Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf dem Maniototo - Roman

Auf dem Maniototo - Roman

Titel: Auf dem Maniototo - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
Vom Netzwerk:
strenge Klarheit des Tonfalls war elektrisierend;jeder Konsonant und jeder Vokal wurde deutlich ausgesprochen, als wäre er Teil der herkömmlichen Sprachausbildungsübungen.
    The silk-suited superfluous suitors were suitably attired in the pursuit of Sue who will soon superintend the choosing and the ensuing furiously suicidal salute of the superfluous suitors.
    Oder:
    Gold flattery is old fiction, feigned, felicitous, a gold favorable feature in a familiar mould.
    Zita war stolz darauf, Englisch gelernt zu haben. Es war kunstvoll verflochten mit ihrer Muttersprache und ihrem Wortschatz aus anderen Sprachen. Sie war davon überzeugt, dass diejenigen, deren Muttersprache das Englische war, für immer darin verstrickt waren, aufgespießt dass es ihr jedoch nichts anhaben konnte. Sie hatte das Gefühl, eine Rüstung zu tragen, wie die Kleidung, die von den Wüstenreisenden in Amerika zum Schutz vor dem dornigen Chaparral-Gebüsch getragen wurde und von der Roger ihr erzählt hatte. Roger hatte sich eingehend mit der Wüste beschäftigt, hatte Unmengen von Büchern und Fotos studiert, und erst vor wenigen Tagen hatte er sie dazu überredet, sich zwei Stunden lang einen Dokumentarfilm im Farbfernsehen anzusehen, Szenen aus der Wüste und Wüstenbewohner, dazwischen Werbung, für die ungeheuer große Zahl ungewaschener, ungepflegter, stinkender Amerikaner mit Pickeln und Verstopfung, die in Häusern voller Staub wohnten und unter schmutzig grauen Decken schliefen, in einer Welt der Küchenschaben, Ameisen, Flöhe und des Gemeinen Schnupfens.
    «Ihr müsst die Werbung einfach ignorieren», hatte Roger gesagt und gehustet, als Reaktion auf den Schauspieler im weißen Mantel, der den neuesten Hustensaft testete. Zita hattegefunden, dass er sehr poetisch aussah, wenn er hustete. Diese helle Haut, diese sensible, zerbrechliche Erscheinung. Theo hatte höhnisch zu ihr gesagt, Roger sehe wie der typische Engländer aus, der es in seiner Angst vor einem Schnupfen in keinem Luftzug aushielt – wie würde er dann den starken Hitzeluftzug der Wüste überleben?
    Was von Roger in seiner Abwesenheit blieb, waren also der Klang seiner Stimme, eine Erinnerung an die Farben, die er gern trug – mattes Grün, Grau, Gelb –, und die unerwartete Begeisterung, mit der er Zitas Spitzenklöppelei lobte.
    Die Abwesenheit Theos brachte sowohl Frieden als auch ein Gefühl der Einsamkeit. Seine Anwesenheit, das waren sein massiger Körper, seine große, männliche Gestalt, sein lockiger Haarschopf, seine Vitalität, die von der der anderen zehrte, sodass er einen Extravorrat davon besaß. Seine Wörter wurden in einer Tonlage gesprochen, als rieben sie sich rollend aneinander, wie das Geräusch einer mehrere Meter entfernten Betonmischmaschine oder, etwas liebenswürdiger, wie sich ununterbrochen drehende Flusskiesel, die in einer Scheuertrommel poliert werden, bis sie zu kostbaren Steinen geworden sind; oder etwa wie das Kreisen der Kugeln, mit denen der Gewinner der staatlichen Lotterie ermittelt wird; welchen Vergleich man auch anstellte, seine Stimme reichte weiter als Rogers messerscharfer Ton. Theos andauernde laute Aufzählung seiner Rettungen machte Zita immer nervös, besonders wenn Theo seinen Lieblingswein getrunken hatte, denn dann wurde seine Stimme lauter, seine Rettungen wurden zahlreicher und detaillierter, die Dankesschuld der Welt für seine Taten größer, der Wunsch nach öffentlicher Anerkennung sehnlicher und die Betonung seiner Liebe zu Zita und der Vollkommenheit ihrer Ehe noch wortreicher; all das bedeutete, dass, wenn derAbend vorüber war und sie im Bett lagen, an die Stelle des feinfühligen, rücksichtsvollen Ehemannes Theo der laute, gewalttätige Retter getreten war, der nach Anerkennung und Befriedigung verlangte. Und doch war es der wilde, betrunkene, seine Liebe und Zuneigung zu Zita lautstark bekundende Theo, der ihre Liebe zu ihm zu verstärken schien, denn wenn Theo in einer solchen Stimmung war, war er ihr so zuwider, und sie fühlte sich von der Art und Weise, wie er sie und andere tyrannisierte, so abgestoßen, dass sie sich voneinander derart «vernichtet» fühlten, dass in ihrem Lieben gleichsam ein Schutzengel über sie wachte (sie waren in Stücke zerbrochen wie zwei kostbare Vasen, gestoßen von ihrem gewohnten Platz, an dem sie Tag für Tag mit dem gleichen Ausblick, umgeben von denselben Möbeln gestanden hatten, gemeinsam Licht empfangend und gleichzeitig durch Schatten auf den entsprechenden

Weitere Kostenlose Bücher