu schützen, und parkte aus. Carson hatte Kimberlys Adresse für sie ins Navi eingegeben und so waren sie startklar. Es war ein eigenartiges Gefühl, einen fremden Wagen zu fahren. Ach was, nach den letzten zwei Tagen auf dem Rücksitz war es schon merkwürdig, wie ein Erwachsener vorne zu sitzen. Eines war schön daran gewesen, dass Rita fuhr, nämlich dass Marnie nicht aufpassen musste, sondern aus dem Fenster schauen und ihre Gedanken schweifen lassen konnte. Damit war es jetzt vorbei. Jetzt musste sie alles im Griff haben. Auf Abzweigungen zu achten und die Sattelzüge im Blick zu behalten, die oft ohne Vorwarnung die Fahrbahn wechselten, all das fiel jetzt ihr zu. Laverne würde keine große Hilfe sein. Von den anderen drei Frauen wäre Laverne die letzte gewesen, die sie sich als Reisebegleiterin ausgesucht

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