Auf dem Maniototo - Roman
vier Freunde, die die Garretts für den Sommer eingeladen hatten – Roger und Doris Prestwick aus London und Theo und Zita Carlton aus der Innenstadt von Berkeley –, nachdem meine Nachricht und auch die von Julian Soule zweimal eine gewaltige Distanz überwunden hatten – den Atlantischen Ozean und die Strecke zwischen der Innenstadt von Berkeley und den Berkeley Hills. Die Carltons konnten «jederzeit» kommen, und die Prestwicks würden in wenigen Tagen eintreffen. Ich sah keine Möglichkeit, den toten Garretts diesen Dienst zu versagen. Im Haus war genug Platz. Ich konnte unten in der kleinen, in sich abgeschlossenen Wohnung schlafen, ein Ehepaar konnte das große Schlafzimmer mit eigenem Badezimmer haben, das zweite konnte auf dem ausziehbaren Sofa im Arbeitszimmer schlafen und das Badezimmer gegenüber benutzen. Wohnzimmer, Küche, die große Terrasse und der kleine, in voller Blüte stehende Garten würden allen zur Verfügung stehen. Ich hatte vor, die Gäste für sich selbst sorgen zu lassen, sowohl in der Realität als auch in der Literatur, wie Sie sehen werden.
Einige Tage später kamen die Carltons aus der Innenstadt herauf, um mich kennenzulernen und ihren Aufenthalt vorzubereiten, und als ich hörte, wie sie mit dem geschnitzten Türklopfer (einem Greifvogel) an die Tür schlugen, war ich plötzlich nervös. Auch sie waren nervös. Ich bat sie ins Wohnzimmer und versuchte schuldbewusst, eine Geburtstagsschachtel voll Süßigkeiten zu verbergen, die die Garretts auf dem Kaffeetisch stehen gelassen hatten und die ich bis auf die eineGeleezitrone aufgegessen hatte; sie lag umgekippt da, mit Puderzucker bestreut. In ihrer Mondsichel zeigte sich mein Probebiss. Es lag auch noch eine Praline da, die aussah wie ein Fuß in einem rüschenbesetzten Schuh.
Ich spürte die Neugier und vielleicht auch Feindseligkeit der Carltons, denn schließlich war ich die Fremde.
«Wir würden gern eine Weile hier wohnen», sagte Theo, «Irving und Trinity zuliebe. Sie haben uns eingeladen, für die Zeit, in der wir uns nach einer neuen Wohnung umsehen.» Ich war erstaunt über seinen neuseeländischen Akzent, über den ich mich schon am Telefon gewundert hatte.
«Sie sind ja aus Neuseeland,» sagte ich.
«Das ist eine Ewigkeit her. Zita auch.»
«Ja, ich bin aus Neuseeland. Und aus Ungarn.»
«Wir waren mit den Garretts gut befreundet, obwohl wir uns nicht oft gesehen haben», sagte Theo und blickte auf die angebissene Geleezitrone, die ich nicht rechtzeitig hatte verstecken können. Er hatte eine Art Staubsaugerblick, der das gesamte Blickfeld säuberte, beziehungsweise die Fähigkeit der Heuschrecken, den Schauplatz blitzschnell von Blattwerk zu befreien.
«Es ist eigenartig», sagte er, nachdem ich Eis für ihre Drinks geholt hatte, «dass Sie jetzt hier zu Hause sind, wo Sie doch, wie Sie selbst zugeben, die Garretts nicht einmal gekannt haben. Nicht so wie wir.»
Ich blieb liebenswürdig.
«Ja, es ist wirklich ein eigenartiges Gefühl. Mir einfach das Haus zu überlassen, damit ich hier schreiben kann. Und jetzt das Testament. Ich habe gelesen, dass ganze Familien mit einem Schlag getötet wurden, und mich oft gefragt, was passiert, wenn es keine lebenden Verwandten gibt.»
«Wir standen ihnen ziemlich nahe», sagte Theo. «Nicht wahr, Liebes?»
Zita stimmte zu.
Bisher hatte noch niemand das Wort «Trauer» erwähnt, und obwohl die, die ich empfand, eher allgemeiner als besonderer Natur war, hielt ich es für meine Pflicht, die Carltons daran zu erinnern, dass wir von den Garretts in der Vergangenheit sprachen, weil sie tot waren, ums Leben gekommen bei einem Erdbeben.
«Sie haben das Leben geliebt», sagte ich pathetisch.
«O, das wissen wir, das wissen wir!»
«Sie waren große Verehrer Italiens», sagte ich, sie zur nächsten Antwort auffordernd.
«O ja, sie haben Italien geliebt.»
«Und sie sind dort gefunden, identifiziert und begraben worden», sagte ich.
«Gewiss, genau, wie sie es sich gewünscht hätten!»
«Genau so!»
«Es hat schon einen Gedenkgottesdienst gegeben», sagte ich.
«Hier? So schnell? Warum haben wir nichts davon erfahren?»
«In der Kapelle der Seniorenresidenz in Carmel. Sie hatten dort einen Platz reserviert, für später.»
Mir fiel ein, dass ich den Platz geerbt hatte, das Appartement mit Meerblick.
«Aber sie wirkten so jung!», sagte Zita.
«Sie haben das Leben geliebt», sagte ich nochmals.
«O ja, das wissen wir, das wissen wir!»
«Trinity war an die
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