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Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Titel: Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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und fragte sich, was das alles zu bedeuten hatte. Sie hatte die unbestimmte Hoffnung gehabt, dass ein Gespräch mit Davis ihre Fragen zu Melindas Tod beantworten würde. Doch er hatte sie nur abgefertigt und war abgehauen.
    Sie seufzte tief und Mike, der in der Nähe Zwiebeln schnitt, hielt inne. »Brauchen Sie etwas?«, fragte er.
    »Nein, danke«, antwortete sie, wie immer mit tadellosen Manieren, auch wenn heute nicht ihr Tag war. »Wenn überhaupt, sollte ich Ihnen helfen. Sind Sie sicher, dass ich nichts tun kann?«
    »Sie sind unsere Gäste«, sagte Beth, die gerade ein Tablett mit schmutzigem Geschirr ablud. »Es ist schon schlimm genug, dass wir Jazzy eingespannt haben. Auch wenn sie unsere Rettung war, das muss ich schon sagen.«
    Um halb drei machte das Restaurant zu und würde erst abends wieder öffnen. Beth drehte das Schild um und schloss die Eingangstür ab.
    »Was machen Sie jetzt?«, fragte Rita. »Siesta?«
    Beth lachte. »Schön wär’s. Normalerweise bereiten wir das Abendessen vor. Manchmal, wenn es sich nicht vermeiden lässt, fahren wir auch los und erledigen Besorgungen. Aber das kommt nicht allzu oft vor.«
    »Und das machen Sie Tag für Tag?«, fragte Rita. »Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Wenn ich mal acht Leute zum Abendessen da habe, bin ich schon nervös. Nicht auszudenken, regelmäßig so viele Leute zu verköstigen.«
    »Wir lieben es«, sagte Beth, und dann zu ihrem Mann gewandt: »Nicht wahr, Schatz?«
    »
Sie
liebt es«, erwiderte Mike. »Für sie kann’s gar nicht voll genug sein.« Er deutete mit dem Daumen auf seine Frau. »Und für mich ist das Wichtigste, dass sie glücklich ist.«
    »Sie sind ein kluger Mann«, meinte Rita. »Sie haben das Geheimnis einer glücklichen Ehe verstanden.«
    Vorne im Restaurant hörte sie Jazzy schallend lachen, gefolgt von einem »Hey, du!« und dem Klatschen eines Handtuchs. Rita musste unwillkürlich lächeln. Sie waren wie Kinder, diese beiden.
    Jazzy fand das Geschirrspülen im Restaurant vergnüglich. Sie pfiff, während sie die Teller abspülte und sorgfältig in das quadratische Plastikgestell stellte. Es machte ihr noch nicht einmal etwas aus, dass sie von Dampf und dem Geruch von Geschirrspülmittel umwabert war. »Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so gern abwäscht«, hatte Carson gesagt.
    »Ich bin eigentlich fast immer glücklich, wenn ich mich nützlich machen kann«, erwiderte Jazzy.
    »Ja, das kapiere ich auch langsam«, gab er zurück. Wie er da Essenstabletts zum Aufbewahren im Kühlschrank mit Frischhaltefolie verpackte, sah er selbst ziemlich zufrieden aus. Die Arbeit im Restaurant hatte etwas Unkompliziertes und das gefiel Jazzy. Die Leute kamen herein, um zu essen und zu trinken, und sie bekamen zu essen und zu trinken. Alles andere war Beiwerk für dieses einfache Bedürfnis. Die Gäste mussten irgendwo sitzen, für die Getränke brauchte man Eiswürfel, das Essen musste zubereitet und das schmutzige Geschirr abgewaschen werden. Das Timing hinzubekommen war die eigentliche Kunst.
    Nachdem sie beim Bedienen der Mittagsgäste geholfen hatte, war ihr die geistlose Arbeit des Abwaschs gerade recht. Während sie Essensreste abkratzte und Teller abspülte und in die Spülmaschine stellte, blitzte plötzlich eine Folge lebhafter Bilder vor ihr auf. Sie sah eine Polizeiwache und eine Frau in Uniform, offensichtlich eine Polizistin. Jazzy hielt inne, schloss die Augen und bat darum, ihr mehr zu schicken, woher es auch kommen mochte.
Was hat das mit mir zu tun?
, fragte sie in Gedanken. Gleich darauf bekam sie die Antwort. Sie erblickte sich selbst zusammen mit Rita in der Polizeiwache. Sie beide saßen am Schreibtisch der Polizistin, die Rita aufmerksam zuhörte. Jazzy begriff, dass sie Anzeige erstatteten. Jetzt kam die Polizistin richtig ins Bild. Sie war Ende vierzig und hatte braunes, grau durchwirktes, schulterlanges Haar. Nicht gerade der Typ, der viel Wert auf sein Äußeres legte. Aber sie sah nett aus. Jazzy verfolgte, wie diese Polizistin etwas notierte, und sie hörte das Wort
wirr
, worüber sie lächeln musste. Melinda drang heute lebhaft zu ihr durch. Dann war ein Name so deutlich in ihrem Kopf, als hätte jemand ihn laut ausgesprochen.
Davis
.Es kam nur selten vor, dass sie eine mediale Botschaft so klar auffing. Wieder:
Davis
. Danach spürte Jazzy, wie Melindas Geist sich zurückzog. Es war vorbei.
    »Kapiert«, sagte sie laut. »Mach ich.« Bestimmt redete sie jetzt mit sich selbst. Aber sicher konnte

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