Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)
mit dem Mann in Verbindung zu bringen. »Warum hast du Melinda nie erwähnt?«
»Soph, das ist doch schon so lange her.« Er drückte auf den elektronischen Autoschlüssel und die Türverriegelung ging mit einem Piepen auf.
»Sie waren verlobt«, sagte Laverne, legte Rita die Hand auf die Schulter und fügte der Klarheit halber hinzu: »Sie wollten heiraten.«
»Du warst mit ihr verlobt?«, fragte Sophie mit gekränkter Stimme. Sie gab Rita das Foto zurück und da entdeckte diese den Diamantring an der linken Hand des Mädchens.
Davis wurde böse. »Das ist doch Schikane. Du verfolgst mich hierher und stellst mich öffentlich bloß. Was hast du getan, einen Privatdetektiv engagiert?«
»Nein«, antwortete Rita. »Ich habe keinen Privatdetektiv engagiert. Melinda hat mich losgeschickt, um dich zu suchen.«
Er machte die Tür seines Wagens auf und setzte sich hinein. »Kommst du jetzt mit oder nicht, Sophie?«
Rita packte die Tür. »Melinda hat gewusst, dass du hier bist, und sie kennt die Wahrheit. Irgendwann werden alle sie kennen.«
»Du bist verrückt. Lass mich in Ruhe.« Er schlug die Tür zu und ließ den Motor an. Sophie ging widerstrebend auf die Beifahrerseite und stieg ein. Davis setzte zurück, ohne noch einmal nach ihnen umzusehen, und fuhr wütend los. Seine Reifen wirbelten eine Staubwolke auf. Sophies kleines Gesicht im Autofenster ging Rita zu Herzen.
»Nun, das war das«, sagte sie und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Wenn sie sich vorgestellt hatte, Davis zur Rede zu stellen, war es immer anders ausgegangen als jetzt. Sie wollte, dass er seine Schuld eingestand, dass er preisgab, was er wusste. Diese Begegnung fühlte sich unvollständig an.
»Du hast deine Sache sehr gut gemacht«, meinte Laverne. »Wirklich gut.«
Marnie wandte sich Jazzy zu. »Ich finde es unglaublich, dass dir der Name Preston Place zugeflogen ist und dass sich jetzt herausstellt, dass Davis hier ist. Das ist unfassbar.«
»Ich fühle mich nicht, als hätte ich meine Sache gut gemacht«, meinte Rita. »Ich hatte mir so viel mehr erhofft.« Ein Beben in ihrer Brust griff auf den ganzen Körper über und sie begann, wie ein Kind zu weinen. Große Tränen liefen ihr die Wangen hinunter. Marnies Gesicht wurde weich vor Sorge und sie beugte sich vor und umarmte Rita. Laverne und Jazzy folgten ihrem Beispiel. Rita fühlte sich liebevoll gehalten und versuchte, ihre Tränen herunterzuschlucken. »Das war’s dann also.«
»Na ja, es ist noch nicht vorbei«, meinte Jazzy. »Warten wir einfach ab.«
Die Tür des Restaurants ging auf und Carson streckte den Kopf heraus. »Ist bei euch da draußen alles in Ordnung?«
Rita wusste, dass sie lächerlich aussehen mussten. Sie lächelte und wischte sich die Augen. »Alles bestens«, rief sie. »Ich habe nur gerade einen kleinen Nervenzusammenbruch.«
»Möchtest du mit dem Kellnern aufhören, Jazzy?«, fragte er. »Meine Mom kann deine Tische übernehmen.«
»Nein«, gab sie zurück. »Ich komme gleich rein.« Und zu Rita gewandt: »Warte einfach ab. Da kommt noch etwas Positives.«
32
Aber es kam nichts Positives. Eher wurde alles noch schlimmer.
Als der Mittagsansturm vorüber und die Gäste gegangen waren, fuhr Beth Rita zur Werkstatt des Automechanikers, während die anderen drei Frauen im Restaurant zurückblieben. Beth und Rita kamen nach einer halben Stunde wieder und Marnie wusste gleich, dass sie keine guten Nachrichten brachten. Als die beiden durch die Tür traten, verriet ihr Gesichtsausdruck alles.
»Schlechte Neuigkeiten«, sagte Beth zu Marnie und Laverne, die mit ihren Getränken an einem Tisch saßen. »Der Wagen wird erst morgen fertig.«
Die Worte trafen Marnie wie ein Pfeil in die Brust. »Nein«, sagte sie und dann wiederholte sie, als würde es dadurch wahrer: »Nein! Das kann nicht stimmen. Es muss eine Möglichkeit geben. Wir müssen heute losfahren. Wir sind ohnehin schon zu lang aufgehalten worden.«
Jazzy, die in der Nähe stand und Salzstreuer auffüllte, hob den Kopf und hörte zu.
»Es tut mir wirklich leid«, sagte Beth. »Aber Sie müssen verstehen, dass das hier eine Kleinstadt ist. Der Mechaniker mussfast alle Ersatzteile bestellen. So ist es nun mal, wenn man hier lebt.«
»Was, wenn wir in eine größere Stadt fahren würden?«, fragte Marnie. »Dann könnten wir selbst eine neue Lichtmaschine besorgen. Wenn wir Ihren Wagen leihen dürften und Sie uns den Weg zu einer Werkstatt beschrieben, könnten wir gleich aufbrechen.« Sie
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